In einer Zeit, in der das Handwerk um Anerkennung und Nachwuchs kämpfen muss, kann es erfrischend sein, von Menschen zu hören, die aus Liebe zu ihrem Beruf seit gut 30 Jahren bei einem Unternehmen arbeiten, das selbst seit 170 Jahren zu Schweinfurt gehört.
"Als wir angefangen haben, war der Max drei Jahre alt", erinnern sich Mario Sorger (Kundendienstmeister, seit 32 Jahren im Betrieb), Raik Dellner (Kundendiensttechniker, seit 30 Jahren im Betrieb) und Markus Schleyer (Obermonteur Anlagenmechaniker, seit 30 Jahren im Betrieb) lachend, als sie von ihrem jetzigen Chef Max Buchert, dem Geschäftsführer und –inhaber der Karl Buchert GmbH, erzählen.
Augenzwinkernd werden einige Geschichten ausgetauscht, von frechen Sprüchen und ungewöhnlichen Plätzen für den Mittagsschlaf. Ein paar Erinnerungen behalten sie allerdings lieber für sich. Dass sie ihren jetzigen Vorgesetzten bereits als Kind kennengelernt haben, stellt für keinen der drei ein Problem dar. "Man kann immer hingehen zum Chef", sind sich alle einig. Meinungen würden gehört und sofern möglich auch umgesetzt werden. In dem Familienbetrieb sei alles sehr - im wahrsten Sinne des Wortes - familiär.
Die dritte Generation Chef
Die Handwerker erleben mit Max Buchert bereits die "dritte Generation Chef", erinnern sich aber auch gerne an dessen Großvater Karl Buchert zurück. Einer vom alten Schlag sei er gewesen. "Er war immer früh in der Firma und hat uns drinnen im Warmen warten lassen, wenn es draußen kalt war", berichtet Markus Schleyer. Dann habe er alte Geschichten und Witze zum Besten gegeben. Auch Betriebsfahrten in verschiedenste deutsche Städte, die früher oft stattfanden, haben zum guten Arbeitsklima beigetragen. Neben der abwechslungsreichen Tätigkeit sei es genau dieses Klima, das alle drei so lange bei der Firma Buchert gehalten habe.
Geschäftsführer Max Buchert betont die Bedeutung, die langjährige Mitarbeiter für das Unternehmen haben. "Wir arbeiten auf sehr hohem Qualitätsniveau. Jeder Monteur, den wir haben, hat von der Pike auf hier gelernt." Bei Privatkunden, von denen die Firma viele hat, sei das ganz besonders wichtig. Damit ein Mitarbeiter auf einen langjährigen Arbeitsplatz hoffen dürfe, brauche es neben dem eigenen hohen Anspruch an seine oder ihre Arbeit, sowie selbstständigem und lösungsorientiertem Denken auch Freundlichkeit und Geduld im Umgang mit den Kunden. Und wie schafft man einen langjährig attraktiven Arbeitsplatz für Arbeitnehmer? "Das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen zwischen Arbeitgeber und –nehmer muss stimmen", ist sich Max Buchert sicher.

Obwohl 30 Jahre gesammelte Erfahrung einige Vorteile mit sich bringen, braucht es natürlich auch den Nachwuchs. Sechs Auszubildende sind im Moment in dem Betrieb beschäftigt, "damit junge Monteure nachkommen, die so arbeiten, wie wir das für richtig halten". Der Geschäftsführer sieht es als seine Pflicht für die Zukunft der Zunft an: "Das Handwerk leidet darunter, wenn es keine Azubis gibt."
1850 Eintrag in die Handwerksrolle
In den letzten 30 Jahren hat sich im Bereich Bäder und Sanitär viel verändert, doch das Unternehmen selbst blicke Max Buchert zufolge auf eine deutlich längere Geschichte zurück. 1850 soll der Eintrag in die Handwerksrolle erfolgt sein. Eisenwaren habe man damals hergestellt. Sein Großvater habe bei der Erneuerung die Spenglerarbeiten bei verschiedenen Kirchen und dem Ernst-Sachs-Bad in Schweinfurt übernommen. Erst Ende der 90er Jahre kam die Entwicklung zum Betrieb für Komplettbäder und Heizungstechnik – damals eine "Innovation in Schweinfurt", berichtet Max Buchert.
Seitdem ist einiges anders geworden. Der innenarchitektonische Anspruch der Kunden sei deutlich gewachsen: "Das Bad hat für Kunden mittlerweile einen ähnlichen Stellenwert wie Wohnzimmer und Küche". Es sei heutzutage weniger Nutzraum als vielmehr Wohlfühlort und Wellnessoase. Gleichzeitig habe sich die Arbeitszeit verteuert. Deshalb mussten Vorbereitung und Organisation effizienter werden. Und auch die Technologisierung spielt mittlerweile keine kleine Rolle mehr: Sanitär- und Anlagentechnik seien deutlich komplexer geworden.

In Schulungen und Fortbildungen lernen Mario Sorger, Raik Dellner und Markus Schleyer ebenfalls immer wieder dazu. Körperlich sei vieles einfacher geworden, dafür technisch und handwerklich umfangreicher. Der Zeitdruck sei gestiegen. Und auch die Kunden hätten höhere Erwartungen. Dass dem Handwerk immer weniger Nachwuchs zur Verfügung steht, sehen sie kritisch. Früher habe man noch richtig um seine Ausbildungsstelle kämpfen müssen. Heute fehle bei vielen jungen Leuten das Interesse an dem Beruf. Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünschen, sind sich alle drei einig: "Mehr Anerkennung für das Handwerk."