Zu seinen Glanzzeiten war Schloss Mainberg nicht nur Schauplatz einer fürstlichen Hofhaltung, sondern auch ein vielbesuchter Ort der Künste. Vor allem im zweiten und dritten Viertel des 19. Jahrhunderts kamen wandernde Künstler an den Main und hielten das Schloss mit seinen charakteristischen drei Giebeln hoch über dem Main in ihren Skizzenbüchern fest.
Der frühere Kulturamtsleiter der Stadt Schweinfurt und Gründungsdirektor des Museums für Franken in Würzburg, Professor Dr. Erich Schneider, hat sich mit den Künstlern und Kunstwerken beschäftigt. Bei der Jahresversammlung des Förderverein Schloss Mainberg stellte er in Auszügen sein Buch "Künstler des 19. Jahrhunderts entdecken Schloss Mainberg" vor.
1901 kam die Sattlersche Kunstsammlung bei einer Berliner Auktion unter den Hammer
Mit der Säkularisation 1803 hatte Mainberg seine Aufgabe als Amtssitz der Würzburger Fürstbischöfe verloren. Erst nachdem Wilhelm und Catharina Sattler das Anwesen 1822 erworben hatten, setzte eine neue Blütezeit dort ein. Die beiden trugen in dem Schloss eine bedeutende Kunstsammlung zusammen, die zahlreiche Gemälde aus fränkischen Kirchen und Schlössern enthielt und bei einer Berliner Auktion 1901 in alle Winde verstreut wurde. "Viele versteigerte Kunstwerke lassen sich in Museen weltweit nachweisen", weiß Schneider. Sogar in den USA seien diese zu finden. "Es wäre äußerst reizvoll, den Kern dieser Sammlung für eine Sonderausstellung mal zusammenzuführen."

Eines der Hauptwerke der Sammlung Sattler war Riemenschneiders Magdalena aus dem Hochaltar von Münnerstadt, das heute dem Bayerischen Nationalmuseum in München gehört. Ein weiteres bedeutendes Werk, das Gemälde "Das Martyrium des Hl. Nepomuk", konnte der Förderverein 2019 erwerben. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, früherer Einrichtungsgegenstände wieder zu beschaffen. Einige hochkarätige Exponate kamen so zurück in die Region.

