(hl) Schweinfurt hat viele berühmte Söhne. Den Dichter Friedrich Rückert, den Unternehmer und Erfinder Ernst Sachs, Die Fußball-Nationalspieler Albin Kitzinger und Ander Kupfer oder den Mediziner Johann Lorenz Bausch. Sie alle haben inhaltlich nicht viel miteinander zu tun, aber doch eine Gemeinsamkeit. Die Stadt hat ihnen Straßen, Wege oder Plätze gewidmet. Dies geschah posthum, anders etwa als bei dem aus Holzhausen stammenden Pfarrer im Ruhestand Johannes Markert, dem die Ehre einer nach ihm benannten Straße in seiner Heimatgemeinde jüngst anlässlich seines 60jährigen Priesterjubiläums zuteil wurde.
Nun reicht die Zahl der noch lebenden oder längst verstorbenen Berühmtheiten in den Städten meist nicht aus, um allen Straßen und Wegen einen adäquaten Namen zu geben. Und so weicht man bei Neuausweisungen von Gewerbe- oder Wohngebieten gerne auf mehr oder weniger passende Themengebiete aus. Im Schweinfurter „Musikerviertel“ werden Komponisten wie Mozart oder Schubert verewigt, an der Eselshöhe feiern Vöglein aller Art fröhliche Urständ, im Industriegebiet Maintal hat man sich auf europäische Metropolen spezialisiert. Dann gibt es natürlich noch historisch gewachsene Straßennamen, die Rückschlüsse zulassen, auf das, was hier einst geschah. Auf dem Roßmarkt wurden Pferde gehandelt, in der Gymnasiumstraße stand (und steht heute noch) ein eben solches, an der Spitalstraße gab es ein Krankenhaus.
Manchmal - allerdings nicht allzu häufig - geschieht es, dass Straßen oder Plätze umbenannt werden. „Gott sei Dank“ möchte man sagen mit Blick auf die bereits erwähnte Spitalstraße, die in dunkleren Zeiten der Stadtgeschichte auf den Namen Adolf-Hitler-Straße hörte.
Heftig diskutiert wurde in der Öffentlichkeit hingegen vor der durch die Stadtrats-SPD initiierten Umbenennung des früheren Postplatzes in den Georg-Wichtermann-Platz, benannt nach dem 1997 verstorbenen, langjährigen Oberbürgermeister Schweinfurts.
Vorschläge auch von Bürgern
Vorschläge zur Namensgebung kommen in der Regel aus der Verwaltung, Vorstöße gelegentlich aber auch aus dem Stadtrat oder von interessierten Bürgern. So geschehen vor einigen Jahren, als ein Reststück der Gymnasiumstraße umbenannt wurde in Herbert-Knüpffer-Straße. Womit wir - nach einer zugegeben etwas ausufernden Hinführung - auch endlich beim Thema wären. Denn noch weilen unter uns ausreichend Zeitgenossen, die uns vom segensreichen Wirken eines Frauenarztes gleichen Namens zu berichten wissen, der just dort - an der heutigen Knüpffer-Straße - eine Privatklinik errichtete, die es mittlerweile nicht mehr gibt, aber an die eben jener Straßenname erinnern soll. Natürlich gibt es auch Töchter, die sich einen Namen gemacht haben. Nur sind die Straßen, die nach Frauen benannt wurden, selten. Und warum es keine Straße gibt, die den Namen Olympia Morata trägt, bleibt wohl ein Geheimnis.
Weil Erinnerungen aber verblassen und auch nicht jeder Namenspatron der Schweinfurter Straßen Hunderten, ja Tausenden Kindern auf die Welt geholfen wie Herbert Knüppfer hat, möchte diese Zeitung ab heute - in loser Reihenfolge - einzelnen Namen auf den Grund gehen. Frei nach dem Motto: „Wer war eigentlich der Typ auf meinem Straßenschild?“
Erfahren Sie also mehr über Alois Türk, Gretel Baumbach oder Jonas Wehner und all' die anderen Erdenbürger, die es zum Straßennamen gebracht haben. Und vielleicht auch etwas über Orte, deren historische Bedeutung uns heute nicht mehr geläufig ist, die sich jedoch aus dem Straßennamen erschließt. Wir wünschen jedenfalls viel Spaß beim Lesen und so manches „Aha-Erlebnis“.