"Das Wichtigste ist es, die Menschen in den Altenheimen in dieser schweren Zeit nicht zu vergessen", sagt Diakon Albert Hein, der in der katholischen Pfarreiengemeinschaft St. Franziskus am Steigerwald als Alten-Seelsorger tätig ist. Gemeinsam mit Pfarrerin Beate Krämer aus Abtswind, die sich im evangelischen Dekanat Castell um die Senioren kümmert, und mit den örtlichen Pfarrern Stefan Mai und Reiner Apel bemüht sich Hein, dass die christliche Seelsorge in den beiden Gerolzhöfer Altenheimen auch zu Corona-Zeiten aufrechterhalten bleibt. Allerdings ist dies nicht ganz einfach.

Zu Beginn der Pandemie in Deutschland wurde im vergangenen März sogar der Besuch von Gottesdiensten verboten. Auch im Wohnstift Steigerwald durfte damals niemand mehr in die Hauskapelle kommen, weder die Bewohner noch Auswärtige. Um den betagten, zumeist noch tief gläubigen Bewohnerinnen und Bewohnern des Sozialzentrums aber trotzdem ein Gottesdienst-Angebot zu machen, feierte Diakon Hein ab dem 24. März jeweils dienstags eine Morgenandacht in der Hauskapelle. In der Anfangszeit stand er alleine am Altar, nur begleitet von Kantor Karl-Heinz Sauer an der Orgel.
Nur 25 Plätze verfügbar
Seit Ende April dürfen nun auch einige Bewohner des Hauses wieder an der Morgenandacht teilnehmen. Maximal können, um die Abstandsregeln einzuhalten, 25 Personen die Kapelle betreten, Externe sind überhaupt nicht zugelassen. Die Andacht wird über den hauseigenen Fernsehkanal in die Zimmer und Begegnungsräume übertragen, damit auch die anderen Hausbewohner das religiöse Angebot nutzen können. Trotzdem: "Den Bewohnern fehlt der Gottesdienst in einer vollbesetzten Kapelle", sagt Albert Hein. Denn normalerweise kommen gerade an den Sonntagen auch Gerolzhöfer, die in der Nähe des Wohnstifts wohnen, zu den Messfeiern in die Kapelle. Und oftmals beginnt der sonntägliche Besuch von Angehörigen auch mit dem gemeinsamen Gottesdienstbesuch am Vormittag. "Dass dieser zwischenmenschliche Kontakt derzeit nicht möglich ist, belastet viele Bewohner sehr." Dass zur Begrüßung kein Händeschütteln, geschweige denn eine Umarmung möglich sei, sei hart.

Alle 14 Tage wurde sonntags in der Kapelle auch ein Wortgottesdienst gefeiert, jetzt im Advent findet die Feier sogar an jedem Sonntagvormittag statt. Für Albert Hein und die jeweils eingeteilten Organisten bedeutet dies aber auch, dass sie entsprechend den geltenden Hygiene-Vorschriften sich vorab erst einen negativen Corona-Test besorgen müssen, ehe sie das Wohnstift betreten dürfen. Der Schnelltest wird ein oder zwei Tage vorher vom Pflegepersonal des Altenheims vor Ort durchgeführt, für das lange Wochenende über Weihnachten will sich Albert Hein einen PCR-Test an der Gerolzhöfer Teststrecke holen, weil der länger gültig ist.
Emotionen bei der Krankenkommunion
Einen negativen Test braucht der Diakon auch, wenn er in den verschiedenen Wohnbereichen des Caritas-Wohnstifts, die wie auf einem Kreuzfahrtschiff strikt mit Schotten voreinander getrennt sind, die Krankenkommunion austeilen möchte. Pro Tag ist nur der Besuch in jeweils einem Wohnbereich möglich, um nicht möglicherweise doch schon vorhandene Krankheitserreger zu verschleppen.
"Gerade bei den Alten gibt es eine große Sehnsucht nach Religiösem und Spirituellem", hat Diakon Hein erfahren, wenn er in den verschiedenen Wohnbereichen des Wohnstifts unterwegs ist. "Viele haben Tränen in den Augen, wenn ich mit der Krankenkommunion komme." Dies sei auch für ihn selbst sehr emotional, die seelischen Nöte der Menschen erspüren zu können. Doch gerade in ihrem Glauben fänden die Alten noch den Trost, um die Zeit der Kontaktsperren innerhalb des Hauses und nach außen einigermaßen ertragen zu können. Deshalb sei es so eminent wichtig, dass die Kirche vor Ort sei und sich zeige. Neulich habe eine alte Frau, als er mit der Krankenkommunion kam, ganz ergriffen gesagt: "Mein Herrgott ist wieder da." Dies gehe schon unter die Haut.

Gedenken an die Verstorbenen
Trotz Corona beibehalten wurde die Tradition, dreimal im Jahr in der Kapelle einen Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen der vergangenen Monate zu feiern. "Normalerweise kommen da auch nochmals die Angehörigen der Verstorbenen", berichtet der Diakon. Doch dies sei nun auch nicht mehr möglich. Man habe beim jüngsten Gedenkgottesdienst einen Gedenktisch aufgebaut, auf dem entsprechend eines Herbst-Gedichts von Rainer Maria Rilke für jeden Verstorbenen ein Blatt lag. Diese beschrifteten Blätter seien danach zusammen mit einer Karte an die Hinterbliebenen der Verstorbenen verschickt worden. "So haben wir doch noch eine gewisse Außenwirkung erzielen können." Viele Hinterbliebenen hätten sich dankbar gezeigt.
Gottesdienste im Speisesaal
Auch in der Seniorenresidenz an der Andreas-Hippler-Straße werden Gedenkgottesdienste an die Verstorbenen abgehalten. "Wir machen dies zweimal im Jahr", berichtet Hein. Gemeinsam mit Pfarrerin Beate Krämer feiert Hein dort auch regelmäßig Gottesdienste. Zunächst fanden diese unter freiem Himmel im Innenhof des Altenheims statt, mit Beginn der kühleren Witterung ist man in den Speisesaal umgezogen. "Dort können 18 Personen aus jeweils einem Wohnbereich den Gottesdienst mitfeiern", erzählt Diakon Hein. Bislang habe man zweimal im Monat dies angeboten. Doch auch hier sei die Sehnsucht nach Kirche groß. "Wir versuchen deshalb, die Gottesdienst künftig wöchentlich anzubieten."