Dass der Mann von der Post die Namen der Anwohner der Haupterschließungsstraße auf der Eselshöhe kennen sollte, ist keine Folge einer wirren oder verwirrenden Bauweise, sondern der 33 Buchstaben und Bindestriche in der „Walther-von-der-Vogelweide-Straße“. Auf den Anschriften reicht mitunter der Platz nicht mehr für die Hausnummer, weshalb so manches Schreiben den Adressaten spät oder auch nie erreicht; – weshalb Stadtteilbürgermeister Norbert Ploner von einer Kur erst erfuhr, als der genehmigte Zeitraum abgelaufen war. Dass Firmen die korrekten Adressen ihrer Kunden aus der nach dem Minnesänger benannten Straße nicht in den Computer eingeben können und der Brief für die Familie von der Nummer 11 bei der Sparkasse landet, die die Nummer 1 hat, sind weitere Ärgernisse in einem Stadtteil ohne ansonsten großen Verdruss.
Reines Wohngebiet
Die Eselshöhe ist ein reines Wohngebiet mit dem Vorzug der kurzen Wege zu den Lebensmittelmärkten und Discountern am Hecken- und Theuerbrünnleinsweg, bei der Turngemeinde und in Dittelbrunn sowie zum Sport- und Freizeitbad Silvana. Oberbürgermeister Sebastian Remelé geht gerne zu Fuß von der Eselshöhe zur Arbeit im Rathaus und kann alternativ zwischen den Stadtbuslinien Eselshöhe/Sonnenteller, Dittelbrunn/Hambach und Gartenstadt wählen. Der Bürgerverein weiß die Nähe zum Wandergebiet auf dem Haardtberg zu schätzen, und der Autofahrer die kurze Fahrt bis zur A 71, weshalb der Stadtteilbürgermeister von der „tollen Infrastruktur“ schwärmt.
Der lange Weg zur Kneipe Im Stadtteil selbst gibt es vor allem Einfamilienhäuser – in Reihe (um die 400 Quadratmeter Grund) und freistehend (zumeist um die 600 qm) und auf der Höhe eine fast schon burgartige Bebauung mit Mehrfamilienhäusern. Zwei Bankfilialen sind zu finden, Ärzte, Kindergarten und mehrere Spielplätze. Wer um die Ecke in die Kneipe will, muss rauf auf die Maibacher Höhe (Freie Turner) oder runter zum Zeller Bach (Turngemeinde).
Eingeschult werden die Kinder von der Eselshöhe in der Schillerschule (Deutschhöfer Straße) und in der Gartenstadtschule. Erste Siedlungsspuren Noch wächst der Stadtteil (220 bis 265 Meter über Normal Null) mit aktuell knapp 3000 Bewohnern. Bei der Erschließung fanden sich in den 1980er Jahren Überreste der ersten Siedlung auf dem Stadtgebiet aus der Zeit der Bandkeramiker um 5500 vor Christus. Die Bebauung der Eselshöhe (zwischen Gartenstadt, Maibacher Straße, Dittelbrunn-Sonnenteller und Haardt) startete im Kerngebiet im Jahr 1984. 2002 folgte die Eselshöhe-West und 2014 die Eselshöhe West-II.
Vergessen ist heute das langjährige Warten auf einen Anschluss an die mittlerweile verlegte Maibacher Straße (B 286) und damit die damalige Insellage mit Sackgassencharakter. Durch Tempo 30 ist die Eselshöhe trotzdem keine attraktive Alternative zum viel befahrenen Theuerbrünnleinsweg.
„Man lebt auf der Eselshöhe angenehm“, sagt Norbert Ploner – auch weil es so viele Freundschaftszirkel geben würde und natürlich den Bürgerverein, der alljährlich das Eselshöhefest feiert, der wandert und sich regelmäßig trifft und bespricht.
Unsere Reporter sind in die Stadtteile gegangen, haben in Archiven geblättert und mit Anwohnern gesprochen. Herausgekommen ist eine Serie über das Wohnen, Leben und Arbeiten in Schweinfurt. Dörflich ist Oberndorf geprägt, das Bergl durch den sozialen Wohnungsbau. Haardt, Eselshöhe, Deutschhof und Zeilbaum stammen vom Reißbrett. Auch das Musikerviertel, das Hochfeld, der Steinberg, die Gartenstadt und das Gründerzeitviertel stehen für Epochen. Lange gewachsen sind Klingenbrunn, Höllental und Altstadt. Gewerbe und Industrie bestimmen Maintal, Hafen und Hainig. Die ehemaligen US-Liegenschaften mischen aktuell die Stadtentwicklung auf. Alle Teile der Serie finden Sie gesammelt im Internet unter www.mainpost.de