Es gibt den alten Spruch: „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Er will sagen, dass man bei dem bleiben soll, was man gelernt hat, was man kann. Manchmal treffen alte Weisheiten aber auch doppelt zu, wie zum Beispiel im Falle der 19-jährigen Rebecca Erhard aus Reichenbach, denn sie hat den heutzutage seltenen Beruf der Schuhmacherin, sprich Schusterin, erlernt. Sie will diesem, ihrem Traumberuf, auch treu bleiben.
Bei der Bundespolizei in Oerlenbach hatte Rebecca Erhard eine Lehrstelle gefunden. Sie war die einzige im weiten Umkreis in dem mittlerweile selten gewordenen Beruf. Nun hat sie ihre dreijährige Lehre hinter sich gebracht. Erhard hat vom 19. bis 21. Juli vor dem Gesellenprüfungsausschuss der Schuhmacher-Innung in München ihre Abschlussarbeit vorgelegt und die Prüfung mit Bravour bestanden.
Ihr Gesellenstück bestand darin, ein Paar Herrenschuhe komplett zu fertigen. Dazu kam als weitere Aufgabe eine Schuhzurichtung, also eine Änderung mit Außenrand-Erhöhung. Mit der Benotung „Gut“ in den beiden Prüfungsteilen A und B, wurde sie auch unter den Schuhmachern Kammersiegerin in Unterfranken im Landeswettbewerb des Deutschen Handwerks.
Sie freut sich natürlich selbst am meisten über diesen Erfolg. Auch ihr Ausbildungs-Meister Dieter Hein freut sich. Er sagte schon zu Beginn der Lehrzeit über seine stets freundliche und immer gut aufgelegte Auszubildende: „Die passt schon, die Rebecca“.
Mittlerweile hat Rebecca eine Stelle in einem Orthopädie- und Schuhtechnik-Geschäft in Schweinfurt angetreten. „Ich kenne den Betrieb schon von der überbetrieblichen Ausbildung, darum freut es mich, dass ich jetzt hier arbeiten und das Erlernte in die Praxis umsetzen kann“, meint die 19-Jährige dazu.
Allerdings soll diese Stelle für sie nur eine Zwischenstation sein. Denn ihr Wunschziel, das sie sich schon vor drei Jahren in den Kopf gesetzt hat, ist ein Studium des Schuh-Designs an der Deutschen Schuh-Fachschule in Pirmasens.
Befragt nach den Eindrücken zu ihrer Lehrzeit, meint Rebecca Erhard: „Die drei Jahre gingen ganz schnell rum. Die Ausbildung war witzig, lehrreich und hat mir viel Spaß gemacht.“ Statt der vielen Stunden, die sie dabei für Gipsen und Schienenfertigung aufbringen musste, hätte sie aber „viel lieber Schuhe gezwickt“, womit das Aufspannen und Anpassen des Oberleders auf das Schuhunterteil gemeint ist. Denn das komplette Aufbauen und Fertigen eines Schuhes, „das macht mir am meisten Spaß“.
Zum Berufsschul-Blockunterricht musste sie nach München, wo sie aus Unterfranken die einzige Schülerin war. „Die anderen kamen aus ganz Bayern und sogar aus Baden Württemberg. Aber es war gut.“ Die Frage, ob ihr denn der heute so seltene Beruf eines Schuhmachers noch Spaß mache, meinte Rebecca kurz angebunden: „Bis jetzt passt’s noch. Es ist und bleibt mein Traumberuf.“