Nach zwei Akquisitionen setzt sich die Hiestand Backwaren GmbH ein hohes Ziel: Ein 20-prozentiges Jahreswachstum wird erwartet. Bis zuletzt war es ein gut gehütetes Geheimnis, welche "Bombe" wohl platzen würde bei der am gestrigen Freitag anberaumten Pressekonferenz.
Und wenngleich die Meldung von der Übernahme der Gerd Suhr Produkt-Systeme, Vogtsburg bei Freiburg im Breisgau, sowie der kleineren polnischen Tochterfirma der französischen Fleury Michon mit dem Standort Gerolzhofen nichts direkt zu tun hatte, wird sich die stärkere Marktposition von Hiestand nach Einschätzung der Konzernleitung auch für die hiesige Produktionsstätte positiv auswirken.
Andreas Stegen stellte die jüngst vollzogene Übernahme der Gerd Suhr Produkt-Systeme für 52 Millionen Schweizer Franken (CHF) vor. "Es ist unsere bislang größte und die bedeutendste Akquisition überhaupt", umriss Stegen die Dimension der Betriebsübernahme. Bei Suhr handle es sich um den führenden Händler von Tiefkühlprodukten in Deutschland der rund 380 Produkte 3 600 Kunden anbiete und 150 Mitarbeiter beschäftige. Suhr sei Marktführer im zukunftsträchtigen Bereich der Tankstellen-Shops-Belieferung, so Stegen weiter. Im letzten Jahr habe Suhr einen Umsatz von 70,34 Millionen CHF erwirtschaftet und weise ein starkes Wachstum bei hoher Rentabilität (EBIT-Marge über zehn Prozent) auf.
Zu den Gründen, die die Hiestand GmbH dazu bewogen hätten, Suhr zu übernehmen, erläuterte Stegen, dass Hiestand Deutschland bislang ein Kunden-Übergewicht im Bäckereien-Sektor aufweise, das durch die Vereinigung mit Suhr zu Gunsten einer stärkeren Marktposition im Lebensmitteleinzelhandel ausgeglichen werden solle. Auch in Zukunft solle Suhr trotz seiner Zugehörigkeit zu Hiestand unter eigenem Namen tätig sein. Dadurch, dass Hiestand eine Firma übernommen habe, die ähnliche, teilweise sogar gleiche Produkte anbietet, sollten laut Stegen Entlassungen bei Suhr verhindert werden.
Hiestand werde sich zukünftig verstärkt den Marktsegmenten Bäckereien und Bäckereiengroßhandel zuwenden, Suhr weiterhin die jetzt schon guten Beziehungen zu den Mineralölgesellschaften intensivieren und im Bereich der Bake-Off-Stationen agieren.
Ziel der Hiestand-Gruppe sei es für die nächsten Jahre, eine jährliche Wachstumsrate beim Umsatz in Höhe von 20 Prozent sicher zu stellen.
Am Rande berichtete Andreas Stegen noch kurz über die zweite Akquisition der Hiestand GmbH, die Übernahme der polnischen Tochterfirma der französischen Fleury Michon. Dieser 1991 mit Stammsitz in Krakau gegründete Backwarenhersteller beschäftige 380 Mitarbeiter und besitze in Polen mit 48 Filialen die führende Position im Back-Shop-Sektor. Die Eigenproduktion der Firma lief schon seit längerem am Rande der Kapazitätsgrenze. Qualitäts- und Logistikprobleme, der Abbau im Drittkundengeschäft und fehlende Innovationen hätten Fleury Michon Polen im letzten Jahr in Probleme gestürzt, nachdem die Firma von Mitte 1998 bis Anfang 2000 ein schnelles Wachstum aufgewiesen habe. Durch die Übernahme durch Hiestand sollen diese Defizite jedoch schnell beseitigt werden und Hiestand will sich in Polen die Marktführerposition im Back-Shop-Sektor sichern, so Stegen.