Wenn die Tage kürzer und die Nächte kälter werden, lässt sich der Heizölkauf nicht mehr lange hinausschieben. Dass viele Kunden nur Teilmengen kaufen, um erst einmal über den Winter zu kommen, haben die örtlichen Heizöl-Lieferanten beobachtet.
Sie stufen die Stimmung bei den Kunden als "generell nicht gut" ein, vor allem, wenn die nach dem Sommerurlaub ohnehin strapazierten Haushaltskassen noch mehr geschröpft werden müssen. " Wir haben die Leute zwar vor einem Anstieg der Preise gewarnt, aber so extreme Auswirkungen waren nicht vorhersehbar" , verdeutlicht Gerhard Böhm, der Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Frankenwinheim und Umgebung.
Auch wenn die meisten Kunden dank der Medien auf eine Preiserhöhung vorbereitet waren, hat viele die tatsächliche Entwicklung erschreckt. Nach Auskunft von Ralf Seit, dem Niederlassungsleiter Schweinfurt/Würzburg bei der Shell Direct GmbH, kostete der Liter Heizöl beim Kauf einer Gesamtmenge von 3000 Litern noch im Januar dieses Jahres 68 Pfennige (inklusive Mehrwertsteuer), im Mai war der Preis dann bei 72 Pfennigen pro Liter und Anfang September musste der Käufer 1,02 Mark pro Liter Heizöl berappen. Im Vergleich zum September 1999 berechnet Walter Keicher, Verkaufsleiter Schweinfurt bei der Baywa AG, gar eine finanzielle Mehrbelastung von rund 1500 Mark pro 3000-Liter-Partie Heizöl.
Die Ursachen für die Preissteigerung sieht Rosemarie Schneider von der Schneider GmbH & CoKG (Gerolzhofen) in der Quotenkürzung der OPEC-Länder und im "riesigen zusätzlichen Bedarf" der Vereinigten Staaten von Amerika. So hätten die USA schon seit 25 Jahren nicht mehr so niedrige Ölbestände wie jetzt gehabt.
Bei der Ökosteuer dürfe man die Schuld für den drastischen Preisanstieg allerdings nicht suchen, da es nach Auskunft von Seit auf Heizöl gar keine Ökosteuer gibt. Lediglich die Mineralölsteuer wurde zum 1. April 1999 um vier Pfennige erhöht und liegt jetzt bei netto zwölf Pfennigen pro Liter. Ein weiterer Anstieg der Steuer sei nicht vorgesehen. Böhm macht den hohen Dollarkurs und auch den Produktpreis selbst für das teure Heizöl verantwortlich. So habe sich der Produktpreis von zehn bis zwölf Dollar pro Barrel (159 Liter) im Vorjahr auf 34 Dollar pro Barrel verdreifacht. Die Gewinnspanne beim Verkauf des Heizöls sei dadurch allerdings nicht größer geworden, betont Böhm.
In den letzten Tagen ist der Heizölpreis allerdings um einiges gesunken. Gestern verkaufte die Raiba Frankenwinheim den Liter für rund 80 Pfennige (bei einer Abnahme von 3 000 Litern). Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer. Dennoch ist Heizöl so teuer wie noch nie. Viele Kunden decken daher nur ihren unmittelbaren Bedarf an Heizöl und hoffen auf niedrigere Preise - oder aber sie denken ernsthaft über einen Umstieg auf andere Energiequellen nach, wie Bernhard Bedenk als Funktionsstellenleiter bei der Unterfränkischen Überlandzentrale in Lülsfeld beobachten konnte: "Seit Anfang des Jahres hat sich die Nachfrage nach Elektroheizungen und Wärmepumpen verdoppelt."