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Silk-Road Rallye: Zwei Hambacher bald unterwegs durchs wilde Kirgistan

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Silk-Road Rallye: Zwei Hambacher bald unterwegs durchs wilde Kirgistan

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    Fast alles bereit für die Weltreise: Henriette und Günter Fuchs mit ihrem Volvo Amazon P121, Baujahr 1969.
    Fast alles bereit für die Weltreise: Henriette und Günter Fuchs mit ihrem Volvo Amazon P121, Baujahr 1969. Foto: Fotos: Anand Anders

    VVermutlich muss man ziemlich verrückt sein, um mit einem Oldtimer von Istanbul nach Shanghai zu fahren. 12 500 Kilometer durch Wüsten und über Pässe in Gebirgen, deren Namen man höchstens aus Abenteuerromanen kennt. Durch Länder, die vermutlich die wenigsten Menschen auf Anhieb auf einem Globus finden würden.

    Henriette und Günter Fuchs aus Hambach haben genau das vor. Dabei wirken sie eigentlich nicht verrückt. Die beiden brechen am 22. August mit ihrem Volvo Amazon P 121, Baujahr 1969, nach Istanbul auf und von dort dann am 1. September Richtung Shanghai, wo sie, so alles glatt geht, am 24. Oktober ankommen werden.

    Das tun sie allerdings nicht allein, sondern als eines von 19 Teams der Silk-Road Rallye des schweizer Vereins Classic Car Event CCE. Der Verein veranstaltet alle zwei Jahre eine derartige Tour, frühere Fahrten führten von Paris nach Peking oder rund ums Schwarze Meer. In 56 Tagen durchqueren die Teilnehmer diesmal sechs Länder. Von der Türkei geht es über Russland, Kasachstan, Usbekistan und Kirgistan bis nach China – die Strecke folgt einer der Routen der historischen Seidenstraße, mit klangvollen Etappennamen wie Taschkent, Samarkand oder Buchara.

    Wobei es weder um Schnelligkeit noch um Gleichmäßigkeit geht wie bei anderen Oldtimer-Events, sondern um den Weg an sich, die spektakulären Landschaften und die kulturellen Sehenswürdigkeiten. Und ums Ankommen. Ältester Wagen ist ein prachtvoller Bentley Baujahr 1949, es gibt einen Citroën mit Vorderradantrieb von 1952 (die berühmte Traction), einen Alfa Spider von 1960, einen Jaguar von 1963 oder einen Opel Rekord Olympia von 1965.

    So anstrengend die Fahrt möglicherweise wird, als Extremtour muss man sie sich nicht vorstellen (auch wenn die Autos weder Klimaanlagen noch Servolenkung haben). Es gibt ein Begleitfahrzeug mit Mechanikern, die Tagesetappen zwischen 60 und 680 Kilometern bei maximal 80 Stundenkilometern sind genau durchgeplant und in einem opulent gestalteten Roadbook beschrieben, die Übernachtungen gebucht – vom Fünf-Sterne-Hotel bis hin zur Jurte irgendwo in der kirgisischen Steppe.

    Für Henriette und Günter Fuchs ist es die erste Reise dieser Art, und ein wenig scheinen sie sich selbst immer noch zu wundern, wie es dazu kommen konnte. Günter Fuchs, 63, bekannt als Mitglied der Klassentreffen-Band „Midyards“, ist Lehrer in Altersteilzeit und unterrichtet noch an der Musikschule. Henriette Fuchs, 60, arbeitet beim Schweinfurter Jobcenter. Sie sind freundliche, humorvolle Leute, aber wie hartgesottene Globetrotter wirken sie nicht. Er hat in seiner Jugend ein wenig an Autos herumgeschraubt, ein Oldtimer-Freak war er aber nie. Und weil er Flugangst hat, haben die beiden auch nie größere Weltreisen unternommen.

    Zur Silk-Road Rallye kamen sie denn auch ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde. Ein langjähriger schweizer Freund, der schon einmal eine solche Rallye gefahren war, wollte unbedingt mitmachen, sich aber angesichts seines Alters – er war 80 Jahre alt – keinen eigenen Oldtimer kaufen. „Er sagte: Besorg dir einen Wagen, wir fahren da mit“, erzählt Günter Fuchs. Das Ehepaar ließ sich vom Fernweh anstecken und machte sich an die Planungen. Über den Schweinfurter Volvo-Vertragshändler Faber kauften sie den betagten Wagen (Vorgabe: mindestens 40 Jahre alt) von privat aus Schweden in erstklassigem Zustand.

    Für die Rallye waren ein paar Aufrüstungen nötig: Unterbodenschutz für die Fahrt über Schotterpisten, ein extra Lüfter für die Passstraßen in über 3600 Meter Höhe, Bremskraftverstärker, Gitter gegen Steinschlag für Schweinwerfer und Kühlergrill, Navi, Funkgerät. Extra Kupplung und Spurstangen sind als Ersatzteile dabei. Über private Kontakte zur Schweinfurter Industrie kam man zudem an passende Stoßdämpfer. „Es ist gut, wenn man möglichst viele Leute kennt“, sagt Henriette Fuchs.

    Doch dann wurde der schweizer Freund in Zürich von einem Radfahrer umgefahren und starb. Das Unternehmen stand auf der Kippe. „Er hätte sich mit allem ausgekannt. Wir verstehen bei den Fahrertreffen noch nicht mal die schweizer Teams, die Schwyzerdütsch sprechen“, sagt Günter Fuchs. „Ich komme mir richtig verwaist vor“, sagt Henriette Fuchs, denn der Freund wäre auch das Bindeglied zu den anderen Teilnehmern gewesen, zum Großteil gut situierte Schweizer, die nicht selten mehr als einen Oldtimer in der Garage stehen haben.

    Aber nun waren die Vorbereitungen schon so weit gediehen, so viel Zeit, Arbeit und auch Geld investiert, dass die Fuchsens nicht aufgeben wollten. Visa sind beantragt und bewilligt, Auslandsversicherungen abgeschlossen (was nicht immer einfach war), Typhus- und Malaria-Prophylaxe organisiert, extra Kanister für (verbleites) Benzin und Wasser und nicht zuletzt schnell trocknende Funktionsklamotten angeschafft. Der Kofferraum des Volvo ist nicht allzu groß, für umfangreiche Garderobe schlicht kein Platz.

    Henriette und Günter werden die Strecke Istanbul–Taschkent zu zweit zurücklegen, dort steigt dann der Schweinfurter Ewald Küpfer zu. Unterwegs werden sie atemberaubende Landschaften sehen und jahrtausendealte Kulturstätten besuchen. Und auch wenn die Reise nun nicht so stattfinden wird, wie geplant, setzt sich doch allmählich die Vorfreude durch.

    Von Shanghai aus werden die Autos per Schiff wieder in die Heimat gebracht. Günter Fuchs steht dann das größte Abenteuer der Reise bevor: der Rückflug.

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