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SCHWEINFURT: Schulstreit entzweit Schweinfurter

SCHWEINFURT

Schulstreit entzweit Schweinfurter

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    Solidarisch: Schüler, Eltern und Lehrer protestieren wie hier beim Schulfest gegen die Schließungspläne für das Walther-Rathenau-Gymnasium in Schweinfurt. Am Montag gab es zudem eine Demonstration mit gut 1000 Teilnehmern auf dem Marktplatz.
    Solidarisch: Schüler, Eltern und Lehrer protestieren wie hier beim Schulfest gegen die Schließungspläne für das Walther-Rathenau-Gymnasium in Schweinfurt. Am Montag gab es zudem eine Demonstration mit gut 1000 Teilnehmern auf dem Marktplatz. Foto: Foto: Oliver Schikora

    Seit gut zwei Wochen ist für Schüler, Eltern und Lehrer der Walther-Rathenau-Schulen in Schweinfurt nichts mehr, wie es war. Da wurden die Pläne von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) bekannt, mittelfristig das kommunale Walther-Rathenau-Gymnasium zu schließen und die Walther-Rathenau-Realschule mit der staatlichen Schonunger Realschule zu verschmelzen, die im Gebäude der Rathenau-Schulen angesiedelt sein soll. Die Pläne, die Landrat Florian Töpper (SPD) unterstützt, haben für einen Proteststurm gesorgt. Schulleitung, Kollegium und Eltern wurden von den Plänen völlig überrascht.

    Fast alle Fenster am Schulgebäude in Schweinfurt sind mit Plakaten von Schülern unter dem Motto „Rettet unser Rathenau“ versehen. Die Schulfamilie ist im Protest gegen die Pläne zusammengerückt. Ihre Schule ist für die gute pädagogische Arbeit sowie Projekte wie die Sternwarte, das Fair-Trade-Projekt oder die Chorklassen bekannt. Beim Schulfest am vergangenen Freitag gab es eine beeindruckende und zugleich beklemmende Aufführung der Chorklassen zur drohenden Schließung. Am Montag hatten Schüler der Schülermitverwaltung einen Demonstrationszug zum Marktplatz organisiert. Über 1000 Teilnehmer protestierten friedlich, aber lautstark mit Trillerpfeifen, Trommeln und Trompeten: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man unsere Schule klaut.“

    Die Rathenau-Schulen mit ihrem wirtschaftswissenschaftlichen gymnasialen Zweig und der angegliederten Realschule sind seit Jahrzehnten in kommunaler Trägerschaft. Sie werden derzeit von 531 Gymnasiasten und 734 Realschülern besucht. Die Stadt hatte vergangenes Jahr rund 800 000 Euro Sachaufwand und gut 6,77 Millionen Euro Personalkosten für 105 Lehrer an beiden Schulen. Schon seit den 1970er Jahren gibt es immer wieder die Bemühung von Seiten der Stadtverwaltung, die Schule in staatliche Trägerschaft zu übergeben. Dies war bisher nicht möglich, doch durch die Kooperation mit Schonungen hat sich für Schweinfurt eine neue Chance ergeben.

    Sinkende Schülerzahlen

    Oberbürgermeister Remelé führte in den vergangenen Tagen zahllose Gespräche mit den Betroffenen. Er verweist vor allem darauf, dass die demografischen Rahmendaten die Stadt zum Handeln zwingen. „Wir brauchen den Blick für das große Ganze und müssen die Region sturmfest für die Herausforderungen der Zukunft machen“, so der OB. Den Plänen der Verwaltung liegt ein Schulentwicklungsplan für die Stadt und alle Schultypen zu Grunde. Alleine in den vier Schweinfurter Gymnasien – drei davon in staatlicher Trägerschaft – gingen die Schülerzahlen von 4118 (2009/10) auf jetzt 3180 zurück. Mit eingerechnet in die Zahlen ist der doppelte Abiturjahrgang 2010/11.

    Im Haupt- und Finanzausschuss wurde Dienstag das Vorhaben erstmals den Stadträten vorgestellt, eine Entscheidung aber vertagt, da erst der Schulentwicklungsplan vorgelegt werden soll.

    Die Stadt plant, nächstes Jahr noch einmal Fünftklässler am Rathenau-Gymnasium aufzunehmen und dann die Schule abzuschmelzen. 2024/25 würde der letzte Jahrgang Abitur machen, das Gymnasium geschlossen. Das Zusammenwachsen der Rathenau-Realschule mit der Schonunger Realschule soll 2024/25 beginnen und 2029/30 beendet sein. Die neue Realschule hätte dann wohl 1075 Schüler, im Gebäude der Rathenau-Schulen. Es wäre eine staatliche Schule, der Sachaufwand bliebe aber bei der Stadt Schweinfurt. Den bei der Stadt angestellten Lehrern sicherte Remelé mehrfach Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen für zehn Jahre zu.

    Gleichwohl befürchten viele Eltern, dass gerade die guten Lehrer die Schule vorzeitig verlassen. Auch ist die Frage offen, in welchem Schweinfurter Gymnasium ein wirtschaftswissenschaftlicher Zweig wie am Rathenau eingerichtet werden kann.

    Widerstand gegen die Pläne gibt es auch in Schonungen, das seinen Realschul-Standort erhalten will – im Gemeinderat wurde in dessen letzter Sitzung deutliche Kritik an Landrat Töpper geübt, Schonunger Gemeinderäte waren auch bei der Demonstration in Schweinfurt dabei.

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