Noch vor Verkündung des erneuten Lockdowns, aber natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln, fand in der Schweinfurter Rathausdiele die Preisverleihung für den bayerischen Diakoniewettbewerb statt. Schweinfurt als Ort der Preisverleihung zu wählen hatte gute Gründe, denn zwei herausragende Projekte der offenen sozialen Dienste Schweinfurt wurden mit dem Ehrenamtspreis der Diakonie Bayern ausgezeichnet. Von den fünf Preisen, die insgesamt verliehen wurden (24 Projekte waren bayernweit eingereicht worden) gingen der 1. Preis und ein Sonderpreis nach Schweinfurt.
Zum Hintergrund dieses Wettbewerbs: Ehrenamtliche in Diakonie und Kirche engagieren sich vielfältig für Menschen, um deren Teilhabe am öffentlichen Leben zu erleichtern. Die vorbildlichsten Projekte dieser Art zeichnet der bayerische Diakonie-Wettbewerb 2020 unter dem Motto "Begegnungen schaffen – Ehrenamtliche Projekte zur Teilhabe fördern" aus. Moderiert wurde die Preisverleihung von Pfarrer Jochen Keßler-Rosa, die Preise übergab der Präsident der Diakonie Bayern, Michael Bammessel.
Ausgezeichnet wurden Projekte, denen es gelingt, den Aspekt der Integration und der Begeisterung für das Ehrenamt zusammenzubringen, so Christiane Fellows, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses in Schweinfurt. Ihre Kollegin am MGH, Gloria Mac Lachlan, leitet dort unter anderem die Social Media-Gruppe "Mediakonie", die bayernweit den ersten Preis und damit verbunden auch ein Preisgeld von 2000 Euro gewann. Die Summe wurde von den Versicherungen "BKK-Diakonie - Krankenkasse für soziale Berufe" und "Versicherer im Raum der Kirchen" zur Verfügung gestellt.

"Bei der 'Mediakonie Schweinfurt' dreht sich alles um Social Media Arbeit, Kreativität und Spaß daran, Teil eines Teams zu sein", so Gloria Mac Lachlan bei der Vorstellung des von ihr geleiteten und nun ausgezeichneten Projekts. Die Gruppe junger Leute aus unterschiedlichen Herkunftsländern trifft sich einmal in der Woche im Mehrgenerationenhaus, um gemeinsam an diversen Filmprojekten zu arbeiten. Unter Mac Lachlans Anleitung produziert die Gruppe kurze Imagefilme zum Thema "Lifestyle in Schweinfurt". Darin werden Freizeittipps gegeben und Möglichkeiten sich zu engagieren aufgezeigt. Die Filme sind vor allem an junge Menschen adressiert, die neu in der Stadt sind, und auch jungen Menschen mit Fluchterfahrung den Einstieg ins neue Leben erleichtern. Die fertigen Kurzfilme werden auf den eigenen Social Media Kanälen und den Webseiten der Diakonie veröffentlicht.

Der mit 1000 Euro dotierte Sonderpreis (Sponsor ist die St. Hubertus Stiftung Ansbach) ging an die Gruppe "Young Gents". Uwe Kraus, Leiter der offenen sozialen Dienste der Diakonie Schweinfurt, hielt die Laudatio für die von Projektleiter Steven Henze betreute Gruppe. Die "Young Gents", das sind junge Männer unterschiedlicher Nationen, die unter hauptamtlicher Leitung der Diakonie Schweinfurt am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilhaben möchten. Das geschieht durch regelmäßige Treffen, aber auch Aktionen. Die spektakulärste davon war wohl, als die Schweinfurter Tafel im März in Folge der Corona-Krise ihre Lebensmittelausgabe einstellen musste. Die Ehrenamtlichen konnten aufgrund ihres Alters oder von Vorerkrankungen (Risikogruppe), das Angebot nicht mehr aufrecht erhalten. Die "Young Gents", neun junge Männer mit Fluchterfahrung oder Migrationshintergrund, sprangen nicht nur ein, sondern motivierten innerhalb kürzester Zeit über ihre Netzwerke 70 neue Helferinnen und Helfer für das Tafel-Projekt.
Eine wirklich außergewöhnliche Leistung, findet auch Ernst Gehling, Vorsitzender der Schweinfurter Tafel. Der Einsatz der jungen Männer habe es ermöglicht, dass innerhalb von nur zwei Wochen die Versorgung von etwa 4000 Hilfsbedürftigen wieder gesichert war.
Junge Männer mit Flucht- und Migrationshintergrund stehen vor gesellschaftlichen und politischen Problemen, müssen sich mit Akzeptanz und Stigmatisierung auseinandersetzen. In Zeiten, in denen populistische Stimmen mehr Gehör finden und Diskriminierung scheinbar "alltagstauglich" wird, sind die "Young Gents" über die Hilfe bei der Tafel hinaus eine Gruppe, in der versucht wird, durch Begegnung Vorurteile abzubauen.
Das Beispiel "Mediakonie" zeigt, wie junge Leute mit viel Fantasie neue Medien und das Ehrenamt zusammenbringen. Die "Young Gents" haben sich gesagt "Wir tun was für die Allgemeinheit" und haben mit angepackt. Zwei unterschiedliche Ansätze mit dem gleichen Ziel, Integration zu fördern und für das Ehrenamt zu begeistern, waren sich die Redner bei der Preisvergabe einig.
Die Filme der Mediakonie sind bei Instagram und You Tube unter dem Suchbegriff Mediakonie zz finden.
