Als stolze Stadt des Sports definieren nicht nur ältere Fans des Fußball-Regionalligisten FC 05 Schweinfurt die Wälzlagerstadt. Radsport, Rudern, Faustball – die Liste der Aushängeschilder von überregionaler Bedeutung ist lang. Die neue Ausstellung Made in SW – Schweinfurt Stadt des Sports, die 17. in der beliebten Reihe und die achte von Kuratorin Daniela Kühnel verantwortete, zeigt die Bedeutung des Sports für Schweinfurt – in teils überraschenden Facetten, mit Liebe zum Detail und Qualität.
Die diesjährige Made in SW ist insofern etwas Besonderes, als sie bekanntlich im Oktober vergangenen Jahres begann. Im Foyer des Rathauses vor dem Bürgerservice hatte Kühnel mit einer Wechselausstellung den Schwerpunkt auf die Präsentation der Schweinfurter Vereine gesetzt. 20 von ihnen – insgesamt haben die 70 Vereine im Stadtgebiet rund 21 000 Mitglieder – nutzten die Gelegenheit, die Vereinsgeschichte darzustellen und mit besonderen Utensilien in einer Vitrine zu unterstreichen.

In der Rathausdiele findet sich die Vereinspräsentation gebündelt mit allen 20 Bannern und es gibt Vertiefendes zum Thema Sport und was man darunter noch alles verstehen kann. Denn natürlich ist Schweinfurt eine Stadt des Sports, aber vor allem der Industrie. Und die Entwicklung zur Industriestadt und die Entwicklung von Sport-Vereinen gehören hier zusammen wie Spargel und Sauce Hollandaise.
Dickes Lob vom OB für ehrenamtliche Vereinsarbeit
Hier gelingt Daniela Kühnel beeindruckend anschaulich, historische Daten mit Leben zu erfüllen. Die Sportgeschichte der Stadt beginnt ja schon im 15. Jahrhundert, die bürgerliche Schützengesellschaft wurde 1433 ins Leben gerufen, und nimmt im 19. Jahrhundert richtig Fahrt auf. 1848 entstand die Turngemeinde, 1862 der TV Oberndorf, 1868 der Turngau Schweinfurt-Haßberge, 1895 der TV Jahn, die Rad-Bewegung in den 1890er Jahren, usw.
Interessiert lasen die Besucher die Vereinsdarstellungen, betrachteten die Ausstellungsstücke in den Vitrinen. Und nahmen erfreut zur Kenntnis, welch Wertschätzung das Ehrenamt bei Oberbürgermeister Sebastian Remelé genießt. Der freute sich über eine "reichhaltige Vereinslandschaft" und zollte denen Respekt, "die sich Woche für Woche engagieren."

Die industrielle Entwicklung von der Torpedo-Freilaufnabe bis zum Kugellager mit dem Sport zusammen zu bringen, ist die Kunst der Ausstellung. Zu sehen sind Besonderheiten wie der von SKF entwickelte "Speedy", ein Roll- und Schlittschuh gleichzeitig, aber auch die Radgeschichte vom Hochrad bis zum Rennrad. Der Hochrad-Fahrer Ernst Sachs kam deswegen in die Region, weil er nach einem Renn-Unfall in Bad Kissingen zur Kur war.

Beim Blick in die Vitrinen fällt eine am Eingang auf, womöglich gibt es da den größten Schatz der Ausstellung. Kühnel hat den letzten halben Liter Wasser aus dem Ernst-Sachs-Bad gefunden. Als das Becken nach der Schließung 2005 abgelassen wurde und der Umbau zur Kunsthalle begann, die dieses Jahr zehnten Geburtstag feiert, dachte jemand daran, in einem Weckglas das Beckenwasser aufzubewahren. Eine wunderbare Idee, gerade wegen dieses Bades, in dem Generationen von Schweinfurtern das Schwimmen lernten. "Ideell", so Kühnel, " ist das sicher am wertvollsten."
Wenn die Kunst ihren eigenen Blick auf den Sport wirft
Ein ebenso interessanter Aspekt, mit Bildern aus den stadteigenen Kunst-Depots bestückt, ist die Frage, wie sich Künstler mit Sport auseinandersetzen. Das Werk "Begeisterung" von G. Hubert Neidhart, das zum 90. Geburtstag des FC 05 entstand, ist eines, das zum Nachdenken anregt. Viele Menschen tragen einen Fußballer jubelnd auf den Schultern, doch ihre Blicke sind erschöpft und ausgezehrt.

Neben der Made in SW wird es während des Landesturnfestes vom 30. Mai bis 2. Juni noch eine weitere interessante Ausstellungen im Rathaus-Foyer und im Vorraum der Rathaus-Diele geben. Da steht die Turnfest- und Turngau-Historie im Vordergrund, unter anderem sind die historischen Fahnen der Turngau-Vereine zu sehen.
A propos Historie: Ein Verweilen vor der raumhohen Wand mit den "Schweinfurter Sportnachrichten" aus den letzten 170 Jahren ist ein Muss. Kühnel hat bewusst ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zahllose Nachrichten mit Bildern gesammelt und fordert die Besucher zum Mitmachen auf: "Nutzen Sie die Zettel, schreiben Sie Ihre Sport-Erlebnisse oder was Sie für ein besonders wichtiges Datum halten, auf und kleben es an die Wand." Man darf gespannt sein, was den Schweinfurtern so alles zu ihrer Stadt des Sports einfällt.

Made in SW - Schweinfurt Stadt des Sports. Ausstellung in der Halle Altes Rathaus, bis 23. Juni. Geöffnet Dienstag bis Sonntag 14 bis 17 Uhr, Montag und Feiertags geschlossen. Öffnungszeiten während des Landesturnrfestes: 30, Mai 14 bis 21 Uhr, 31. Mai bis 2. Juni: 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei.