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SCHWEINFURT: Sein und Zeit

SCHWEINFURT

Sein und Zeit

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    Bekrönte Häupter: Franz Pröbster Kunzel bezog beim Geburtstag der Kunsthalle die Besucher mit ein.
    Bekrönte Häupter: Franz Pröbster Kunzel bezog beim Geburtstag der Kunsthalle die Besucher mit ein. Foto: Foto Bernhard Denga

    Das Objekt „Kleiner Schrein“ von Franz Pröbster Kunzel zierte für einige Jahre den Treppenaufgang in der Galerie Alte Reichsvogtei. Jeder Gast, der vor dem Portal am Ende der Holztreppe auf Einlass wartete, konnte sich über das Schatzkästlein mit eigenartigem Inhalt wundern. Nun hat Pröbster Kunzel eine große Ausstellung in der Kunsthalle.

    Die Kuratoren der Museen und Galerien haben es sich auch in der Kunsthalle zur Aufgabe gemacht, sich jenseits von klassischen Bilderausstellungen Grenzbereichen der Bildenden Kunst anzunähern, welche die Beziehung von Natur und Kunst thematisieren. In der großen Halle war im Frühjahr eine beeindruckende Werkschau mit dem Titel „all this here“ von herman de vries zu sehen, den Kunzel sehr schätzt. Im gedanklichen Ansatz nähern sich beide Künstler an, doch steht bei Kunzel in Bezug auf das „Befragen“ der Natur nach ihrem Sein und damit nach ihren zeitlichen Abläufen der Mensch im Mittelpunkt. Der nimmt Teil an ihren Veränderungen und wird zugleich handelnd in das Ausstellungskonzept in Form von Aktionen eingebunden.

    Kunzel greift also wie ein Bauer in die Natur ein. In diesem Zusammenhang sei auf seine legendären Prozessionen auf den Feldern und Fluren in Freystadt zum Garten des Hl. Irrsinns verwiesen, mit denen er „ein säkularisiertes Religionsbedürfnis“ befriedigt. Fluxus und Happenings, die Aktionskunst der 1960er Jahre, wollten die Grenzen von Leben und Kunst aufheben, wobei das Prozesshafte von Handlung und Ereignis im Vordergrund stand. Hier liegen die Wurzeln von Franz Pröbster Kunzel, den Uwe Mitsching als „Land-Art-Mythenkünstler mit bäuerlichen Wurzeln“ betitelt hat.

    Kunzel schöpft seit 1975 nicht nur aus regionalen Inspirationsquellen. Als kosmopolitischer Künstler lässt er Erfahrungen verschiedenster Kulturen auf sich wirken. Natur und Kunst ist in seinem Werk allgegenwärtig. Im August 2008 richtete er eine viel beachtete Performance im Hermann Nitsch Museum in Mistelbach bei Wien aus und inszenierte eine ähnliche Aktion zum „Einjährigen“ der Kunsthalle im Juli 2010.

    Im Vorfeld hatte er Weidenkronen in Wasserbecken im Innenhof gelegt, die mit feinen Wurzeln und Grün austrieben. Die Bekrönten mussten ihren Schmuck allerdings nach der Zeremonie wieder abgeben, da sie während der Ausstellung „Sein und Zeit“ Teil einer raumgreifenden Installation in der Kunsthalle sind, die rund 150 000 in zehn Jahren vom Künstler gebundene Weidenkronen umfasst. Der Faktor Zeit spielt in seinen Werkprozessen eine immanente Rolle, die sich in einer am Eingang platzierten Stechuhr didaktisch äußern wird.

    Kunzel durchleuchtet das Verhältnis von Kunst und Natur, wirft einen Blick hinter die Kulissen des Welttheaters und hinterfragt dessen kontinuierliche Veränderungen. Seine langjährige Zusammenarbeit mit den Museen und Galerien sieht Franz Pröbster Kunzel im Sinne eines künstlerischen Gesamtkonzeptes als produktive Symbiose und freundschaftliche Kooperation, die fortwährend gehegt und gepflegt werden will. Die Früchte dieser Zusammenarbeit werden wir nun in unserem Ausstellungsprojekt einbringen.

    „Sein und Zeit“: Ausstellung Franz Pröbster Kunzel in der Kunsthalle. Eröffnung, 14. Oktober, 19 Uhr, bis 23. Januar. Künstlergespräch mit Barbara Kahle vom Kunstverein Bamberg am 4. November, 19 Uhr.

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