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SCHWEINFURT: Schwarzer Donnerstag für die Alliierten

SCHWEINFURT

Schwarzer Donnerstag für die Alliierten

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    Schweinfurt ist im Zweiten Weltkrieg nicht nur die „Hauptstadt“ der Wälzlagerherstellung in Deutschland, sondern im gesamten „Reich“. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Alliierten die Stadt bombardieren, um diese höchst kriegswichtige Schlüsselindustrie zu schwächen. Im Sommer 1943 ist es soweit.

    Endet schon der erste Angriff der Amerikaner am 17. August auf Schweinfurt – parallel dazu werden an diesem Tag die Messerschmitt-Werke in Regensburg angegriffen – für die 8. US-Luftflotte in einem mittleren Fiasko (wir berichteten), so übertrifft der zweite die schlimmsten Befürchtungen um ein Vielfaches.

    Gürtel von Flak-Stellungen

    Wegen seiner kriegswichtigen Bedeutung wird Schweinfurt im Zweiten Weltkrieg mit einem Gürtel von Flak-Stellungen umgeben, wie ihn selbst erheblich größere Städte nicht besitzen. Außerdem ist die deutsche Luftwaffe noch schlagkräftig genug und rechtzeitig informiert. Alles, was an Flugzeugen verfügbar ist, wird aus dem ganzen Reich zusammengezogen und den Eindringlingen entgegengeworfen.

    Die amerikanische Luftwaffe erleidet an diesem Herbsttag mit herrlichem Wetter die größten Verluste im gesamten Zweiten Weltkrieg, was das Verhältnis der eingesetzten und abgeschossenen B17-Bomber anbelangt, die von den über ganz Ostengland verteilten Stützpunkten aufgestiegen sind. 60 der 291 ins Reichsgebiet eingedrungenen „Fliegenden Festungen“ (Flying Fortress) mit jeweils zehn Mann Besatzung an Bord werden abgeschossen.

    Herbe Verluste

    Weitere stürzen bei der Rückkehr in den Ärmelkanal oder aufs englische Festland. Wiederum andere kehren mit letzter Motorkraft gerade noch auf die Insel zurück, sind aber so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr verwendet werden können.

    Die Folgen bleiben nicht aus. Der 14. Oktober 1943 stellt einen Wendepunkt in der Kriegsführung der amerikanischen Luftwaffe dar, die wegen der besseren Zielgenauigkeit am Tag angreift, während die britische Royal Air Force den Schutz der Nacht bevorzugt. Doch je weiter die Angriffe tief hinein nach Deutschland führen, desto gefährlicher wird die Auftragslage, weil die Begleitjäger wegen ihres begrenzten Spritvorrats umdrehen und die Bomber fortan auf ihrem langen Weg hinein nach Deutschland und anschließend wieder zurück auf die britische Insel ungeschützt ihrem Schicksal überlassen müssen.

    US-Angriff in der Krise

    Wegen der hohen Verluste am schwarzen Donnerstag geraten die US-Angriffe auf das Deutsche Reich in eine Krise. Sie werden vorübergehend ausgesetzt und erst wieder aufgenommen, als die Begleitjäger mit Zusatztanks ausgerüstet sind. Nach Schweinfurt kehrt die US-Luftwaffe erst wieder zu ihrem dritten Angriff am 24. Februar 1944 zurück.

    Der deutschen Luftwaffe kostet der gelungene Gegenangriff im Gegensatz zu den Amerikanern wahrscheinlich „nur“ 33 Jäger. Doch wiegt dieser Verlust unter dem Strich deutlich schwerer, da die Deutschen weder im Hinblick auf Personal noch Material die Nachschubmöglichkeiten haben wie die Alliierten. So können Luftwaffe und Flugabwehr diesen Erfolg auch im weiteren Kriegsfortgang nicht mehr wiederholen. Mit jedem Tag wird die Überlegenheit der Alliierten in der Luft größer. Schweinfurt hat den Amerikanern verdammt weh getan, das bleibt aber nur eine Scharte.

    Keine entscheidende Schwächung

    Dafür irrt die US-Luftwaffe, was die Zerstörung und die Schwächung der Walzlägerindustrie anbelangt. Die amerikanische Propaganda meldet die meisten Fabriken als ganz oder stark zerstört und feiert ihren Präzisionsangriff. Der hinterlässt in der Tat schwere Schäden und kostet offiziell 276 Menschen das Leben.

    Die Wälzlagerauslieferung fällt allerdings dank der Vorkehrungen und Verlagerungen trotz dieses und aller anderen nachfolgenden Angriffe durch Briten und Amerikaner nie soweit aus, dass die Produktionseinbrüche entscheidend auf die steigenden Endfertigungszahlen von Rüstungsgütern durchschlagen.

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