Die Idee hat gezündet: Das Angebot des Fördervereins Schloss Mainberg zu einem virtuellen Rundgang durch das historische Gemäuer am Tag des offenen Denkmals fand großes Interesse. "Es waren sehr viele Besucher da", berichtet die erste Vorsitzende des Fördervereins, stellvertretende Landrätin Christine Bender. Rund 150 Interessierte aus dem gesamten Bundesgebiet hatten den Zoom-Link für die digitale Führung angefordert oder sich direkt über die neu erstellte Homepage eingewählt, um einen Blick hinter die Schlossmauern zu werfen. Dieser ist Einheimischen wie Touristen ja verwehrt, da sich das Schloss in Privatbesitz befindet.
In Präsentationen von jeweils 30 Minuten informierten Vorsitzende Christine Bender und ihr Stellvertreter, der Historiker Thomas Horling, abwechselnd über den Förderverein und seine Ziele sowie die Geschichte des Denkmals und die schillernden Persönlichkeiten, die hier einst lebten. Zum Beispiel Wilhelm Sattler, der bedeutendste Industrielle im Bayern seiner Zeit, der auf Schloss Mainberg Tapeten produzieren ließ. Oder Deutschlands bekanntester Playboy Gunter Sachs, der Sohn des Schweinfurter Unternehmers Willy Sachs, der 1932 im Schloss geboren wurde. Die Besucher durften beim Blick ins digitale Fotoalbum in der Vergangenheit schwelgen, von Raum zu Raum spazieren und im Schlosspark wandeln.

Die beiden "Schlossführer" zeigten Fotos vom Inventar, das der Freistaat Bayern 1960 versteigern ließ, um die Steuerschulden von "Glatzenkönig" Wilhelm Heger zu begleichen. Der Haarwasserproduzent, der auch mal im Schloss gelebt hat, war mit seiner Firma pleite gegangen. Heute versucht der Förderverein, ehemalige Einrichtungsgegenstände und bedeutsame Unterlagen wieder aufzuspüren und zurück zu erwerben. Eines der Ziele, die sich der 2018 gegründete Verein gesetzt hat.

Ein anderes: Politik und Verwaltung bei der Sicherung des baulichen Zustands von Schloss Mainberg zu unterstützen. Die heutige Schlossherrin, die Immobilienhändlerin Renate Ludwig, kann für die Instandhaltung des Anwesens nicht aufkommen. Für Notsicherungsmaßnahmen an der einsturzgefährdeten Vorburg kam 2017 deshalb der Freistaat auf, der Mittel aus dem Entschädigungsfonds zur Verfügung stellte.

Warum wird das Schloss nicht vom bayerischen Staat renoviert? Das sei eine der häufigsten gestellten Fragen nach der virtuellen Führung gewesen, sagt Christine Bender. Knackpunkt sind die Eigentumsverhältnisse. Das Schloss wird zwar seit vielen Jahren ohne Angabe eines Verkaufspreises auf dem Immobilienmarkt angeboten, der Freistaat will es aber nicht kaufen und ein finanzkräftiger privater Investor hat sich bislang nicht gefunden.
Weil aber der Erhalt des für die Region so bedeutenden Denkmals von öffentlichem Interesse ist, sucht der Förderverein nach Wegen und Lösungen. Ein im vergangenen Jahr angesetzter Workshop, bei dem Zukunftsvisionen und deren Realisierung diskutiert werden sollten, konnte coronabedingt nicht stattfinden. Bei der Mitgliederversammlung am 28. September will der Vorstand seine weiteren Pläne und Ideen nun vorstellen.
"Das öffentliche Bewusstsein ist da", verweist Christine Bender auf das große Interesse am Erhalt des Schlosses, das die virtuelle Führung nochmal deutlich gemacht habe. Der Förderverein will die Veranstaltung deshalb in jedem Fall wiederholen und nicht nachlassen in seinem Werben um das Kulturgut Schloss Mainberg.
