Haben Sie Lust auf eine Schatzsuche im Wald? Dann folgen Sie diesen Zeilen. Wir werden ein Schmuckkästchen entdecken, das ökologisch und ökonomisch wertvoll ist. Das selten vorkommt, aber gerade in den Beständen der Fränkischen Platte relativ häufig zu finden ist. Und das auch durch Ästhetik besticht. Die Rede ist von der Elsbeere, die hier und heute präsentiert wird von Stephan Thierfelder, dem Bereichsleiter Forsten im Amt für Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt.
Nicht leicht zu erkennen ist die Elsbeere im ersten Moment für den Laien, da die Rinde ein bisschen jener der Eiche gleicht. „Aber wenn man sie dann genauer anschaut, dann ist sie doch stärker schuppig, ist sie vor allem dann im höheren Alter flachschuppig im Vergleich mit der doch stärker eingerissenen Borke der Eiche“, erläutert Thierfelder. Und das tief eingekerbte Blatt sehe zwar leicht ahornartig, bergahornartig aus, sei aber länglicher gestreckt, während das Bergahorn-Blatt doch eher einen quadratischen Grundriss habe. Ergo sei das Elsbeeren-Blatt eindeutig erkennbar. Ein gutes Erkennungsmerkmal seien zudem im Spätsommer die beerenartigen Früchte, erst olivgrün gefärbt und später rot-braun. Und im Frühjahr, da erkenne man die Elsbeere schön an der weißen Blüte, und im Herbst dann an der wunderschönen orange-roten Färbung. So sei sie auch eine ästhetische Bereicherung.
Keine genaue Statistik
Eine genaue Statistik, wie viel Hektar Elsbeere tatsächlich vorhanden sei, gebe es sicherlich nicht, sagt Thierfelder. Doch immerhin liege eine Erhebung aus dem Jahr 1990 vor. Damals waren im bayerischen Staatswald insgesamt nur 150 Hektar Elsbeere registriert, wobei es sich dabei durchweg um große Elsbeeren mit Himmelanschluss handle. Das besondere aus lokaler Sicht daran: Im 2500 Hektar umfassenden ehemalignen staatlichen Forstamt Schweinfurt betrug der Elsbeeren-Anteil 1998 ein Prozent. Das sind also immerhin 25 Hektar der besagten bayernweiten 150 Hektar und beweist, dass die vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt in den Landkreisen Schweinfurt und Haßberge betreuten 60 000 Hektar Wald gute Elsbeeren-Standorte bieten.
Ein solch für die Fränkische Platte typischer Standort ist beispielsweise die lichtreiche Abteilung Thomasschlag im Gemeindewald Üchtelhausen. Die wurde weiland mittelwaldartig bewirtschaftet, hat eine sogenannte Stockausschlag-Vergangenheit und beherbergt viel lichtdurchlässige Eiche. So bekommt die stockausschlagfähige Elsbeere in der Krone noch genügend Licht. Denn das größte Handicap der Elsbeere ist die Konkurrenzschwäche beim Höhenwachstum. „In einem Hochwald mit führender, weitgehend lichtundurchlässiger Buche hat es die Elsbeere natürlich ziemlich schwer“, erklärt Thierfelder. Dann zeigt der Forstdirektor dem Reporter eine zweistämmige Stockausschlag-Elsbeere. Deren Ausgangsbaum sei entweder aus einem Samen entstanden oder, was bei der Elsbeere sehr häufig vorkomme, aus Wurzelbrut. Denn die Wurzeln der Elsbeere würden weit streichen, zehn, 20 oder gar 30 Meter. Da könne es sein, dass an bestimmten Stellen aus diesen Wurzeln kleine Bäumchen entstehen.
Tief verankert
Diese vegetative Vermehrung ist nur eine der Besonderheiten der Elsbeere. Die ist beispielsweise sehr stabil, da ihr weitreichendes Herzwurzel-System sich schon in jungen Jahren sehr tief im Boden verankert. Und in Zeiten des Klimawandels, also des Temperatur-Anstiegs, „hat die Elsbeere Luft nach oben“ (Thierfelder), kommt sie auch auf relativ trockenen Böden zurecht.
Und die Elsbeere ist für Waldbesitzer auch ein Wirtschaftsfaktor. Neben ihrer Seltenheit treibt die Qualität des Holzes den Preis nach oben. Das wird klar, als die Waldführung die Abteilung Hirschkopf im Staatsforstrevier Mainberg erreicht. Dort befindet sich unter dem aufgelegten Holz ein schönes Elsbeeren-Exemplar. Da gerät Thierfelder dann schon ins Schwärmen: „Was das Elsbeeren-Holz neben seiner Härte so wertvoll macht, das ist dieser warme Rot-Ton. Und die homogene, unaufdringliche Struktur. Elsbeerenholz ist edel und gediegen.“ Das zahlt sich aus. So kann ein Kubikmeter bis zu 10 000 Euro in die Kasse spülen. Zum Vergleich: gute Eichen bewegen sich zwischen 2000 und 3000 Euro.
Auch deswegen wird die Elsbeere verstärkt gefördert, gepflegt und gepflanzt. Thierfelder: „Die Elsbeere ist halt wie Speierling, Kirsche und Wildbirne ein Schmuckkästchen der Fränkischen Platte – und deshalb auf dem Holzmarkt gesucht.“