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KUNSTHALLE: Sehen und Verstehen: Robert Kirchner in der Kunsthalle

KUNSTHALLE

Sehen und Verstehen: Robert Kirchner in der Kunsthalle

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    Robert Kirchner: Rückenakt mit Stuhl vor Fenster, 1995 (Ausschnitt).
    Robert Kirchner: Rückenakt mit Stuhl vor Fenster, 1995 (Ausschnitt).

    Der Text, den Almut Kircher-Kremmler im Katalog über Robert Kirchner geschrieben hat, ist nicht lang, aber er ist richtig gut. Auch wer noch nie etwas von diesem Künstler aus der Rhön gehört oder gesehen hat, sieht ihn plötzlich vor sich, wie er morgens über den Hof seines Anwesens bei Bad Kissingen läuft, seine Pferde füttert, den Stall ausmistet, dann in die Werkstatt geht, um die Lithosteine für den nächsten Druck vorzubereiten. Wie er nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf und einem langen Ausritt ins Atelier geht und dort bis tief in die Nacht malt. Es muss ein wunderbares Leben gewesen sein, von dem die Freundin der Familie hier erzählt. Bis Robert Kirchner schwer krank wurde und im Oktober 2009 starb. Er wurde nur 69 Jahre alt.

    Nun widmen Kunsthalle und Kunstverein dem Maler, Zeichner und Druckgrafiker eine Ausstellung, die in der Galerie im Quadrat und im Salong gezeigt und am 18. Juli im Rahmen einer Matinée eröffnet wird. Kirchner gilt als „Klassiker der Moderne aus der Rhön“, so der Untertitel, und das beschreibt sein Schaffen gut. Aber manchmal malte er doch eher wie die Romantiker im 19. Jahrhundert. „Akte mit Schimmel vor Rhönlandschaft“ von 1985 ist so ein ein Beispiel.

    Umfassende Ausbildung

    Robert Kirchner wurde 1940 in Bad Kissingen als Sohn des Holzbildhauers Josef Kirchner geboren. Er entschied sich früh für einen künstlerischen Werdegang, der ihn unter anderem an die Kunst- und Handwerkerschule Würzburg zu Richard Rother, an die Frankfurter Städelschule und die Nürnberger Akademie führte. Eine umfassende Ausbildung also. In frühen Jahren produzierte Kirchner in seiner Druckwerkstatt in Bad Kissingen aufwendige Bücher. Als Lithograph war er so anerkannt, dass ihn Künstlerkollegen wie HAP Grieshaber und Josef Versl engagierten.

    Robert Kirchner war – von wenigen Ausnahmen abgesehen – ein gegenständlicher Künstler. Die Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken erzählen von seiner großen Liebe zu den Menschen in seiner Umgebung, zu Pferden – die er auch züchtete – und zur Landschaft der Rhön, der er sich sehr verbunden fühlte. Aber er war alles andere als ein Heimatmaler und er konnte offensichtlich souverän mit der Kritik umgehen, wer gegenständlich male, sei ein bloßer Nachahmer der Wirklichkeit.

    Das beschreibt Wolfgang Riedel, Professor an der Universität Würzburg und Freund des Künstlers in seinem Text im Katalog. Aber um das zu erkennen, genügt auch ein Blick auf Kirchners stark abstrahierte und unglaublich farbintensive Rhön-Landschaften. Das ist viel mehr als der Versuch, die Wirklichkeit abzubilden. Manche Landschaften und auch Stillleben wirken, als habe der Maler sie neu aus einzelnen Formen zusammengesetzt, die er gerade so gesehen hat. Da gibt es einzelne Bilder, die an den frühen Paul Klee erinnern, einen der wichtigsten Vertreter der klassischen Moderne. Bei anderen ist die Nähe zu den Expressiven Realisten spürbar. Die Kunsthalle mit ihrer großen Sammlung mit Werken dieser Malergeneration bietet da gute Vergleichsmöglichkeiten.

    Arbogast Schmitt, Professor an der Universität Marburg und auch er ein Freund des Künstlers, beschreibt in seinem Katalogtext dieses „Subjektive im Werk von Kirchner als Ergebnis einer Leistung des aufmerksamen Sehens und Begreifens. Es sollte und durfte sich nicht nur irgendwelchen Stimmungen, Intuitionen oder Vorlieben verdanken, sondern sollte etwas zeigen, was es wirklich gab, was aber erst durch genaues Sehen und Verstehen zum Vorschein gebracht werden musste.

    “ Ein interessanter Ansatz.

    Fast anrührend sind Kirchners Frauenakte. Eine große, schlanke Frau, die ihre dunklen Haare lässig im Nacken zusammen gebunden hat und seltsamerweise Schuhe mit kleinen Absätzen trägt, taucht mehrmals auf. Kirchner zeigt sie von hinten. Einmal „vor Landschaft“ (so der Bildtitel). Die aber ist nicht erkennbar, die Figur steht in einem leeren Raum, nur die Horizontlinie ist angedeutet. Obwohl wir ihr Gesicht nicht sehen, wirkt die Frau ängstlich. Es ist ihre Haltung, die Einsamkeit und große Unsicherheit ausdrückt.

    Mit großer Zärtlichkeit gemalt

    Im zweiten Gemälde öffnet uns Kirchner die Türe zu ihrem Schlafzimmer. Auch dieses Bild erzählt uns viel mehr, als es vordergründig zeigt. Es ist Sommer, draußen grünt und blüht es, ein leichter Wind bläht die hellen Vorhänge, das Licht bringt das Blau der Wände zum Leuchten und wärmt die Haut der nackten Frau. Kirchner malt sie mit so großer Zärtlichkeit, dass wir sicher sind, dass sie schön ist, obwohl wir ihr Gesicht nicht sehen.

    Es waren immer Menschen aus seiner Umgebung, Familienmitglieder und Freunde, die Robert Kirchner malte. „Die Fertigstellung eines Porträts konnte dauern“, schreibt Riedel. „Wie jeder ernsthafte Porträtist wollte er die ganze Person, ihr singulär-komplexes Wesen im gezeigten Antlitz (und analog im gezeigten Akt) sichtbar machen. Mit diesem Blick sah er als Künstler alles an, ob klein oder groß: Blumen und Bäume, Tiere und Menschen, die 'paysages intimes' kleinräumiger Busch- und Weiherszenen und die weitgestreckten Höhen der Rhön.“

    Robert Kirchner: (1940-2009) „Ein Klassiker der Moderne aus der Rhön“. Kunsthalle in Kooperation mit Kunstverein, Galerie im Quadrat und Salong. Eröffnung 18.Juli, 10.30 Uhr. Bis 6. September.

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