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SCHWEINFURT: Schreibaby-Sprechstunde: Neugeburt für die Familie

SCHWEINFURT

Schreibaby-Sprechstunde: Neugeburt für die Familie

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    Über diese Kooperation zwischen der Klinik für Kinder und Jugendliche (Chefarzt Dr. Johannes Herrmann) und der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie (Chefarzt Dr. Wolfgang Briegel) sprachen wir mit Herrmann und Dr. Maria Koester-Lück, die die Spezialambulanz leitet.

    Seine Kollegin sei für diese Aufgabe prädestiniert, betont Herrmann. Sie ist Fachärztin für Kinder-, Jugend- sowie Psychosomatische Medizin mit einer zertifizierten Ausbildung in Eltern-Säuglings-Kleinkind-Psychotherapie. „Und Hilfe tut hier Not“, begründet Herrmann dieses Projekt. „Vier bis fünf Prozent aller Kinder sind sogenannte Schreibabys – mit steigender Tendenz.

    Als Schreibabys gelten nach einer Faustregel Säuglinge, die mehr als drei Wochen lang an mehr als drei Tagen pro Woche mehr als drei Stunden schreien. Ähnliche Kriterien gibt es auch für Kinder mit Schlaf- und Fütterungsproblemen, für die die Leo-Baby-Sprechstunde ebenfalls frühzeitige Hilfen anbietet. „Wir betrachten unsere Schreibabys unter einem ganzheitlichen Aspekt“, erläutert die Ärztin, „eine körperliche Untersuchung steht natürlich am Anfang, gottlob sind etwa 95 Prozent aller Neugeborenen völlig gesund.“ Bei den Eltern muss vorausgesetzt werden, dass sie die relevanten Bedürfnisse ihrer Babys wie Hunger, Durst und frische Windeln wahrnehmen und befriedigen.

    Ja nichts verpassen

    Dann wird es schon schwieriger, den Ursachen für die Schrei-Ursachen auf den Grund zu kommen, die allmählich beide Seiten völlig zermürben: Eltern wie Sprösslinge. „Es gibt Kinder, die ,reizhungrig' sind, sogenannte Augenkinder“, erläutert die Ärztin. Sie wollen nichts verpassen, sind überreizt, können nicht abschalten, finden nicht mehr in den Schlaf. Durch die Übermüdung werden sie immer störanfälliger, quengeliger, hängen an der Mutter, wollen ständig getragen werden. „Der natürliche Anpassungs- und Regulierungsprozess der Babys ist gestört.“

    Eskalation früh verhindern

    Die Eltern verstehen ihr Baby nicht mehr, in existenziell wichtigen Bereichen geht die Feinabstimmung, die Kommunikation zwischen ihnen verloren: Wachsein, Schlafen, Trinken. Dadurch wachsen bei den Eltern Verunsicherung, Selbstzweifel, Erschöpfung, Depression oder gar Aggression. „Hier sind frühe Hilfen nötig, um eine Eskalation zur Gewalt zu verhindern“, so Koester-Lück.

    Das Angebot der Baby-Sprechstunde umfasst ein Erstgespräch über Vorgeschichte (schwierige Schwangerschaft), Lebenssituation (Partnerschaft, alleinstehende Mütter) und andere außergewöhnliche Belastungen. Es folgen kinderärztliche und entwicklungsneurologische Untersuchung und Beratung, falls nötig weitergehende Diagnostik. Zur Verdeutlichung von kindlichen Signalen und elterlichem Verhalten dient eine videogestützte Interaktions-Analyse. Bei körperlichen und psychischen Erschöpfungszuständen wird eine psychotherapeutische Krisenintervention angeboten, ergänzende Hilfen sind möglich.

    Ziele der Spezialambulanz sind Wissensvermittlung über Ursachen von Schrei-, Schlaf- und Fütterungsstörungen, Entlastung der Familie, Förderung der kindlichen Entwicklung und der elterlichen Feinfühligkeit. „Es gilt, wieder zu einem harmonischen Miteinander zu finden“, sagt Koester-Lück. Die guten Momente sollten wieder intensiv für Zwiesprache oder Spiel genutzt werden. Dies erleichtere dem Baby, einen eigenen Rhythmus zu finden: Selbst in den Schlaf zu kommen, auch mal für sich zu spielen – seine Welt zu entdecken.

    Abschließend gibt Chefarzt Herrmann zu bedenken, dass ein Besuch in der Leo-Babysprechstunde auf keinen Fall als Kapitulation zu betrachten sei – woher sollten gerade junge Eltern auch alles wissen? „Wir wollen Hilfen anbieten, damit die Familien wieder zu einem harmonischen Zusammenleben finden.“ Koester-Lück: „Das kann wie eine Neugeburt der Familie sein“.

    Schreiambulanz des Leopoldina – Sprechstunde für Säuglinge und Kleinkinder. Anmeldung: Tel. (0 97 21) 7 20-33 12 und 7 20-33 70.

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