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SCHWEINFURT: Selbstversuch: Ohne Führerschein und mit 15 PS auf dem Main

SCHWEINFURT

Selbstversuch: Ohne Führerschein und mit 15 PS auf dem Main

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    Meine Größe? 180 Zentimer. Das war jahrzehntelang so. Jetzt sind es 180 Zentimeter plus X. „Ganz easy“ lässt sich ein Motorboot mit 15 PS auf dem Main steuern, hatten Joachim Pfister und Sohn Dennis versichert. Dennis Pfister hängte dann das etwa eine halbe Tonne schwere Quicksilver Fiberglasboot Activ 470 (mit Hänger knapp eine Tonne) ans Auto, und ab ging es in die Schweinfurter Wehranlagen und dort zur Bootsrampe am Anlegesteg neben dem Schwimmclub. Keine fünf Minuten brauchte der Juniorchef. Das Boot lag auf dem Wasser. Der Einstieg war leicht, die erste Mutprobe bewältigt. Das Kajütboot schwankte kaum, auch nicht als ich Anand Anders die riesige Fototasche abnahm und der Fotograf die „Drei in einem Boot“ komplett machte. Dennis Pfister legte ab, sprach von einem starken Wind, fuhr flussaufwärts und bot das Steuer an. Quicksilver reagierte auf jede Bewegung des Lenkers exakt, – ganz anders als es meine TV-Kenntnisse über die Flotten von Aida, Costa oder MSC hatten vermuten lassen. Natürlich: Quicksilver ist 4,70 Meter lang, 2,30 Meter breit und hat einen Tiefgang von 65 Zentimeter; die Aida prima hat eine Länge von 299,95 Meter, ist 37,65 Meter breit und hat einen maximalen Tiefgang von 8,25 Meter. Auch ist die Prima nicht für den Preis eines günstigen Mittelklassewagens zu haben. Sie kostete 645 Millionen US-Dollar. „Gas geben“, sagt Dennis. Ich lege den Hebel auf volle Kraft voraus. Der Fahrwind wird unangenehm, nicht weil wir dahinbrausen, sondern weil ich bei deutlich unter 20 Grad mit Sommerhemd und kurzer Hose zu den falschen Klamotten gegriffen habe. Mehr als zehn bis zwölf Stundenkilometer gibt der Motor flussaufwärts nicht her. An Wasserski oder auch nur an ein Gleiten des Bootes auf dem Wasser ist nicht zu denken. Wir schippern flussaufwärts – und das macht einen Heidenspaß. „Ein Boot ist Spaß“, hatte anfangs Joachim Pfister gesagt. Damit hat er recht. Doch Spaß ist nicht gleich Spaß. Wer über das Wasser brausen will, der braucht mehr PS oder ein Schlauchboot, das es mit einem 15 PS-Außenborder auf bis zu 25 oder gar 30 Sachen bringt und so zumindest mit den E-Bikern auf dem Maintalradweg gleichziehen kann. An einer der rechtwinkeligen Buhnen vor dem Ufer liegt ein Sportboot. Keine Kajüte, aber mindestens 70 PS, schätzt Dennis Pfister, der jetzt wieder das Steuer übernimmt, auf Vollgas bleibt und sportlich wendet. Am Anlegesteg will ich es wissen. Der Juniorchef lässt mich ans Steuer. Schön langsam fahre ich vorwärts und erwische gerade noch den rechten Zeitpunkt, um den Rückwärtsgang einzulegen. Versuch 2: Die Bootsspitze liegt richtig, doch das Heck versucht uns links zu überholen. Nochmals bringt mich der Rückwärtsgang in die Ausgangsposition. Versuch 3: etwas schneller, die Richtung stimmt, im Leerlauf erreichen wir den Anlegesteg – etwas schief, gerade sieht anders aus. Dennoch: „Reicht für die Führerscheinprüfung“, sagt Dennis. Ich bin 1,80 plus X groß und habe Pluspunkte für den Wind gesammelt. Bei Boote Pfister im Wahlweg 6 in Schwebheim sitzen wir im Warmen und im Trockenen. Joachim Pfister sagt, dass die Quicksilver in etwa das größte Boot sei, das man mit 15 PS ordentlich fahren könne. Meine Begeisterung für das Tuckern auf dem Main relativiert der Chef der in Deutschland größten Dauerausstellung für neue und gebrauchte Motorboote  (150 Boote der weltweit etablierten Fabrikate in den 5500 Quadratmeter großen Hallen und auf über 10 000 Quadratmeter Freifläche). Die Festsetzung der Führerscheinfreiheit zum Oktober 2012 von fünf auf 15 PS hat dem Bootshändler mit Kundschaft aus ganz Europa keine merkbar steigende Nachfrage beschert. Profitiert hätten davon vor allem die Verleiher von Hausbooten auf der Mecklenburgischen Seenplatte. Über zehn Meter lang seien diese – und nach einer Einführung von jedermann zu steuern, sagt Pfister. Eine Einführung bekommt auch jeder Käufer bei Boote Pfister. Mit 15 statt fünf PS komme man gegen die Strömung im Main schon gut an, doch Bootsfahrer hätten lieber etwas mehr PS. 60 bis 70 Prozent der Einsteiger bei 15 PS würden über kurz oder lang den Führerschein machen und umsatteln, sagt Pfister über das Hobby für die ganze Familie. Nur jeder Dritte bleibe bei 15 PS. Allerdings kämen mit den Jahren auch Führerscheinbesitzer auf den Geschmack der Beschaulichkeit. Schippern und Angeln, das biete die Klasse bei geringem Spritverbrauch (klar unter zehn Liter die Stunde). Wer umsattele, müsse keinen Wertverlust fürchten. Gebrauchte Boote sind gefragt.
