Rund um die Uhr ist die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (GU) in den Conn Barracks bei Geldersheim mit Sicherheitspersonal besetzt. Das ist zwar auch bei anderen größeren staatlichen Einrichtungen dieser Art der Fall. Aber weil Menschen aus 20 verschiedenen Nationen in der ehemaligen US-Kaserne wohnen, sind dort besonders viele Security-Kräfte im Einsatz.
Tagsüber sind fünf Sicherheitsleute im Dienst, nachts vier. Die hohen Sicherheitsvorkehrungen seien durch die aktuell 291 Bewohner gerechtfertigt, erklärt Johannes Hardenacke, der Sprecher der Regierung Unterfranken, die die GU betreibt. Zudem liege die Unterkunft außerhalb einer Wohnbebauung; bis zu den Orten Geldersheim, Niederwerrn oder Euerbach sind es einige Kilometer Entfernung. Auch die vielen jungen alleinreisenden Männer unterschiedlichster Herkunft machten einen höheren Sicherheitsdienst erforderlich, sagt Hardenacke.
Die meisten Flüchtlinge kommen aus Afghanistan
Die Sicherheitsleute sorgen vor allem in der Nacht für Ruhe und sind erster Ansprechpartner bei Problemen oder, wenn es Streit gibt. Außerdem sollen sie für den Schutz der Bewohner sorgen, zum Beispiel vor ungebetenen Gästen oder Asylbewerbern, die dort nicht wohnen und versuchen, sich unerlaubt Zutritt zu verschaffen.
In diesem Zusammenhang kontrolliert auch die Polizei immer wieder einmal die GU. „Wer in den Conn Barracks angetroffen wird und keine Aufenthaltsberechtigung hat, bekommt einen Platzverweis“, so Hardenacke. Das komme gelegentlich vor. Dennoch verlaufe der Alltag in den Conns verhältnismäßig ruhig. „Es gibt dort keine gravierenden Probleme.“
Die meisten der 291 Flüchtlinge in den Conn Barracks kommen aus Afghanistan. Laut Hardenacke sind es aktuell 101 Personen. An zweiter Stelle stehen mit 68 Personen die Somalier. Syrer stellen mit 42 Personen die drittgrößte Gruppe. Insgesamt 20 verschiedene Nationalitäten sind in der Geldersheimer GU vertreten.
Zu den 13 Hauptherkunftsländern zählen im Regierungsbezirk Unterfranken die Ukraine, Äthiopien, Russland, Armenien, Aserbeidschan, Irak, Pakistan, Iran, Nigeria und Eritrea.
Bei der Zimmerbelegung in den Unterkünften wird laut Hardenacke versucht, Rücksicht auf Nationalitäten und Familienstrukturen zu nehmen. Immer sei das aber nicht möglich.
„Wer in den Conn Barracks angetroffen wird und keine Aufenthaltsberechtigung hat, bekommt einen Platzverweis.“
Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung Unterfranken
Derzeit leben 13 Familien mit insgesamt 37 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in der Gemeinschaftsunterkunft. Wegen fehlender Kapazitäten würden in Absprache mit den Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn aber keine Familien mit schulpflichtigen Kindern dort untergebracht. Und auch Kinder im Kindergartenalter würden „nur sehr zurückhaltend“ dort beherbergt.
Aktuell gibt es 8000 Asylbewerber aus 33 Ländern im Regierungsbezirk Unterfranken. 524 Personen leben noch in der unterfränkischen Erstaufnahme in den Ledward-Barracks in Schweinfurt, die restlichen befinden sich bereits in der sogenannten Anschlussunterbringung. Das sind 44 Gemeinschafts- und 396 dezentrale Unterkünfte, die die Regierung unterfrankenweit betreut.
Unter den 8000 Asylbewerbern sind laut Hardenacke auch rund 2500 sogenannte Fehlbeleger. Das sind Flüchtlinge, die bereits ihre Anerkennung erhalten haben, aber auf dem freien Wohnungsmarkt keine Bleibe finden.
Zug um Zug baut die Regierung derzeit die kleineren Unterkünfte in Unterfranken ab. Etwa 20 bis 30 dieser 396 Wohnungen in der Zuständigkeit der Landratsämter werden laut Hardenacke pro Monat geschlossen. „Es wird umgesteuert, so, dass es mittel- bis langfristig nur noch Gemeinschaftsunterkünfte gibt.“ Angesichts weniger Neuankömmlinge funktioniere das. Mussten im Jahr 2015 noch 8580 Flüchtlinge in Unterfranken neu untergebracht werden, waren es 2016 nur noch 5480 Menschen und in diesem Jahr bis Anfang Dezember lediglich 1431.
Im Landkreis Schweinfurt wurden nach Angaben des Landratsamtes seit Beginn der dezentralen Anmietung, für die generell der Freistaat Bayern die Mieten zahlt, 78 Unterkünfte wieder aufgelöst. Teilweise, weil die Bewohner auf dem freien Mietmarkt unterkamen, teilweise, weil sie in andere dezentrale Unterkünfte umverlegt wurden, wenige davon in die GU-Conn.
780 Asylbewerber waren ausreisepflichtig
Für die meisten dezentralen Unterkünfte hat das Landratsamt Mietzeiten mit festen Laufzeiten von zwei bis drei Jahren vereinbart. Wenn diese nun gekündigt werden, aber der Vermieter keinen Aufhebungsvertrag abschließen will, bleiben die Wohnungen weiter angemietet – und müssen vom Freistaat bezahlt werden.
Laut Statistik waren zum Stichtag 1. September 780 Asylbewerber im Regierungsbezirk Unterfranken abgelehnt und folglich ausreisepflichtig. Die Zentrale Ausländerbehörde (ZAB) der Regierung von Unterfranken veranlasste bis Ende Oktober 102 Abschiebungen und 424 freiwillige Ausreisen. Rückgeführt, so Hardenacke, wurden fast ausschließlich sogenannte Dublin-Fälle. Das sind Asylsuchende, für die ein anderer Dublin-Staat zuständig ist. Eine Abschiebung hänge allerdings in der Regel davon ab, ob Reisedokumente vorliegen.