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Schweinfurt: Schuberts swingende Forelle

Schweinfurt

Schuberts swingende Forelle

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    Die Besucher im Theater im Gemeindehaus waren von der Aufführung "Das Fräulein Wunder" begeistert.
    Die Besucher im Theater im Gemeindehaus waren von der Aufführung "Das Fräulein Wunder" begeistert. Foto: Tobias Metz

    Zu Beginn der Theater-Spielzeit hatte Intendant Christof Wahlefeld sechs herausragende Aufführungen aus dem vielseitigen Angebot als sogenannte Glanzlichter empfohlen. Die zwei Aufführungen der Stuttgarter " Komödie im Marquardt" mit dem musikalischen Lustspiel "Das Fräulein Wunder" sollte man dieser Best-of-Liste vielleicht hinzufügen: In einer turbulenten Geschichte des Regisseurs Murat Yeginer brachten sechs hervorragende Musical-Darstellerinnen und Darsteller mit Gesang und Tanz deutsche und amerikanische Evergreens zum Leuchten, verzauberten damit und ihrem Können und ihrer Spiellust das Publikum.

    Im Nachkriegs-Stuttgart hat die US-Army zur Teilnahme an einem "German-American Swing Festival" aufgerufen, die Gewinner sollen vor Präsident Truman im Weißen Haus auftreten. Daraufhin sucht Rosa (Sorina Kiefer), Aushilfslehrerin für Deutsch, nach Sängerinnen für ein Damen-Ensemble. Sie findet sie in Käthe (Amelie Sturm), einer Schneiderin mit Opernausbildung, und in Hilde (Diana Gantner), Melkerin und urschwäbische Jodlerin.

    Am Klavier sollen die "Stuttgarter Schlosspark-Spatzen" von William (Martin Mulders), dem protestantischen Pfarrer der US-Army begleitet werden. Doch weil Rosa einmal ausfällt, muss der Geistliche für sie einspringen, aus William wird das titelgebende "Fräulein Wunder". Und da sind noch Organisator Captain McGintley (Benjamin Hille) und Käthes eifersüchtiger Mann (Paul Schaeffer).

    Beim Melken wird nicht gejodelt

    Das Gesangstrio, das sich da in einem grauen Schulzimmer zur Probe trifft, könnte unterschiedlicher nicht sein: Rosa soll ihren Lehrerinnenberuf nach Meinung ihres Vaters wieder aufgeben, weil ja die "richtigen" Lehrer aus dem Krieg zurück sind. Käthes Mann hat sich von ihr getrennt, weil sie jetzt für den "Feind" singen will und Jungbäuerin Hilde darf neuerdings beim Melken weder Radio hören noch jodeln. Eins haben die jungen Frauen gemeinsam: "Uns reicht es mit dem Vorschriften, jetzt arbeiten wir im Showbusiness".

    Besuchen wir mit Captain John die Proben. Auch er liebt den Gesang und er gibt mit dem Duke Ellington-Song "It don’t mean a Thing" gleich den Rhythmus des Abends vor: "Ohne Swing geht gar nichts". Deshalb bewegt sich auch Franz Schuberts "Die Forelle" schon nach einigen Originaltakten schnell in schwingenden Wellen. Im Stil der Andrew-Sisters erklingt: "Bei mir bist Du schön" und aus deutscher Feder stammen "Musik, Musik, Musik" (Peter Kreuder) und "Küss mich, bitte bitte küss mich" (Hans Carste).

    Im Gewand der Comedian Harmonists gestalten die Künstler den sehnsuchtsvollen Song "Irgendwo auf der Welt" und auch mit "Cheek to cheek" schickt das Ensemble mit Gesang, Tanz (Choreografie Sorina Kiefer) und Musik (Musikaufnahmen und Arrangements Stefan Hiller) wunderbare Musical-Stimmung und gute Laune ins begeisterte Publikum. Dass aus finanziellen Gründen keine Live-Band dabei ist, wird schnell vergessen und akzeptiert, zumal es ja gelang, dass der laufende Theaterspielplan trotz der beträchtlichen städtischen Zuschuss-Kürzungen nicht beschnitten werden musste.

    Der junge Countertenor Martin Mulders glänzt in einer Paraderolle, er muss sich vom schüchternen Geistlichen in das liebreizende "Fräulein Wunder" verwandeln. Wie er in Körpersprache, Gestik, Mimik und einer Portion Koketterie zu einer jungen Frau wird, zeigt sein großes komödiantisches Können und wird mit spontanem Extraapplaus belohnt. Im Finale verabschieden sich die Künstler mit einem großen Song-Medley – das Publikum klatscht mit und ist sich einig: "Ein toller Abend".

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