Das Ehepaar stammt aus Indien, wo Naresch Seetharan als Lehrer an internationalen Schulen tätig war. International war auch ihr weiterer Weg, der sie nach Amerika, China, Augsburg, Weimar und letztendlich nach Bergrheinfeld führte. „Er ist überall in der Welt zuhause“, be-schreibt Lakshmi Murthy ihren Mann. Trotzdem, in die USA will Naresch Seetharam nicht mehr unbedingt. „Die USA ist ein bisschen stressig“, meint er und bekräftigt, was für ihn das Wichtigste ist. „Du musst Spaß haben, wenn du arbeitest, Geld ist nicht alles, es muss auch noch Zeit für die Familie geben.“
Deutschland hat den beiden von Anfang an sehr gut gefallen und mit den Leuten in Deutschland hatten sie immer ein gutes Gefühl. Lakshmi Murthy erinnert sich besonders gerne an ihre Zeit in Weimar zurück. Dort hat sie an mehreren deutsch-indischen Projekten mitgearbeitet und unter anderem in einem Frauenzentrum die Kinder von Migranten betreut. Außerdem gab sie für Senioren Englischunterricht. „Die waren im Ruhestand und wollten England oder Amerika kennenlernen“, erzählt sie. Mit Kindern und Senioren zu arbeiten, war für sie sehr lustig, sagt sie. Ausländerfeindlichkeit haben die beiden nie erlebt, „immer waren alle freundlich und hilfsbereit zu uns“, sagen sie.
Naresch Seetharam arbeitet jetzt als Lehrer in der Internationalen Schule Grafenrheinfeld. Die Kinder, die er dort in englischer Sprache unterrichtet, kommen aus Indien, Korea, China, England, Amerika und Deutschland. „Die Kinder haben Schwierigkeiten mit der Sprache“, aber aufgrund seiner vielen internationalen Erfahrungen könne er sie gut unterstützen, glaubt er. Er ist Klassleiter einer sechsten Klasse.
Lichterfest an der Schule
In China, erinnert er sich, sei es mit der Disziplin ein bisschen einfacher gewesen. Aber er ist sich sicher, wenn ein Lehrer verstehe, was Kinder brauchen, dann käme er überall zurecht. Ende Oktober feiert er mit seinen Schülern Dewali, ein hinduistisches Lichterfest, das den Sieg des Guten über das Böse symbolisiert. In Indien gibt es an diesem Tag neue Kleidung, Süßigkeiten und kleine Geschenke für die Kinder. Überall werden Laternen entzündet, die vor den Häusern brennen. Hier in Deutschland verwendet man Teelichter. Auch Erntedank, Ramadan und Hanukkah habe er in seiner Schule mit den Kindern schon gefeiert. Seetharam weiß, „die Symbolik in den Religionen ist nicht so unterschiedlich.“
Was unterscheidet Inder von Deutschen? Lakshmi Murthy fällt auf, dass die Inder einander mehr vertrauen. Sowohl im Berufsleben als auch im Freundeskreis verlasse man sich mehr aufeinander. „Ein Freund hilft einem, egal was kommt.“ Was die Deutschen auszeichnet, weiß sie ebenfalls: „Sie machen alles zack, zack“. Deutsche hätten einen Plan im Kopf und den setzten sie sehr zielstrebig und gut um. Schwierig werde es nur, wenn etwas nicht so funktioniert, wie vorgesehen. Umwege zu gehen oder neue Wege einzuschlagen, falle den Deutschen schwerer als den Indern, glaubt sie.
Dabei hat Lakshmi Murthy schon einiges an deutscher Gründlichkeit übernommen. Im Sommer geht das Paar immer nach Indien, schließlich soll der kleine Nihar, der in Deutschland zur Welt kam, auch seine Heimat kennenlernen. Dann hat Lakshmi Murthy einen klaren Plan im Kopf. Ihre Tage sind durchstrukturiert und sie weiß genau, was sie wann tun will. Ihre Schwester, die in den Ferien aus Dubai nach Indien kommt, schlage immer die Hände über dem Kopf zusammen und wehre sich gegen „ein deutsches Programm“, denn sie habe ja schließlich Ferien.
Schere zwischen Arm und Reich
Beunruhigend findet das Paar in Indien, dass die Schere zwischen Arm und Reich von mal zu mal mehr auseinander klafft. „Die einen haben sehr viel studiert, die anderen wissen gar nichts“, beschreiben sie die Situation. In Indien gebe es kein So-zialsystem, das sei in Deutschland viel besser. Und manchmal erschrecken sie darüber, wie die Reichen mit ihrem Geld umgehen.
Was beide in Deutschland besonders lieben, ist die Natur und der Schnee, den sie in Augsburg und Weimar kennengelernt haben. „Aber wenn es sehr kalt ist, das lieb' ich nicht so sehr“, schränkt Lakshmi Murthy ein.