Die Sattlersche Kunstsammlung ist laut Schneider ein wesentlicher Grund, dass sich Künstler des 19. Jahrhunderts so intensiv mit Schloss Mainberg auseinandergesetzt haben. Einer dieser Künstler war der Karlsruher Maler Hans Thoma. Er hielt sich 1874 für längere Zeit als Gast auf Schloss Mainberg auf. Eine ganze Reihe Bilder sind aus diesem Aufenthalt heraus entstanden. Unter anderem das 1890 geschaffene Gemälde "Reiter von Schloss Mainberg", das in seiner künstlerischen Inszenierung an Richard Wagners Parsifal und die Gralsburg erinnere, so Schneider.
Oder "Frühling am Main", ein Ausblick aus dem Schloss über das Flusstal hinweg, das Thoma 1875 für seinen Malerfreund Burnitz schuf. Das Gemälde gelangte inzwischen als Leihgabe von der Neuen Pinakothek in München an das Museum für Franken in Würzburg. Eine kleinere Version davon hängt im Belvedere in Wien.
Auch dem Schlosspark hat Thoma ein Denkmal gesetzt. Das Gemälde wurde kürzlich von einer Münchener Kunsthandlung angeboten. Angesichts der Preisvorstellungen des Galeristen habe sich aber ein Ankauf für die Region nicht realisieren lassen, bedauert Schneider.
Auch Schlossherrin Catarina Sattler zeichnete Schloss Mainberg
Über Jahrzehnte beschäftigte sich auch der Schweinfurter Maler und Grafiker Andreas Friedrich Kornacher mit Mainberg. 1832 zeichnete er eine Ansicht von Dorf und Schloss. Eine kolorierte Fassung der Radierung mit Blick über den Fluss auf die "Skyline" von Mainberg befindet sich im Schweinfurter Stadtarchiv.
Zu den schönsten von Kornacher geschaffenen Ansichten zählt Schneider eine lavierte Skizze, entstanden um 1841, die Mainberg von Südwesten zeigt. In der Bildmitte thront hoch oben das Schloss, während sich das Dorf regelrecht ins Tal hineinduckt.
Die künstlerisch begabte Schlossherrin Catharina Sattler griff ebenfalls zu Stift und Pinsel. 1841 hielt sie die traditionelle "Wasserfahrt" vom Liederkranz Schweinfurt in einem kleinen Bild fest. Der Verein pflegt bis heute eine enge Beziehung zu Mainberg. Ein Besuch im Schloss gehörte deshalb über Generationen zum festen Jahresprogramm. Besonders beliebt waren dabei die Ausflüge mit festlich illuminierten Schiffen.
Reisende Künstler nahmen Schloss Mainberg in den Blick
Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen auch reisende Künstler Mainberg in den Blick. Zu den frühesten Ansichten gehört eine Federzeichnung von Karl Friedrich Mosch, die Mainberg aus westlicher Richtung von der Anhöhe der Mainleite am Eingang zur Kniebreche zeigt. Auf eine Zeichnung von Eduard Gerhardt geht ein Stahlstich von Johann Poppel zurück, von dem etliche Kopien und Varianten erschienen sind. Die wohl letzte Version diente 1901 als Verzierung des Buchtitelblattes in dem Katalog "Kunstschätze aus Schloss Mainberg", der zur Versteigerung der Kunstschätze erstellt worden war.

Die schönsten Ansichten von Mainberg zeigt laut Schneider der 1847 in Würzburg erschienene Stich "Mainufer" von Ludwig Braunfels nach Zeichnungen von Fritz Bamberger. Der Künstler blickt von der Mainleite über Dorf, Schloss und Weinberge tief in das sich hinter Schonungen verlierende Maintal. Von diesem Motiv kennt Schneider eine Vielzahl von Paraphrasen, die von der Beliebtheit der Darstellung im 19. Jahrhundert zeugten. Darunter befindet sich auch ein Kuriosum: ein in Seide gesticktes Bild, das Bambergers Zeichnung bis ins Detail getreu kopierte.
Auch für Künstler aus der Region war Schloss Mainberg ein beliebtes Motiv
Nach 1874 wurde es ruhig auf Schloss Mainberg. Erst aus der Zeit kurz nach 1900 tauchen wieder Studien auf, die die Malerin Marianne Fiedler geschaffen hat. Sie war die Frau des freireligiösen Predigers Johannes Müller, der damals in Mainberg seine "Freistatt für persönliches Leben" verwirklichte.
Spätestens mit dem Verkauf der ehemaligen Henneberger Residenz an den Schweinfurter Unternehmer Ernst Sachs 1915 war der Zenit der künstlerischen Beschäftigung mit Schloss Mainberg überschritten. "In die Zukunft weisende künstlerische Impulse gingen von Mainberg nicht mehr aus", so Schneider. Auf dem danach von Matthäus Schiestl im Esszimmer geschaffenen Fries vom Brautzug der Gräfin Margarete von Henneberg findet sich das Schloss am rechten Rand der Darstellung.

Von da an erprobten nur noch Künstler aus der Region ihr Können an Mainberg. Zum Beispiel Erwin Bindewald, Theo Dreher, Gustl G. Kirchner, Herbert Ott, Anton Wurm oder der Würzburger Landschaftsmaler Franz Freidhof. Und nicht zu vergessen Heinz A. Böhm, einer der größten Künstler der Stadt Schweinfurt, der die Silhouette von Schloss, Weinberge, Main, Mainleite und historischem Ortskern für das Autobahnschild an der A 70 skizziert hat.