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SCHWEINFURT: Sinnerfüllt älter werden: Ein Patentrezept gibt es nicht

SCHWEINFURT

Sinnerfüllt älter werden: Ein Patentrezept gibt es nicht

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    Das Leben genießen, aktiv bleiben – Senioren heute legen Wert auf Lebensqualität.
    Das Leben genießen, aktiv bleiben – Senioren heute legen Wert auf Lebensqualität. Foto: Foto: DPA/Christian Charisius

    Rente, Ruhestand, Pension. Drei Bezeichnungen für eine Sache – den Übergang vom meist ausgefüllten Berufsleben in, ja, den Ruhestand. Dieser Übergang wird ganz unterschiedlich betrachtet und erlebt. Die Angst vor dem Sturz in ein Loch, viel zu viele Hobbys, die man sich auflädt. Aber wie macht man es richtig? Eine Hilfestellung zu diesen Fragen gab es beim Geriatrietag im Pfarrsaal von St. Kilian.

    „Ruhestand – sinnerfüllt älter werden“, so lautete das Thema des Hauptreferats an diesem Samstagvormittag. Als Referentin konnte Organisator Norbert Holzheid Schweinfurts Oberbürgermeisterin a.D. Gudrun Grieser gewinnen. Und damit eine Frau, die sich zwar zu den „Älterwerdenden“ rechnet, aber mit Ruhestand im Wortsinn nun gar nichts am Hut hat. Sie habe sich ja zum Rückzug vom Amt der Oberbürgermeisterin entschieden, damit „mein Mann, der ja zu der Zeit als Beamter in den Ruhestand geschickt wurde, nicht noch mehr allein zu Hause sitzt“. Außerdem sei sie selbst „alles andere als die typische Ehrenamtsvertreterin“.

    Bereits wenige Monate nach dem Beginn ihres Ruhestands sei sie bereits von der Schwiegertochter als Oma angefordert worden, „habe ich sehr gern gemacht.“ Dann erfolgte der Ruf zur Mitarbeit im Normenkontrollrat, also dem Gremium, das, einfach ausgedrückt, jedes dem Bundestag zur Abstimmung vorzulegende Papier (Gesetze etc.) auf Ungereimtheiten prüft. Sie habe durchaus überlegt, und dann Ja gesagt, Ja zu einer Tätigkeit, die sie kaum weniger fordere als der frühere Hauptberuf. Mit dem Unterschied, dass hier mehr Homeoffice möglich sei und zu dem Preis, „dass ich mich im fortgeschrittenen Alter endlich mit dem Thema Computer befassen musste“.

    Doch neben dieser Tätigkeit bleibe immer noch Zeit, „und die nehmen wir uns auch“, für Einladungen an Freunde, zum Wandern, zur Arbeit am Elternhaus und natürlich Zeit für die Enkel. Die Quintessenz aus ihren Ausführungen: Sie könne keine allgemeingültige Empfehlung geben, dazu sei sie nicht die Richtige und außerdem „ist jeder Mensch anders“.

    Dr. Johannes Mühler, Chefarzt der Neurologischen Klinik im Leopoldina und Vorsitzender des Hospizvereins Schweinfurt schilderte die Geschichte der Hospizidee im Spannungsfeld zwischen technisierter Medizin einerseits und dem unabwendbaren Sterben andererseits, und dem Wunsch der Patienten nach einem würdevollen Abschied. Die Hospizbewegung sei eine der bedeutsamsten Bürgerbewegungen der letzten Jahrzehnte mit weitreichenden Auswirkungen im gesellschaftlichen und juristischen Verständnis zum Thema Selbstbestimmung am Lebensende.

    Dr. Susanne Röder, Chefärztin der Palliativstation in Schweinfurt erläuterte die Aufgabe und Arbeitsweise der seit 15 Jahren bestehenden Einrichtung. Viele Menschen hätten eine unvollständige Vorstellung von dieser Arbeit. So bleibe ein Patient nur in begründeten Fällen dauerhaft in der Station. Soweit es möglich sei, können Palliativpatienten auch zeitweise in die häusliche Umgebung zurückkehren. Mit Unterstützung des Fördervereins kümmert sich ein Brückenteam, fast immer ehrenamtlich tätige Mitbürger, um die Verbindung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung.

    Im Raum Schweinfurt und Bad Kissingen wird das palliativmedizinische Angebot künftig um eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) ergänzt, wie der pflegerische Leiter Gregor Stacha und der leitende Arzt, Dr. Olaf Uhle, erläuterten. Damit soll schwerstkranken und sterbenden Menschen im häuslichen Umfeld kompetent und in Ergänzung zur bisherigen hausärztlichen und pflegerischen Versorgung geholfen und wenn möglich Krankenhauseinweisungen in der letzten Lebensphase verhindert werden. Mit einem Start rechnet das vom Leopoldina-Krankenhaus und dem Krankenhaus St. Josef gemeinsam getragene Team zum Jahresbeginn 2018.

    Monika Spath, Koordinatorin des Malteser Hospizdienstes schilderte anschaulich die ehrenamtliche Arbeit der Hospizbegleiterinnen und - begleiter der beiden Hospizdienste in Schweinfurt anhand konkreter Beispiele. Sowohl die Hospizgruppen der Malteser als auch der Hospizverein Schweinfurt bilden regelmäßig herenamtliche Helfer aus.

    Das wachsende Angebot im Bereich Hospizarbeit und Palliativmedizin macht eine vertrauensvolle Vernetzung aller Beteiligten nötig. Dazu stellte Susanne Ritzmann, Vorstandsmitglied des Hospitzvereins, das im vergangenen Jahr gegründete, landkreisübergreifende Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerk Schweinfurt/Bad Kissingen, kurz HPVN, vor. Konkret geht es um eine Optimierung der Versorgung durch Pflege und die Vernetzung der Dienste und Institutionen.

    Bürgermeisterin Sorya Lippert hatte die Begrüßung der Anwesenden übernommen. Ihr war es wichtig, besonders dem Helferteam rund um den Geriatrietag zu danken. Es gebe eben keine Medizin fürs Älterwerden, deshalb sei dieser Tag so wichtig, anderseits „Älterwerden ist die einzige Möglichkeit zum Überleben.“

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