Seit kurzem wird das „mächtige spätgotische Schloss“ im Internet feilgeboten. Auf einer Immobilien-Seite ist das exklusive Gebäude zum Angebotspreis von 4,5 Millionen Euro zu haben – „in Top-Zustand und Top-Lage über dem Main in Unterfranken“. Sogar die Maklerprovision von 3,57 Prozent des Verkaufspreises wird nicht verschwiegen.
Miteigentümerin Renate Ludwig bestätigte am gestrigen Donnerstag auf Anfrage dieser Zeitung den geplanten Verkauf. Nach ihren Vorstellungen sollen die neuen Schlossherren zum 1. Januar 2009 einziehen.
Ludwig selbst hatte im Sommer 2005 gemeinsam mit mehreren Investoren aus Frankfurt und Berlin das historische Gebäude von einer Erbengemeinschaft übernommen und mit der damals neu gegründeten „Schloss Mainberg Immobilien & Konzept GmbH“ das vorhandene Gastronomie-Konzept sukzessive ausgebaut. Die GmbH stand anfangs unter keinem guten Stern: Ihre Mitgesellschafter Adolf und Andrea-Anna Salender stiegen nach Meinungsverschiedenheiten nach einem halben Jahr wieder aus.
Rasantes Wachstum als Grund
Doch wirtschaftliche Gründe zwingen Renate Ludwig und die weiteren Eigentümer – die sie namentlich nicht nennen möchte – nicht zum Verkauf. Im Gegenteil. „Wir konnten unseren Umsatz von 2006 auf 2007 um gut 50 Prozent steigern“, berichtet sie. Das Konzept aus Gastronomie, Events wie „Nacht des Schreckens“ und „Dine and crime“, Großveranstaltungen, Feiern und Hochzeiten in den Prunksälen sowie großen Gästezimmern mit besonderem Charme kam scheinbar gut an.
Besonders erfolgreich läuft nach Angaben von Ludwig der Tagungsbetrieb. Durch die Zusammenarbeit mit einer Event-Agentur habe man viele Buchungen von Firmen aus ganz Deutschland erhalten.
Überraschenderweise nennt sie das rasante Wachstum als ausschlaggebenden Grund dafür, dass die Immobilie bereits nach relativ kurzer Zeit wieder veräußert wird. Alleinverantwortlich konnte und wollte Renate Ludwig den Betrieb nicht mehr weiterführen. Zudem habe sich ihre Hoffnung zerschlagen, dass Familienmitglieder einsteigen würden; und ein professioneller Geschäftsführer, der ihren Vorstellungen entsprach, war weit und breit nicht in Sicht. Mit 58 Jahren und einer weiteren Immobilien-Firma in der Hinterhand, musste sie eine Entscheidung treffen – zu Ungunsten von Schloss Mainberg.
Normaler Betrieb bis Jahresende
Der Verkauf bedeutet jedoch nicht das Ende des gut laufenden Gastronomie- und Veranstaltungsbetriebs. Ihre Prämisse: „Ich möchte unbedingt jemanden finden, der dies fortführt.“ Mit drei Interessenten steht sie in „sehr konkreten Verhandlungen“, und bei allen handelt es sich um größere Unternehmen aus der Gastro- und Hotelbranche. Alle haben das Schloss schon besichtigt und seien beeindruckt gewesen. Eine Entscheidung über den Käufer soll noch im Laufe des Februars fallen. Nach dem Willen der Betreiberin sollen die vier beschäftigten Vollzeitkräfte vom neuen Eigentümer übernommen werden. Für den laufenden Betrieb gibt es keine Einschränkungen. Alle bis zum Ende des Jahres gebuchten Feiern, Hochzeiten und Events werden ausgerichtet, betont Ludwig. Für 2009 nehme sie allerdings keine Buchungen mehr an.
Überrascht von den Ereignissen auf dem Schloss zeigte sich Schonungens Bürgermeister. Auf Anfrage erklärte Kilian Hartmann, dass er vor wenigen Tagen über Umwege vom Verkauf im Internet erfahren habe. „Ich verfolge dies mit Aufmerksamkeit und auch ein wenig Sorge, da ich bislang den Eindruck von einem langfristigen Vorhaben hatte.“
Bei der Hausherrin, zu der zwar kein enger, aber dennoch sehr guter Kontakt bestehe, wolle er sich in nächster Zeit um ein Gespräch bemühen.