Wieder geht ein Stück Gerolzhöfer Tradition und Originalität unwiederbringlich zu Ende. Zum Monatsende wird Michael Thomas das Waschcenter Geo Süd schließen. Die Anlage weiter zu betreiben, wäre einfach nicht mehr rentabel, sagt Thomas.
Als Grund dafür nennt er ein deutlich verändertes Verhalten der Kunden bei der Autopflege. „Die Leute geben ihr Geld lieber für was anderes aus als für die Autowäsche“, erklärt der Betreiber der Waschanlage. Früher sei das anders gewesen, da sei das gute Stück noch gewaschen und poliert worden. Ein sauberes Auto gehörte einfach zum Image, so Thomas.
In den letzten Jahren jedoch habe es an seiner Anlage besonders in den Sommermonaten Flauten gegeben, die immer länger wurden.
Mit der Schließung des Waschcenters werden auch etliche Stammkunden ihren Treffpunkt Stehtheke verlieren, an der ein gemütlicher Plausch bei einem Bierchen möglich war.
Reparaturen wären fällig
Seit 1999, als sein Vater Hans Thomas die BP-Tankstelle an der Schallfelder Straße schloss, hat Michael Thomas nur noch die Waschanlage und Selbstwaschplätze betrieben. Zusätzlich ins Programm aufgenommen hat er die Innenreinigung von Autos. Als die Selbstwaschplätze kaputt gingen, nahm Michael Thomas diese bereits aus dem Betrieb; eine Reparatur oder Neuanschaffung wäre unrentabel gewesen, konstatiert er. Aber auch bei der Waschanlage wären jetzt größere Reparaturen fällig gewesen.
Automatische Autowäsche gibt es schon seit 1969 an der Schallfelder Straße. Die dortige Tankstelle bot diesen Service als erste und einzige in Gerolzhofen und Umgebung an. Zwischenzeitlich öffneten jedoch auch andere Waschanlagen in der Stadt und im Umland, so dass sich die Kundschaft verteilt hat.
Liter Benzin für 58 Pfennige
Die Tankstelle wurde 1955 als Teil des Familienbetriebs Thomas eröffnet. Hans Thomas übernahm dort die Geschäfte, sein Bruder Heinrich führte die elterliche Schlosserei weiter. Der Liter Benzin kostete dort damals noch 58 Pfennige, einen Liter Motorenöl gab es schon für eine Mark.
Über Jahrzehnte war Hans Thomas der wohl originellste und witzigste Tankwart weit und breit. Das war für alle Passanten im Jahr 1978 gut zu sehen. „Letzte BP-Tankstelle vor dem Bayernliga-Stadion“ war damals an der Zufahrt zu lesen. Hintergrund: Der FC Gerolzhofen stand in diesem Jahr kurz vor dem Aufstieg in die Bayernliga, versemmelte diesen aber nach klarer Tabellenführung noch in den letzten Spieltagen der Saison.
Doch an Weihnachten 1999, nach 44 Jahren also, war Schluss mit dem witzgewürzten Treibstoffverkauf. Grund waren die immer höheren Auflagen für den Betrieb einer Tankstelle. Dabei musste zum Beispiel auch die Fahrbahn erneuert werden, um das Eindringen von Benzin über Risse ins Erdreich zu verhindern. Hans Thomas hat das noch machen lassen, doch schon Monate später hatte der neue Belag wieder Risse. Doch als er sich bei der Baufirma beschweren wollte, zeigte sich plötzlich, dass es die Firma schon nicht mehr gab.
Zur Schließung der Tankstelle wäre es aber wohl auch ohne dieses Pech gekommen, denn die Umweltbehörden stellten zusätzliche neue Bedingungen. Das hätte weitere sehr hohe Investitionen innerhalb eines Jahres erfordert.
Die frühere Schlosserei der Familie Thomas war übrigens bereits 1984 mit dem Tod des früheren Inhabers Heinrich Thomas geschlossen worden. Was jetzt nach der Schließung auch der Waschanlage auf dem Grundstück passiert, ist noch ungewiss. Sicher ist nur, dass es verkauft werden soll.