    Meine Größe? 180 Zentimer. Das war jahrzehntelang so. Jetzt sind es 180 Zentimeter plus X. „Ganz easy“ lässt sich ein Motorboot mit 15 PS auf dem Main steuern, hatten Joachim Pfister und Sohn Dennis versichert. Dennis Pfister hängte dann das etwa eine halbe Tonne schwere Quicksilver Fiberglasboot Activ 470 (mit Hänger knapp eine Tonne) ans Auto, und ab ging es in die Schweinfurter Wehranlagen und dort zur Bootsrampe am Anlegesteg neben dem Schwimmclub. Keine fünf Minuten brauchte der Juniorchef. Das Boot lag auf dem Wasser. Der Einstieg war leicht, die erste Mutprobe bewältigt. Das Kajütboot schwankte kaum, auch nicht als ich Anand Anders die riesige Fototasche abnahm und der Fotograf die „Drei in einem Boot“ komplett machte. Dennis Pfister legte ab, sprach von einem starken Wind, fuhr flussaufwärts und bot das Steuer an. Quicksilver reagierte auf jede Bewegung des Lenkers exakt, – ganz anders als es meine TV-Kenntnisse über die Flotten von Aida, Costa oder MSC hatten vermuten lassen. Natürlich: Quicksilver ist 4,70 Meter lang, 2,30 Meter breit und hat einen Tiefgang von 65 Zentimeter; die Aida prima hat eine Länge von 299,95 Meter, ist 37,65 Meter breit und hat einen maximalen Tiefgang von 8,25 Meter. Auch ist die Prima nicht für den Preis eines günstigen Mittelklassewagens zu haben. Sie kostete 645 Millionen US-Dollar. „Gas geben“, sagt Dennis. Ich lege den Hebel auf volle Kraft voraus. Der Fahrwind wird unangenehm, nicht weil wir dahinbrausen, sondern weil ich bei deutlich unter 20 Grad mit Sommerhemd und kurzer Hose zu den falschen Klamotten gegriffen habe. Mehr als zehn bis zwölf Stundenkilometer gibt der Motor flussaufwärts nicht her. An Wasserski oder auch nur an ein Gleiten des Bootes auf dem Wasser ist nicht zu denken. Wir schippern flussaufwärts – und das macht einen Heidenspaß. „Ein Boot ist Spaß“, hatte anfangs Joachim Pfister gesagt. Damit hat er recht. Doch Spaß ist nicht gleich Spaß. Wer über das Wasser brausen will, der braucht mehr PS oder ein Schlauchboot, das es mit einem 15 PS-Außenborder auf bis zu 25 oder gar 30 Sachen bringt und so zumindest mit den E-Bikern auf dem Maintalradweg gleichziehen kann. An einer der rechtwinkeligen Buhnen vor dem Ufer liegt ein Sportboot. Keine Kajüte, aber mindestens 70 PS, schätzt Dennis Pfister, der jetzt wieder das Steuer übernimmt, auf Vollgas bleibt und sportlich wendet. Am Anlegesteg will ich es wissen. Der Juniorchef lässt mich ans Steuer. Schön langsam fahre ich vorwärts und erwische gerade noch den rechten Zeitpunkt, um den Rückwärtsgang einzulegen. Versuch 2: Die Bootsspitze liegt richtig, doch das Heck versucht uns links zu überholen. Nochmals bringt mich der Rückwärtsgang in die Ausgangsposition. Versuch 3: etwas schneller, die Richtung stimmt, im Leerlauf erreichen wir den Anlegesteg – etwas schief, gerade sieht anders aus. Dennoch: „Reicht für die Führerscheinprüfung“, sagt Dennis. Ich bin 1,80 plus X groß und habe Pluspunkte für den Wind gesammelt. Bei Boote Pfister im Wahlweg 6 in Schwebheim sitzen wir im Warmen und im Trockenen. Joachim Pfister sagt, dass die Quicksilver in etwa das größte Boot sei, das man mit 15 PS ordentlich fahren könne. Meine Begeisterung für das Tuckern auf dem Main relativiert der Chef der in Deutschland größten Dauerausstellung für neue und gebrauchte Motorboote (150 Boote der weltweit etablierten Fabrikate in den 5500 Quadratmeter großen Hallen und auf über 10 000 Quadratmeter Freifläche). Die Festsetzung der Führerscheinfreiheit zum Oktober 2012 von fünf auf 15 PS hat dem Bootshändler mit Kundschaft aus ganz Europa keine merkbar steigende Nachfrage beschert. Profitiert hätten davon vor allem die Verleiher von Hausbooten auf der Mecklenburgischen Seenplatte. Über zehn Meter lang seien diese – und nach einer Einführung von jedermann zu steuern, sagt Pfister. Eine Einführung bekommt auch jeder Käufer bei Boote Pfister. Mit 15 statt fünf PS komme man gegen die Strömung im Main schon gut an, doch Bootsfahrer hätten lieber etwas mehr PS. 60 bis 70 Prozent der Einsteiger bei 15 PS würden über kurz oder lang den Führerschein machen und umsatteln, sagt Pfister über das Hobby für die ganze Familie. Nur jeder Dritte bleibe bei 15 PS. Allerdings kämen mit den Jahren auch Führerscheinbesitzer auf den Geschmack der Beschaulichkeit. Schippern und Angeln, das biete die Klasse bei geringem Spritverbrauch (klar unter zehn Liter die Stunde). Wer umsattele, müsse keinen Wertverlust fürchten. Gebrauchte Boote sind gefragt. Foto: Foto: Anand Anders

