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SCHWEINFURT: Schuldnerberatung: Niedriglohn als Schuldenfalle

SCHWEINFURT

Schuldnerberatung: Niedriglohn als Schuldenfalle

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    Das Geld reicht nicht: Unwirtschaftliche Haushaltsführung, Krankheit/Sucht, Arbeitslosigkeit waren auch 2015 Hauptgründe für Überschuldung. 800 Personen aus Stadt und Landkreis Schweinfurt wandten sich im letzten Jahr an die Kolping-Schuldnerberatungsstelle.
    Das Geld reicht nicht: Unwirtschaftliche Haushaltsführung, Krankheit/Sucht, Arbeitslosigkeit waren auch 2015 Hauptgründe für Überschuldung. 800 Personen aus Stadt und Landkreis Schweinfurt wandten sich im letzten Jahr an die Kolping-Schuldnerberatungsstelle. Foto: Foto: dpa

    800 Klienten haben letztes Jahr das Angebot der Kolping-Schuldnerberatungsstelle in Anspruch genommen, wie diese in ihrem Jahresbericht 2015 mitteilt. 447 Personen (56 Prozent) gaben demnach die Stadt Schweinfurt als Hauptwohnsitz an, 354 Personen oder 44 Prozent den Landkreis.

    Als Hauptüberschuldungsgrund wurde „unwirtschaftliche Haushaltsführung“ mit einem Anteil von rund 29 Prozent ermittelt. Oft führten Niedriglöhne und prekäre Arbeitsverhältnisse dazu, dass Menschen ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr bestreiten könnten. Dies könne den Einstieg in eine dauerhafte Zahlungsunfähigkeit darstellen.

    Arbeitslosigkeit

    An zweiter Stelle der Hauptverschuldungsgründe lag mit 14 Prozent die Arbeitslosigkeit, auf Platz drei „Erkrankung/Sucht“ mit zwölf Prozent und an vierter Stelle der Statistik mit gut elf Prozent „unzureichende Finanzkompetenz“. Wie im Vorjahr hatte die Mehrheit der Personen, die sich an die Beratungsstelle wandten, Schulden im Bereich bis 5000 Euro. 21 der 800 Klienten (2,5 Prozent) seien mit mehr als 200 000 Euro verschuldet gewesen.

    468 Ratsuchende waren bereits vor Beginn des Jahres 2015 in die Beratung gekommen, 333 Hilfesuchende, die anschließend weitere Termine wahrnahmen, vereinbarten im Berichtsjahr erstmalig einen Termin. Zum Jahresende sei bei 342 Klienten die Beratung abgeschlossen worden. Für 68 Verschuldete habe dies bedeutet, „dass wir ihre Schulden durch Verhandlungen mit den Gläubigern derart reduzieren konnten, dass sie entweder bereits getilgt werden konnten oder in absehbarer Zeit im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten des Schuldners reguliert werden können“, so die Beratungsstelle.

    67 Klienten hat diese im vergangenen Jahr an andere Stellen wie etwa die Suchtberatung, soziale Einrichtungen oder – wenn sich nur ein Verbraucherinsolvenzverfahren als Lösung für die sonst aussichtslose Situation abgezeichnet habe – an regionale Rechtsanwälte weitervermittelt.

    Nach ihren eigenen Angaben waren von den 800 Klienten im Jahr 2015 zu Beginn der Beratung 322 Personen arbeitslos, 310 bezogen Hartz-IV-Leistungen, 281 Personen gingen einer abhängigen Beschäftigung nach und 32 erwirtschafteten Einkommen als Selbstständige. 147 Personen bezeichneten sich als „anderweitig nicht erwerbstätig“ – darunter fallen etwa Schüler, Studenten, Hausfrauen oder Rentner.

    Das durchschnittliche Einkommen der beratenen Personen lag laut der Schuldnerberatungsstelle für Stadt und Landkreis Schweinfurt in der Stadt bei 746 Euro im Monat und im Landkreis bei 853 Euro. Wie bereits im Vorjahr habe der Landkreis Schweinfurt unter den Landkreisen in Deutschland mit den niedrigsten Schuldnerquoten wieder Rang drei belegt mit einer Schuldnerquote von fünf Prozent – wonach dieser Anteil der Bürger überschuldet ist. Die Stadt Schweinfurt belege Rang 258 unter den 402 deutschen Kreisen und kreisfreien Städten; in der Stadt sei die Schuldnerquote von 9,96 im Vorjahr auf 10,23 Prozent gestiegen.

    Überschuldung ist der Beratungsstelle zufolge in Kernstädten und Ballungsräumen meist deutlich ausgeprägter als in ländlichen Regionen. Grund: Soziale Problemlagen wie Arbeitslosigkeit, Einkommensarmut und der Bezug von Sozialleistungen, die Ursache für nachhaltige Zahlungsstörungen von Privatpersonen sein könnten, lägen in größeren Städten häufiger vor, zudem seien hier die Konsumanreize höher.

    Überschuldet trotz Arbeit

    „Arm und überschuldet – trotz Arbeit“ Damit beschäftigte sich die Aktionswoche der Schuldnerberatung 2015. Obgleich die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik auf dem niedrigsten Stand der letzten 20 Jahre liege und die Anzahl der „Normalarbeitsverhältnisse“ zunehme, führten Niedriglöhne sowie atypische und prekäre Beschäftigungsverhältnisse oft dazu, dass die Betroffenen die Kosten für den laufenden Lebensunterhalt, für Mietzahlungen, Mobilitätskosten und notwendige Anschaffungen, dauerhaft nicht mehr leisten zu könnten.

    Niedriglöhne und „atypische Beschäftigungsverhältnisse“ stellten damit neben den „klassischen“ Gründen für Überschuldung wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit, „den Einstieg in eine dauerhafte Zahlungsunfähigkeit dar“, so die Beratungsstelle.

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