Im Gegensatz zu manchen anderen Gemeinden im Landkreis scheint es in Schonungen zu gelingen, die Hausarztversorgung der Bevölkerung zu sichern. Seit kurzem arbeitet eine weitere Hausärztin im Ort, angestellt in der Praxis von Dr. Ingo Reeh. Ein "schönes Weihnachtsgeschenk" für die Gemeinde nennt dies Schonungens Bürgermeister Stefan Rottmann.
Sechs Hausärzte für 8000 Einwohner
Damit praktizieren aktuell sechs Hausärzte in der 8000 Einwohner-Gemeinde: Dr. Reeh und seine neue Kollegin Dr. Gerlinde Fabeck in der Praxis an den Bachgärten, Dr. Jürgen Glöckner in der Praxis an der Hauptstraße, unterstützt von Sohn Stefan, der seine Ausbildung beendet sowie an zwei Tagen von Dr. Zimmer, und in Reichmannshausen Dr. Uwe Pickert.
Hinzu kommt das im Bau befindliche "Gesundheitseck" des Investors Schmitt Immobilienverwaltung GbR an der Hauptstraße: Mit Tagespflege des BRK für 25 Personen, mit Physiotherapie, Fitnessstudio, Optiker. Außerdem wird sich dort auch die Praxis von Dr. Glöckner verändern, räumlich und personell: Sohn Stefan Glöckner wird im Laufe des nächsten Jahres die Allgemeinarztpraxis übernehmen und mit einem Kollegen, der ebenfalls in Vollzeit arbeiten wird, betreiben.
Bürgermeister wirbt mit weichen Standortfaktoren
"Als Gemeinde sind wir total happy über diese Entwicklung", freut sich Bürgermeister Rottmann. Auf der Suche nach niederlassungswilligen Hausärzten machte er Werbung auf Ärztekongressen, inseriert dauerhaft auf der Homepage des Bayerischen Hausärzteverbands und preist Schonungen und seine Vorzüge an. "Die weichen Standortfaktoren sind genauso wichtig wie die harten", meint er und zählt auf: Die Lage, die Landschaft, aber auch die Infrastruktur.

"Als Gemeinde muss man mit seinen Stärken wuchern". Immer wieder würden sich Ärzte für Schonungen interessieren, ihnen zeige er auch mal den Golfplatz oder die Mountain-Bike-Strecke. Hinzu komme, dass sich das Image der Gemeinde gewandelt habe. "Es herrscht Aufbruchstimmung", nimmt er wahr. Und die Bevölkerungszahlen steigen.
Neu-Schonunger sind auch Dr. Gerlinde Fabeck und ihr Mann, Prof. Dr. Gernot Fabeck, die aus dem Rheinland hergezogen sind. Dort hatte die Fachärztin für Innere Medizin lange Jahre in Krankenhäusern gearbeitet, "mit Notaufnahme, Diensten an Wochenenden, Feiertagen und in zahllosen Nächten", blickt sie zurück. Nach der Geburt der Tochter hatte sie dann als angestellte Hausärztin in Teilzeit an ihrem Wohnort in Linz bei Bonn gewirkt. Weil ihr Mann zum Sommersemester einen Ruf an die Fachhochschule in Schweinfurt erhielt, suchte die Familie in der Region ein neues Zuhause - und fand es in Schonungen.
"Das Haus gefiel uns, der Blick auf die Landschaft, man kommt fußläufig zur Arbeit und zur Grundschule, mein Mann kann mit dem Zug in die Stadt, die Infrastruktur passt, man hat hier kurze Wege", zählt Gerlinde Fabeck auf. Sie bewarb sich bei Allgemeinmediziner Dr. Reeh, der seinerseits eine entsprechende Stelle ausgeschrieben hatte.
Beruf und Familie vereinbaren
"Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist mir wichtig", erklärt die Ärztin. Wohnortnah zu arbeiten, die Schule hier zu wissen, eine Mittagsbetreuung für die Tochter, Bus und Bahn vor der Haustür, dazu ein realistisches Preis-Leistungsgefüge bei den Immobilien - alles Faktoren, die zählen. Außerdem schätzt sie es, wie sich der Bürgermeister persönlich einsetzt für die ärztliche Versorgung in seiner Gemeinde. Seit November arbeitet sie nun halbtags in der Praxis von Dr. Reeh mit und absolviert dabei ihre zusätzliche Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin.
Schweinfurter Norden unterversorgt
Dennoch ist der Schweinfurter Norden mit Hausärzten immer noch unterversorgt, weiß Ingo Reeh. Er fürchtet aber, dass der "riesige Verwaltungsaufwand, politisch gewollt", andere junge Kollegen von einer Niederlassung abschreckt. "Es wird immer schlimmer", nennt er als Beispiel die Datenschutzgrundverordnung, das Terminservice- und Versorgungsgesetz oder immer mehr Kontrollen in der Praxis. "Da sitzt einem die Angst im Nacken, dass man unbewusst wieder irgendein neues Gesetz übertreten könnte".
Am Landärztemangel könnten seiner Ansicht nach auch staatliche Niederlassungsförderungen, wie auch er sie in Anspruch genommen habe, oder andere finanzielle Anreize auf Dauer nichts ändern. Er hält die Gesundheitspolitik für patientenlastig: Der Patient dürfe sich im Gesundheitssystem frei bewegen und weitgehend unlimitiert Leistungen beanspruchen, dem Arzt werde jedes noch so geringfügige Detail genau vorgeschrieben. Dennoch lasse er sich die Freude am Beruf nicht verderben.
Etwa 14000 Menschen im Einzugsgebiet von Schonungen wollen hausärztlich versorgt sein. Bayernweit betreue eine Hausarztpraxis im Schnitt 800 Patienten, so Dr. Reeh. Weshalb es auch im Schweinfurter Norden ausreichend Arbeit für die niedergelassenen Allgemeinmediziner geben dürfte.