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OBERTHERES: Sechs Pferde sterben unter den Trümmern

OBERTHERES

Sechs Pferde sterben unter den Trümmern

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    Seit vielen Jahren betreibt der Züchter auf dem Gelände rund um „Schloss Ditfurth“ eine Pferdezucht. Zuletzt waren es über 20 Stuten, Hengste und Fohlen, die auf den Koppeln weideten oder im Stall untergebracht waren. Für die Stuten war im Erdgeschoss des Stalls ein Laufstall eingerichtet, während die Hengste im Geschoss darüber in Boxen stehen konnten.

    Die Leidensgeschichte der Pferde ist offenbar lang. Wie ein Bewohner von Obertheres, der namentlich nicht genannt werden will, berichtet, habe er seit vielen Jahren immer wieder mal den Stall besichtigen können und auch Gespräche mit dem Tierhalter geführt. „Auffällig war zunächst, dass viele Pferde abgemagert waren“, berichtet der Mann. Vor drei Jahren habe er dann das Veterinäramt am Landratsamt Haßberge erstmals sowohl über die „Mangelernährung“ als auch über die Inzucht informiert. „Als man mir dort erklärte, dass die Probleme bekannt seien und man sich darum kümmern werde, war die Angelegenheit für mich erst einmal erledigt.“

    Dann sei eine Zeit der Besserung angebrochen, bis ihm 2006 wieder abgemagerte Tiere auffielen. „Ich habe dann dem Züchter angeboten, die Pferde einzeln am Halfter aus den Koppeln herauszuführen und sie am Wegesrand grasen zu lassen.“ Das habe der Züchter aber mit dem Hinweis abgelehnt, die Tiere seien nicht halfterfähig. „Ich habe dann immer wieder Äpfel auf die Koppeln geschüttet, damit die Pferde etwas mehr zu fressen hatten.“

    Er habe auch gesehen, berichtet der Oberthereser weiter, dass der Mist in den Ställen teilweise bis zu eineinhalb Meter hoch gelegen habe. Er könne sich noch gut erinnern, dass deshalb eine Stute beim Versuch, an das tiefer gelegene Futter heranzukommen, mit den Beinen in die Futterraufe gerutscht sei.

    Das Veterinäramt habe auf sein erneutes Vorsprechen wieder versprochen, die Missstände abzustellen. „Mir wurde mitgeteilt, dass die Pferdehaltung tatsächlich grenzwertig sei. Man könne aber kein Tierhalteverbot aussprechen“, berichtet der Informant. Eine Zeit lang habe sich der Zustand der Pferde erneut wieder gebessert.

    Martin Schulze-Röbbecke, Pressesprecher des Landratsamtes Haßberge, bestätigt, dass das Veterinäramt die Pferdehaltung am Schloss seit geraumer Zeit kontrolliert. Die Tierärztin Susanne Greiner-Fischer habe dem Pferdehalter schon mindestens zehn Besuche abgestattet und versucht, die Missstände gemeinsam mit ihm abzustellen – manchmal mit und manchmal ohne Erfolg. Man müsse allerdings auch sehen, dass die Haltung der Pferde auf den Koppeln durchaus artgerecht ist. „Es sind richtig wilde, frei lebende Tiere, die man auch nicht einfach so mal festhalten kann“, so Schulze-Röbbecke. Sie seien das Halfter nicht gewohnt. Und bei den mageren Pferden handle es sich um schon sehr alte Tiere, die kaum noch Zähne hätten.

    Probleme habe es aber tatsächlich mit den Zuständen im Stall gegeben, gibt der Pressesprecher zu. Dort habe der Mist sehr hoch gelegen. Bei einer Ortseinsicht habe das Bauamt des Landratsamtes dann sogar festge-stellt, dass der Stall schwer wiegende bauliche Mängel der unterschiedlichsten Art aufwies. „Daraufhin wurde im Juli 2006 vom Landratsamt die Nutzung des Stalls untersagt.“

    Der Bescheid wurde in Kopie dem Pferdezüchter, der nur als Mieter des weitläufigen Areals auftritt, und dem Eigentümer im Original zugestellt. Der Züchter war früher selbst Eigentümer des Ditfurth-Schlosses und des Parks, ehe er in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Die Untersagung der Stall-Nutzung interessierte den Pferdezüchter aber offenbar überhaupt nicht, er brachte weiterhin seine Tiere auf zwei Ebenen dort unter.

    Im Frühjahr dieses Jahres habe eine weitere Kontrolle stattgefunden, bei der Mängel im Stall und auch mangelhafte Pflege bei den Pferden festgestellt worden seien, so der Pressesprecher. Zudem gab der Pferdezüchter dem Landratsamt gegenüber plötzlich an, dass die Pferde gar nicht ihm, sondern einer „Frau Weiß in Berlin“ gehören. Daraufhin sei diese Dame angeschrieben worden, berichtet Schulze-Röbbecke. „Doch der Brief kam als unzustellbar zurück und eine Frau Weiß war bisher nicht ausfindig zu machen.“

    Nun ist es also doch zur Tiertragödie gekommen. „Als ich dann am Dienstag gesehen habe, wie ein totes Pferd mit Stricken aus dem Stall herausgezogen wurde und in der Luft ein bestialischer Verwesungsgestank lag, habe ich die Polizei verständigt,“ berichtet der Oberthereser Tierfreund. Schulze-Röbbecke bestätigt, dass das Landratsamt erst am Dienstag von dem Unglück erfahren hat.

    Kadaver ordnungsgemäß beseitigt

    Laut Pferdehalter soll die Decke aber schon am vergangenen Freitag gegen 16 Uhr eingestürzt sein. Bei dem Einsturz kamen sechs Pferde sofort ums Leben oder mussten von einem herbeigerufenen Tierarzt eingeschläfert werden. Weitere Tiere zogen sich Verletzungen zu.

    Als Mitarbeiter des Veterinäramtes am Dienstag am Stall eintrafen, hätten fünf Pferdekadaver vor der Ruine des Stalles zur Abholung bereit gelegen. Ein totes Pferd sei wohl noch unter den Trümmern. Nicht bestätigen konnte Schulze-Röbbecke damit das Gerücht, der Pferdehalter habe versucht, mit einem Bagger ein Loch zu graben, um die Tierleichen im Schlosspark verschwinden zu lassen. „Die fünf Kadaver sind ordnungsgemäß zur Tierkörperbeseitigungsanstalt gebracht worden“, sagt der Pressesprecher. Und: „Nun muss sichergestellt werden, dass die restlichen Tiere artgerecht versorgt werden.“

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