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MEININGEN: Schalt dein Hirn aus und lehn dich zurück

MEININGEN

Schalt dein Hirn aus und lehn dich zurück

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    Evergreens im Meininger Theater:  Choreografin Julia Grunwald hat Songs und Sänger pfiffig und voller Fantasie in Szene gesetzt. Im Bild Kristin Schulze und Sven Zinkan.
    Evergreens im Meininger Theater: Choreografin Julia Grunwald hat Songs und Sänger pfiffig und voller Fantasie in Szene gesetzt. Im Bild Kristin Schulze und Sven Zinkan. Foto: Foto: Marie Liebig–

    „And now, Ladies and Gentlemen: We proudly present: Rudolf Hilds 'Evergreens'!“ 23 Jahre nach dem Riesenerfolg mit der schwer nostalgischen Musikrevue „Liebesperlen“ präsentiert das Meininger Theater wieder einmal eine Perlenkette, die das Volk sicherlich ebenso zur Freude und Erregung führen wird, wie die Vorgängershow des Allroundmusikers Hild, die es immerhin in vier Jahren auf 60 Vorstellungen brachte.

    Mit leichtem Schaudern denkt der Rezensent an die letzte Vorstellung der „Liebesperlen“ im Juli 1998. Damals fühlte er sich von der Macht der jubilierenden Massen schier erdrückt. Originalton Main-Post von damals: „Eine Stimmung wie in der verruchtesten Musikkneipe in der verruchtesten Straße der verruchtesten Stadt auf diesem verruchten Erdball. Und ich kann mich nicht erwehren, weil ich hoffnungslos eingeklemmt bin von glücklichen Menschen, die singen und schwingen und klatschen und 'piep, piep, piep' rufen.“

    Verständlich, dass der Mann die neue Performance mit „Rudi and The-All-Time-Rock-and-Blues-Band“ mit einem gewissen Herzklopfen besucht. Die Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen. Schon vor Beginn des vom ehemaligen Meininger Schauspieler und jetzigen Coburger Schauspieldirektor Matthias Straub inszenierten Spektakels rät ein Insider: „Schalt dein Hirn aus und lehn dich zurück.“

    Als die Band auf der von Helge Ullmann eingerichteten multifunktionalen Showbühne erscheint und der evergreene Rudolf Hild noch dieselbe strohblonde Langhaarperücke und dasselbe Kassenbrillengestell wie 1998 zu tragen scheint, steigt die Angst vor einer kollektiven Nostalgieorgie, der sich keiner entziehen kann.

    Doch dann – völlig unerwartet – die Erlösung. Zwar vibriert es im Publikum auch dieses Mal an allen Ecken und Enden, doch das, was in den nächsten zwei Stunden geboten wird, lässt selbst den kritischsten Kritiker nicht kalt.

    Boney M, Little Richard, Beatles, Michael Jackson, Queen, Mamas and Papas, Doors, Joe Cocker, Adele, Whitney Houston, Monty Python, AC/DC, Steppenwolf, ja selbst die deutschsprachige Sektion mit Hubert Kah, Peter Schilling, Nena und Markus, Udo Lindenberg, Geier Sturzflug, Nena, Falco und Münchner Freiheit – alle sind sie da.

    Natürlich in Gestalt von Uraltbarden Michael Jeske, Charakterkomödianten Renatus Scheibe, Diva Anja Lenßen und der Jungen Garde um den quirligen Chefanimateur Phillip Henry Brehl - Kristin Schulze, Julia Steingass und Sven Zinkan. (Manchmal wähnt man sich auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Werratal“). Alle Darsteller steigern sich in ihre Rollen, steigen im fliegenden Wechsel von einem kunterbunten Fantasiekostüm – von Carola Volles – ins nächste, singen und tanzen, flachsen und fantasieren, dass es eine wahre Freude ist.

    So gelangt man - trotz des immer noch enorm hohen Schlagermüllbergs im Lande – alsbald zur Erkenntnis: „Hej, in vielen Songs steckt so viel Rhythmus und Power, manchmal sogar Sinn und Witz, dass man heute noch eine Gänsehaut kriegt, wenn man sie hört.“ Jedenfalls, wenn sie so arrangiert und – vor allem – choreografiert sind wie in „Evergreens“. Die ehemalige Eisenacher Balletttänzerin und Choreografin Julia Grunwald hat Songs und Sänger wahrhaft pfiffig und voller Fantasie in Szene gesetzt. Was wäre das für ein Spaß, wenn die Performances im Fernsehen nicht so geleckt, geschleckt, perfekt und „super emotioned“ daherkämen, sondern mit Witz und Selbstironie und Respekt vor dem Original wie auf der Meininger Bühne

    Das Dumme nur: Kaum hat man sich in einen Song, eine zauberhafte Darstellung verguckt, kommt schon das nächste Ereignis und verweht den Zauber des vergangenen Augenblicks. Da muss man durch, bei einem solchen Spektakel.

    Trotzdem rumort im Kritiker am Ende besonders ein Song, auch wenn er hier eine ganze Reihe anführen könnte: Joe Cockers Interpretation von „With A Little Help From My Friends“, proudly presented von Renatus Scheibe und seinem Backgroundchor.

    Nächste Vorstellungen: 11. und 26. Februar, 4. März, jeweils 19.30 Uhr, 13. März, 15 Uhr. Außerdem steht der Bühnenball am 22. und 23. Januar unter dem Motto „Ball der Evergreens“. Karten unter Tel. (0 36 93) 451 222 oder 451 137. www.das-meininger-theater.de

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