"In Bayern gibt es innerhalb der Wälder lediglich eine Hand voll Fundorte dieser europaweit besonders geschützten Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Art", informiert der Spezialist für Waldinsekten und weist darauf hin, dass FFH ein europäisches Schutzkonzept ist, innerhalb dessen das Land Bayern Verantwortung für die Erhaltung bestimmter Tier- und Pflanzenarten hat. Dazu gehört auch der Eremit.
Mit der Entdeckung des Holzbewohners im Forstbetrieb Ebrach wurde der bislang in Bayern fehlende Nachweis erbracht, dass er auch in Buchen innerhalb des Waldes leben kann. Den Tipp, der Käfer sei auch im Steigerwald zu finden, erhielt der Wissenschaftler von Dr. Georg Sperber, dem langjährigen Leiter des Forstamts Ebrach. Dieser hatte schon immer das Vorkommen des Eremit vermutet. Es gelang ihm aber nicht, Exemplare zu finden, denn das unscheinbare Tierchen verbirgt sich gut. Es lebt in Baumhöhlen, die oft schwer auszumachen sind. "Ist ein Baum mit Mulmhöhle umgefallen, kommen wir gut heran. Ansonsten ist es komplizierter. Da kommen schon Mal Steigeisen zum Einsatz", sagt Heinz Bussler.
Vier Gramm schwer
In Ebrach war ihm das Glück hold. Er musste nicht lang suchen. Schon beim zweiten umliegenden Baum wurde Bussler fündig. Der Baum war geborsten und die große Höhle, die den Augen der Experten bislang verborgen war, lag frei. "Ein Griff und da war der Eremit. Ein trächtiges Weibchen. Wir nahmen es mit nach Ebrach. Es wog vier Gramm und es war drei Zentimeter lang. Danach brachten wir es wieder in den Wald zurück", berichtet der Wissenschaftler.
Der Eremit, so Heinz Bussler, ist ein Totholzkäfer, der zurückgezogen in Baumhöhlen lebt. Sie entstehen durch eine Pilzinfektion. Holzpilze zersetzen das Kernholz. Der Eremit tritt von Ende Juni bis September auf, wobei die Tiere nur selten ihre Heimathöhle verlassen. Die Weibchen legen 20 bis 80 Eier in den Mulm von Laubbäumen, vor allem von Eichen. Oft ist der eigene Brutbaum der Ort, an dem auch die Nachkommen schlüpfen.
Dies macht den Eremit äußerst empfindlich gegen Veränderungen seines Lebensraums. Die Larven entwickeln sich über drei bis vier Jahre in ihrer Höhle. Sie ernähren sich von verpilztem oder faulem Holz und Mulm. "Mulm besteht aus Holz, Exkrementen von Tieren und es ist mit Pilzmyzelen durchsetzt", erläutert Ulrich Mergner, Leiter des Forstbetriebs Ebrach, der bei der Entdeckung des Eremit dabei war.
Gegen Ende ihrer Entwicklung formen sich die Larven des Insekts einen Kokon aus Mulmteilen und verpuppen sich darin, bis im folgenden Frühjahr die Käfer schlüpfen. Der Eremit lebt in lichten Laubwälder in Flusstälern, alten Eichen- und Buchenwäldern, aber auch in Mittelwäldern, Hutewäldern, Parks, Alleen, Friedhöfen sowie Streuobstwiesen. Voraussetzung für ein stabiles Vorkommen sind ein hoher Anteil alter Bäume und absterbende Bäume mit Baumhöhlen.
Auch Juchtenkäfer genannt
Der Eremit, auch Juchtenkäfer genannt, ist ausgesprochen flugträge. Wegen seines geringen Aktionsradius von gerade einmal 200 Metern verfügt er nur über eine geringes Ausbreitungs- und Wiederbesiedelungsvermögen.
"Höhlenbäume und solche, die dafür prädestiniert sind, müssen ohne wenn und aber stehen bleiben", so Ulrich Mergner. Eine Vernetzung der möglichen Vorkommen sei geplant. Zudem soll intensiv beobachtet werden, um weitere Fundstellen zu lokalisieren.
"Der Eremit ist eine Schirmart und steht symbolisch für eine riesige Anzahl von Käfern, Pilzen, Fledermäusen und Vogelarten, die mit dem Menschen um minderwertige Holzsorten konkurrieren", sagt der Forstmann, der nun den Auftrag hat, ein Konzept zu entwickeln, wie das Überleben des Eremiten und anderer gefährdeter Arten sichergestellt werden kann.
Die Bevölkerung bittet Ulrich Mergner um Verständnis, wenn vermehrt abgestorbenes Holz, so genanntes Totholz, in den Wäldern stehen oder liegen bleibt. Nach dem Waldgesetz sei der Staatswald besonders dazu verpflichtet, die Artenvielfalt der Wälder zu sichern.