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SCHWEINFURT: Seit einem Jahr unterhält die Bundeswehr ein Karriereberatungsbüro in Schweinfurt

SCHWEINFURT

Seit einem Jahr unterhält die Bundeswehr ein Karriereberatungsbüro in Schweinfurt

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    Auf der Suche nach geeignetem Personal: Oliver Hübel vom Schweinfurter Büro der Karriereberatung der Bundeswehr im Gespräch mit Geschäftsstellendame Frauke Esper. Seit genau einem Jahr gibt es die Geschäftsstelle in Schweinfurt in der Mainberger Straße 36.
    Auf der Suche nach geeignetem Personal: Oliver Hübel vom Schweinfurter Büro der Karriereberatung der Bundeswehr im Gespräch mit Geschäftsstellendame Frauke Esper. Seit genau einem Jahr gibt es die Geschäftsstelle in Schweinfurt in der Mainberger Straße 36. Foto: Foto: Anand Anders

    „Im Team meistern Sie attraktive und anspruchsvolle Aufgaben. Ausbildung und Studium bei vollem Gehalt. Machen Sie den Schritt Ihres Lebens – entscheiden Sie sich für den Schritt in die Bundeswehr.“ Klare Worte in dem kurzen Film, den Oliver Hübel (47), Karriereberater der Bundeswehr in dem seit einem Jahr bestehenden Schweinfurter Büro, kürzlich vor Schülern und Eltern im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Arbeitsagentur Schweinfurt gezeigt hat.

    Doch so rosa, wie es der Werbeclip zeigt, ist das Leben „beim Bund“ auch wieder nicht, es verlangt seinen Soldaten und Bediensteten auch allerhand ab. Darauf weist Hübel ausdrücklich hin: In den ersten Monaten sehr viel Sport, die Bereitschaft, blaue Flecken, Kratzer und Belastungen zu ertragen – und immer wieder mal umzuziehen. Im Gegenzug bietet der Arbeitgeber Bundeswehr auch Vorteile: einen sicheren Arbeitsplatz, gutes Gehalt, 60 verschiedene anerkannte Berufsabschlüsse, kostenfreie medizinische Versorgung.

    Nach einer guten Stunde sind die jungen Leute von Informationen ziemlich erschlagen, aber das ist normal so. Was der Bund alles so anbietet, sind ja nicht nur unterschiedlichste Truppenverwendungen bei Heer, Luftwaffe oder Marine, im Freiwilligen Wehrdienst sowie der Unteroffiziers- oder Offizierslaufbahn. Kaum jemand bringt die Bundeswehr mit zivilen Laufbahnen in Verbindung in Verwaltung, Personal- und Finanzbereich, Logistik oder in der Wehrtechnik.

    Devise: Näher am Kunden sein

    In all diesen Bereichen sucht das Militär engagierte und vor allem geeignete Leute, Männer wie Frauen – und steht seit Aussetzung der Wehrpflicht in Konkurrenz mit der kompletten übrigen Wirtschaft, sagt Hübel, heute Beamter – früher selbst einmal zwölf Jahre Zeitsoldat. Das hatte zur Folge, dass die früheren Kreiswehrersatzämter durch Karriereberatungsbüros ersetzt und bundesweit 110 solcher Büros neu geöffnet wurden: „Die Bundeswehr wollte in die Fläche gehen, um näher am Kunden zu sein.“ Eines davon ist die Karriereberatung in Schweinfurt in der Mainberger Straße 136, die es vorher gar nicht gab. Die nächsten Karriereberatungen der Bundeswehr sind in Würzburg, Bamberg, Fulda und Erfurt zu Hause.

    Ex-Soldat Hübel, heute Regierungsamtmann, beackert zusammen mit seiner Kollegin, Stabsfeldwebel Anke Müller, Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Sie gehen in Mittel-, Real-, Gesamt- und Wirtschaftsschulen sowie Gymnasien, auf Messen wie die ufra und zu Arbeitsagenturen und laden zu Tagen der offenen Tür in den Bundeswehrstandorten Volkach und Hammelburg, um jungen Leuten ab der achten Klasse Karrieren beim „Bund“ nahezubringen. Etwa die Hälfte der Bewerber werden so kontaktiert, die andere Hälfte meldet sich übers Internet – über das BW-eigene Portal oder Facebook, Twitter, Youtube, sagt Hübel.

    „In den letzten zwei Wochen war ich in sechs Schulklassen“, sagt der Berater, „bis Mai haben wir den Kalender schon voll.“ Die persönliche Beratung eines Interessenten findet im Büro statt und dauert eine bis eineinhalb Stunden. Dann sollen die Aspiranten erst einmal nach Hause gehen und gut überlegen, ob die Bundeswehr für sie überhaupt in Frage kommt – und was. „Die Optionen sind eben immens“, so Hübel.

    Extrem schüchternen Bewerbern, bei denen nur die Eltern reden und etwa solchen mit großem Übergewicht macht Hübner von vornherein keine Hoffnungen. „Es bringt nichts, jemanden anzuwerben, der die Voraussetzungen nicht erfüllt“, so Hübner – „weder dem Bewerber noch der Bundeswehr.“ Eine Zielvorgabe haben auch Hübel und Müller im Büro Schweinfurt: 320 schriftliche Bewerbungen im Jahr, die sie 2014 – in ihren ersten zwölf Monaten – mit weit über 400 mehr als erfüllt hätten.

    Beim Bund sind 55 000 Zivilisten

    Wie viele von ihnen dann tatsächlich beim Bund landen, weiß der 47-Jährige nicht. Denn erstens sei eine Bewerbung keine Garantie für künftige Beschäftigung, davor stehe die Eignungsprüfung, und zweitens auch der Datenschutz. „Was man einem Bewerber vorschlagen kann, entwickelt sich oft erst im Gespräch“, sagt Hübel. Wenn einer nicht unbedingt zur Truppe will, aber erwähnt, er sei bei der Feuerwehr, „sage ich ihm, da hab' ich auch noch was – wir haben auch eine eigene Berufsfeuerwehr.“

    Zurzeit hat Hübel viel zu tun. Stabsfeldwebel Anke Müller, die zweite Karriereberaterin in Schweinfurt, war vier Wochen im Auslandseinsatz in Westafrika und ist jetzt in einer Vorsichts-Quarantäne-Einrichtung der Bundeswehr an der Ostsee. Wenn sie nach ihrem Urlaub zurück ist, wird auch sie wieder an der Karriereberatungsfront aktiv und jungen Leuten erzählen, was beim Bund alles möglich ist: in der Truppe wie in vielen zivilen Berufen. „Die Bundeswehr hat 180 000 Soldaten, aber auch 55 000 Zivilisten – und die bilden wir alle selbst aus“, lacht Hübel.

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