    Meine Größe? 180 Zentimer. Das war jahrzehntelang so. Jetzt sind es 180 Zentimeter plus X.

    „Ganz easy“ lässt sich ein Motorboot mit 15 PS auf dem Main steuern, hatten Joachim Pfister und Sohn Dennis versichert. Dennis Pfister hängte dann das etwa eine halbe Tonne schwere Quicksilver Fiberglasboot Activ 470 (mit Hänger knapp eine Tonne) ans Auto, und ab ging es in die Schweinfurter Wehranlagen und dort zur Bootsrampe am Anlegesteg neben dem Schwimmclub.

    Keine fünf Minuten brauchte der Juniorchef. Das Boot lag auf dem Wasser. Der Einstieg war leicht, die erste Mutprobe bewältigt. Das Kajütboot schwankte kaum, auch nicht als ich Anand Anders die riesige Fototasche abnahm und der Fotograf die „Drei in einem Boot“ komplett machte.

    Reagiert sofort

    Dennis Pfister legte ab, sprach von einem starken Wind, fuhr flussaufwärts und bot das Steuer an. Quicksilver reagierte auf jede Bewegung des Lenkers exakt, – ganz anders als es meine TV-Kenntnisse über die Flotten von Aida, Costa oder MSC hatten vermuten lassen. Natürlich: Quicksilver ist 4,70 Meter lang, 2,30 Meter breit und hat einen Tiefgang von 65 Zentimeter; die Aida prima hat eine Länge von 299,95 Meter, ist 37,65 Meter breit und hat einen maximalen Tiefgang von 8,25 Meter.

    Auch ist die Prima nicht für den Preis eines günstigen Mittelklassewagens zu haben. Sie kostete 645 Millionen US-Dollar.

    Spaß bei zwölf km/h

    „Gas geben“, sagt Dennis. Ich lege den Hebel auf volle Kraft voraus. Der Fahrwind wird unangenehm, nicht weil wir dahinbrausen, sondern weil ich bei deutlich unter 20 Grad mit Sommerhemd und kurzer Hose zu den falschen Klamotten gegriffen habe. Mehr als zehn bis zwölf Stundenkilometer gibt der Motor flussaufwärts nicht her. An Wasserski oder auch nur an ein Gleiten des Bootes auf dem Wasser ist nicht zu denken. Wir schippern flussaufwärts – und das macht einen Heidenspaß.

    „Ein Boot ist Spaß“, hatte anfangs Joachim Pfister gesagt. Damit hat er recht. Doch Spaß ist nicht gleich Spaß. Wer über das Wasser brausen will, der braucht mehr PS oder ein Schlauchboot, das es mit einem 15 PS-Außenborder auf bis zu 25 oder gar 30 Sachen bringt und so zumindest mit den E-Bikern auf dem Maintalradweg gleichziehen kann.

    An einer der rechtwinkeligen Buhnen vor dem Ufer liegt ein Sportboot. Keine Kajüte, aber mindestens 70 PS, schätzt Dennis Pfister, der jetzt wieder das Steuer übernimmt, auf Vollgas bleibt und sportlich wendet.

    Reif für die Prüfung

    Am Anlegesteg will ich es wissen. Der Juniorchef lässt mich ans Steuer. Schön langsam fahre ich vorwärts und erwische gerade noch den rechten Zeitpunkt, um den Rückwärtsgang einzulegen. Versuch 2: Die Bootsspitze liegt richtig, doch das Heck versucht uns links zu überholen. Nochmals bringt mich der Rückwärtsgang in die Ausgangsposition. Versuch 3: etwas schneller, die Richtung stimmt, im Leerlauf erreichen wir den Anlegesteg – etwas schief, gerade sieht anders aus. Dennoch: „Reicht für die Führerscheinprüfung“, sagt Dennis. Ich bin 1,80 plus X groß und habe Pluspunkte für den Wind gesammelt.

    Bei Boote Pfister im Wahlweg 6 in Schwebheim sitzen wir im Warmen und im Trockenen. Joachim Pfister sagt, dass die Quicksilver in etwa das größte Boot sei, das man mit 15 PS ordentlich fahren könne. Meine Begeisterung für das Tuckern auf dem Main relativiert der Chef der in Deutschland größten Dauerausstellung für neue und gebrauchte Motorboote (150 Boote der weltweit etablierten Fabrikate in den 5500 Quadratmeter großen Hallen und auf über 10 000 Quadratmeter Freifläche).

    Geringe Nachfrage

    Die Festsetzung der Führerscheinfreiheit zum Oktober 2012 von fünf auf 15 PS hat dem Bootshändler mit Kundschaft aus ganz Europa keine merkbar steigende Nachfrage beschert. Profitiert hätten davon vor allem die Verleiher von Hausbooten auf der Mecklenburgischen Seenplatte. Über zehn Meter lang seien diese – und nach einer Einführung von jedermann zu steuern, sagt Pfister.

    Eine Einführung bekommt auch jeder Käufer bei Boote Pfister. Mit 15 statt fünf PS komme man gegen die Strömung im Main schon gut an, doch Bootsfahrer hätten lieber etwas mehr PS. 60 bis 70 Prozent der Einsteiger bei 15 PS würden über kurz oder lang den Führerschein machen und umsatteln, sagt Pfister über das Hobby für die ganze Familie.

    Nur jeder Dritte bleibe bei 15 PS. Allerdings kämen mit den Jahren auch Führerscheinbesitzer auf den Geschmack der Beschaulichkeit. Schippern und Angeln, das biete die Klasse bei geringem Spritverbrauch (klar unter zehn Liter die Stunde). Wer umsattele, müsse keinen Wertverlust fürchten. Gebrauchte Boote sind gefragt.

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