Vor rund sieben Jahrzehnten wurde der Abhang zum Main zwischen Mainberg und Schonungen noch mit Weinbergen, Gärten und Streuobstwiesen als Kulturlandschaft von kleinbäuerlichen Betrieben intensiv genutzt. Da diese Flächen nach modernen Agrarmethoden unter dem Aspekt der Rentabilität aber nicht mehr zu bewirtschaften waren, wurden sie schrittweise aufgelassen. Nach und nach machten sich hier Hecken breit. Es drohte die Verbuschung.
"Diese Situation an der Mainleite muss ökologisch problematisch gesehen werden", meint Fritz Schumm. Vor allem die Artenvielfalt, die für trockene Kalkstandorte hier üblich sei, gehe durch die Verbuschung langfristig zurück, so der Diplom Agraringenieur. 2015 startete er deshalb zusammen mit seiner Frau ein Landschaftspflegekonzept mit der Beweidung durch Ziegen und Schafe. Begleitet wird das private Unternehmen von Anfang an von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Schweinfurt.

Nach dem vom Ehepaar Schumm 2015 erstellten Konzept beginnt die Renaturierung der Flächen mit dem Schlagen von Schneisen in die verbuschte Fläche, um dort Weidezäune zu errichten. Zuerst kommen Ziegen auf die Weidefläche. "Wir haben für unsere sieben Ziegen zurzeit rund drei Hektar Buschland zur Verfügung", erklärt Schumm. Ziegen brauchen Raufutter, am besten Dornenhecken- und Baumschößlinge, Mariendisteln, keine reine Wiese. Das Buschwerk, das die Ziegen nicht erreichen, muss abgeschnitten und den Tieren zum Fressen gegeben werden. Nach Abweidung durch die Ziegen können Schafe die Beweidung übernehmen. Bei erneuten Verbuschung muss die Weidefläche wieder eine zeitlang als Ziegenweide genutzt werden, so das Konzept.
Schafe als Hochzeitsgeschenk
Grund für den Aufbau einer Schafhaltung war für Hanne und Fritz Schumm ein Hochzeitsgeschenk, das sie 2014 nach rund drei Jahrzehnten einlösten. Es war ein Gutschein für zwei Mutterschafe mit ihren Lämmern. Nachdem das Ehepaar aus seinem Berufsleben als Apotheker ausgeschieden war, haben sie sich diesen Lebenstraum erfüllt.
Beim Start der Schafhaltung ließen die Schumms ihr ein Hektar großes Gartenland in der Flurabteilung "Ascher" und an der Mainleite von Coburger Fuchsschafen beweiden. Sie entschieden sich für diese regionale Rasse, da sie zu den vom Aussterben bedrohten Tierrassen gehört. "Und es sind einfach schöne Tiere", betont Schumm.

Nach und nach kamen Nachbargrundstücke, die ebenfalls als Kulturland aufgelassen worden waren, als Weidefläche hinzu. Jetzt stehen den 26 Mutterschafen mit ihren Lämmern und zwei Schafböcken fünf Hektar Weidefläche zur Verfügung, die als Grenzertragsstandorte oder ökologische Ausgleichsflächen rund um den Kaltenhof, einem Weiler oberhalb von Schonungen, oder an der Mainleite liegen. Für die sieben Ziegen ist eine Fläche von drei Hektar vorhanden.
22 Lämmer kamen heuer auf der Weide zur Welt
Wichtig ist dem Ehepaar, das vor Beginn der Schafhaltung mehrere Seminare über die Schafhaltung an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf besucht hat, eine artgerechte Haltung der Tiere. "Das ganze Jahr draußen, das ist das Beste", so ihre Erfahrung. Deshalb kommen auch die Lämmer, in diesem Jahr 22 an der Zahl, auf der Weide zur Welt. Auch die Schafzuchtböcke sind nie allein auf der Bockweide, sondern immer mit "mindestens einem Compagnon", sagt Fritz Schumm.
Zweimal täglich bekommen die Tiere frisches Wasser sowie Heu als Raufutter. Allen Tieren steht ein ganzjähriger Unterstand zur Verfügung. Die Elektrozäune der Weideflächen müssen täglich kontrolliert werden. Die Weiden erfordern nach dem Umsetzen der Tiere auf ein anderes Stück Land, was in der Regel alle zwei bis drei Wochen notwendig ist, eine Nachpflege. Dazu zählen das Abmähen noch vorhandener Gras- und Buschreste und das Reinigen der Unterstände von Kot.
"Besonders im Winter ist das schon ein harter Job", bekennt Fritz Schumm und fügt hinzu, "das geht nur mit Herzblut." Unterstützung kommt von einem Helferkreis. Seit 2019 ist das Ehepaar Schumm mit seiner Schafhaltung im Verein "Gemeinsam Leben Gestalten e.V." vertreten. Hier bieten die Eheleute zusammen mit erfahrenen Pädagogen Erlebnispädagogik für Kinder und Erwachsene zu den Themen Tierhaltung zur Landschaftspflege, Erlebnispädagogik und Wollverarbeitung an.