Bis zu 50.000 Gäste im Jahr besichtigen die ehemalige Abteikirche in Ebrach. Das prächtige frühere Zisterzienser-Kloster mit seinen ganzen Gebäuden und Anlagen könnte in Zukunft noch gefragter bei Touristen werden. Dieser Tage bekam der Landkreis Bamberg mit dem Kloster Ebrach bei einer Feierstunde in Belgien das Europäische Kulturerbe-Siegel verliehen.
Mit dieser wertvollen Auszeichnung wurde das Projekt "Zisterzienser verbinden Europa" (Cisterscapes connecting Europe) gewürdigt. Der Landkreis Bamberg koordinierte die Bewerbung von 17 zisterziensischen Klosterlandschaften aus fünf europäischen Ländern. Fünf Jahre intensive und hochkarätige Zusammenarbeit seien damit belohnt worden, heißt es in einer Pressemitteilung des Landkreises.
Auszeichnung in Antwerpen entgegengenommen
Zur Delegation des Landkreises, die die Auszeichnung in Antwerpen entgegennahm, gehörte auch Ebrachs Bürgermeister Daniel Vinzens. Seine 2500 Einwohner-Gemeinde mit dem historischen Erbe ist sozusagen der Ausgangspunkt des Projekts. Dass man das Europäische Siegel erhalten hat, macht ihn stolz: "Es würdigt erst einmal die Bedeutung der Zisterzienser, aber auch Ebrach als Klosterstätte".

Für seine Gemeinde erhofft sich Vinzens "eine weitere Steigerung der Bekanntheit. Wir wollen in dem Zug auch unser touristisches Angebot weiter ausbauen." Dabei helfen soll eine Anlaufstelle, die nun in Ebrach geschaffen wird. Dazu wird das Haus genutzt, das oberhalb der Orangerie, dem terrassenförmig angelegten Garten gegenüber dem Kloster, steht. Es wird renoviert, auch um künftig ein Büro und ein Dokumentationszentrum einzurichten.
17 Projekte gehören zu den europäischen Klosterlandschaften
Darin kann man sich später über die Zisterzienser und die insgesamt 17 zu dem Projekt gehörenden europäischen Klosterlandschaften informieren. "Es wird eine Art Anlaufstelle, die alle vertritt", beschreibt Bürgermeister Vinzens die vom Landkreis koordinierte Stelle.

Vinzens selbst ist leidenschaftlicher Anhänger des Zusammenschlusses. Er hat maßgeblich für Ebrach an der Bewerbung zum Kultursiegel mitgewirkt, "das Potenzial, das unser Kloster als historisch wichtiger Ausgangspunkt für vieles hat, war mir klar." Wenn möglich, nimmt der Bürgermeister an den Sitzungen der Lenkungsgruppe und den regelmäßigen Treffen der 17 Orte teil. Selbst hat Vinzens über die Hälfte der Partnerstätten besucht.

Überhaupt ist er angetan vom Wirken des Zisterzienser-Ordens, der von 1127 bis zur Säkularisation 1803 in Ebrach war und auch in der Umgebung maßgeblich wirkte. "Baulich sind sie natürlich bei uns in Ebrach nicht zu übersehen. Sie prägten aber auch die ganze Landschaft", so der Bürgermeister.

Amtshöfe und Gebäude des Ordens findet man etwa mit den Schlössern in Sulzheim, Oberschwappach oder Burgwindheim. Ebracher Höfe haben viele Gemeinden, die auf den Orden zurückzuführen sind, es gab oder gibt sie etwa in Mainstockheim, Rödelsee, Schweinfurt oder Bamberg.
Die Zisterzienser setzten bereits früh auf Vernetzung und regelmäßigen Austausch zwischen ihren Stätten in Europa, was Daniel Vinzens fasziniert. "Gerade das finde ich spannend. Eigentlich waren sie die ersten Europäer."

Den Fokus noch mehr auf das Kloster legen
Das jetzt erhaltene Siegel sieht Bürgermeister Vinzens auch als Chance für Ebrach. Die Marke und das Thema Zisterzienser möchte er mit seiner Gemeinde in Zukunft noch stärker aufgreifen. "Wir sollten unseren Fokus noch mehr auf das Kloster legen, versuchen, den Spirit reinzubekommen, dass wir Nachfolger von ihnen sind." Das lasse sich schon im Heimatkunde-Unterricht der Schule, im Ferienprogramm, bei Kinderführungen vermitteln.
Aber auch für die Geschäftsleute sieht er Potenzial. So könnte man ein Zisterzienser-Brot, Honig, ein Menü oder Ähnliches anbieten, um den Namen zu schärfen. Ein Beispiel nennt das Gemeindeoberhaupt: "Wir haben mit Christopher Karamarko einen Winzer in Ebrach, der sich auf die traditionelle Weinherstellung spezialisiert hat. Er bewirtschaftet auch ehemalige Klosterflächen in der Umgebung."

Für den Markt Ebrach wären durch das Siegel im Bereich Tourismus mehr Führungen denkbar. Vielleicht lasse sich das neu entstehende Doku-Zentrum mit einer Tourist-Info verbunden. Manche Angebote zum historischen Thema bestehen bereits, wie der Zisterzienser-Rundweg für Wanderer. Dieser beginnt bei Rauhenebrach und führt an vielen Besitzungen des Ordens vorbei nach Ebrach. Auch die eingerichtete Zisterzienser-Radrunde vereint Geschichte mit Natur.
In Ebrach ist der Bürgermeister froh, dass der Freistaat Bayern als Betreiber der Justizvollzugsanstalt für das riesige historische Klostergebäude vorbildlich sorge. In den letzten Jahren wurde dort einiges an Geld in Sanierungen investiert, auch in das Prunkstück, die ehemalige Abteikirche. Vinzens weiß, dass in seiner Gemeinde noch einiges zu tun sein wird im Bereich Tourismus. "Das Kulturerbe-Siegel war ein großes Stück auf einem noch langen Weg."
Führungen in Ebrach: Von April bis Oktober wird täglich um 13.15 Uhr eine Führung in der JVA angeboten, bei der man das Treppenhaus und den Kaisersaal besichtigen kann. Kirchenführungen können auf Anfrage gebucht werden.