Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Schilddrüse: Das unterschätzte Organ

SCHWEINFURT

Schilddrüse: Das unterschätzte Organ

    • |
    • |

    „Einen hochkomplexen Regelkreis“ nennt Seggewiß die Funktion der Schilddrüse. Das kleine, schmetterlingsförmige Organ liegt am Hals unterhalb des Kehlkopfes und produziert zwei der wichtigsten jodhaltigen Hormone für den Stoffwechsel: T4 und T3. Gesteuert und reguliert werden diese Hormone vom Gehirn: Durch den Hypothalamus, vor allem durch die Hypophyse und ihr Hormon TSH.

    Die Wirkung der Schilddrüsenhormone ist vielfältig: Sie erhöhen den Grundumsatz (Wärmeentwicklung, Sauerstoffverbrauch, Kohlehydrat-Aufnahme), aktivieren die Freisetzung körpereigener Fettbestände, den Cholesterinaufbau und –abbau und die Eiweißbildung. Außerdem fördern sie Wachstum und Reifung von Skelett und Gehirn.

    Beschwerden bei einer Unterfunktion (Hypothyerose) sind Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Antriebslosigkeit, kalte blasse Haut, verlangsamter Puls, Gewichtszunahme, Verstopfung, brüchige Fingernägel. Läuft hier der Organismus auf Sparflamme, ist es bei der Überfunktion (Hyperthyreose): Schwitzen auch bei Kälte, Herzklopfen, Herzrasen, Nervosität, Gewichtsverlust, Leistungsschwäche, Schlafstörungen. Behandelt werden solche Funktionsstörungen (ohne verdächtige Knoten, lokale Komplikationen und Stoffwechselstörungen) mit Medikamenten. Kompliziertere Erkrankungen sind Vergrößerung (Struma), Knoten (Adenom, Tumor, Zyste), Entzündungen und Autoimmunkrankheiten.

    Zur Diagnostik gehören körperliche Untersuchung, Blutentnahme zur Bestimmung der Schilddrüsen-Hormonkonzentration sowie eine Sonografie (Ultraschall). Hier zeigt sich normalerweise eine homogene Binnenstruktur in gleichmäßigen Graustufen. Oft aber sind auch knotige Strukturen zu erkennen, doch dies sagt noch nicht, ob diese Areale zu viel oder zu wenig Hormone produzieren. Diese wichtige Unterscheidung wird bei einer Szintigrafie ermittelt: Sogenannte „heiße Knoten“ mit erhöhter Hormonproduktion sind in der Regel gutartig. Dagegen kann sich hinter einem „kalten Knoten“ mit geringerer Hormonproduktion in drei bis zehn Prozent ein bösartiger Tumor verbergen.

    Um dies zu klären, wird oft eine Gewebeentnahme zur histologischen Untersuchung aus dem betreffenden Knoten durchgeführt. Meyer wie auch Seggewiß halten eine solche Punktion für eine wirklich eindeutige Diagnose als für nicht ausreichend. Sie raten bei jeder größeren knotigen Veränderung (über einen Zentimeter) zu einer Operation. Diese ist auch angezeigt bei einer Schilddrüsen-Vergrößerung mit Einengung anderer Organe, oder in den Fällen, in denen eine Radiojod-Therapie nicht erwünscht oder sinnvoll ist. Immer aber bedarf eine solche Entscheidung einer individuellen Abklärung und Abstimmung zwischen allen beteiligten Disziplinen.

    Ausführlich spricht der Chirurg Meyer über die Risiken, die bei einer Schilddrüsen-Operation vor allem beim Stimmbandnerv liegen. Eine Schädigung hätte gravierende Komplikationen. Darum wird im Leopoldina während jeder Operation eine sogenannte Neurostimulation durchgeführt, mit der ständig die Funktion dieses Nervs überprüft und gesichert wird – dem Operateur rechtzeitig Stop signalisiert. Eine operationsbedingte Minderdurchblutung der Nebenschilddrüsen (Folge Calciummangel) bessert sich innerhalb von zwei Wochen.

    Seggewiß erläutert die komplexen Wechselwirkungen von Herz und Schilddrüse. Mögliche Folgen einer Überfunktion sind erhöhte Herzfrequenz, Vorhofflimmern, Extraschläge, Herzklopfen, Luftnot und Verringerung des Gefäßwiderstands. Eine Unterfunktion kann auslösen: Verlangsamte Herzfrequenz, Muskelschwäche des Herzens, Erguss im Herzbeutel und eine Erhöhung des Gefäßwiderstands.

    „Vorsicht Jod“ überschreibt Seggewiß ein spezielles Kapitel: Eine Warnung vor dem Einsatz jodhaltiger Kontrastmittel und jodhaltiger Medikamente zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen ohne eine sorgfältige Berücksichtigung und Abwägung einer vorliegenden Schilddrüsen-Erkrankung.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden