Die neue Fabrik macht auch optisch was her. Sie ist nach den Plänen des Schweinfurter Architekten Dipl. Ing. Klaus Werner von der Firma Glöckle gebaut, von von der Firma Christoffel mit eingerichtet und über die Deutsche Anlagen-Leasing (Investitionssumme: 7,8 Millionen Euro) finanziert worden. Sie steht am zweiten Kreisel der Europaallee, auf einem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück. 4500 Quadratmeter stehen für Fertigung zur Verfügung, 3000 Quadratmeter an Büroflächen.
Am Dienstag wird sie offiziell ihrer Bestimmung übergeben. In Betrieb ist sie längst. Zwei Millionen Linearlager pro Jahr, von der Mini-Ausführung für die Elektronik-Branche bis zum dicken Max für die Kunststoffspritzmaschine, bekommen hier das SKF-Know-How, "die richtige Radialluft für den leichten, sauberen Lauf," wie es Fertigungsleiter Helmut Stürmer ausdrückt. Er zeigte beim Rundgang durch den Betrieb, wie und wo das Unternehmen überall dabei ist: Fabrikautomation, Medizintechnik, Elektronik, Automobilindustrie. Beispielsweise mit Lagern für die Lenksäule im Pkw, mit jährlich 150 000 Mittelarmlehnen für den neuen 5er von BMW, mit 120 000 Konsolen für den Jeep X5. Oder mit Linearführungen für Rollstuhl-Hersteller in USA und Kanada. Ja sogar mit Sattelstützen-Dämpfer fürs Fahrrad.
Die Produktion arbeitet im Drei-Schicht-Betrieb und mit flexiblen Montage-Automaten made by SKF, in denen viele eigene Produkte und Ideen zur Anwendung kommen. Zu den Innovationen des Unternehmens gehört die anwendungsorientierte Kombination von Stahl und Aluminium. Mehr als die Hälfte seines Umsatzes erzielt es mit Produkten, die noch keine fünf Jahre auf dem Markt sind.
Zweistellige Umsatzsteigerungen über die letzten zehn Jahre und damit einhergehend zufrieden stellende Ergebnisse haben den Firmensitz im Maintal begründet, größere Flächen für Entwicklung, Produktion und Vertrieb in einem neuen Werk mit kurzen Wegen und hochmoderner Einrichtung, auch fürs Testen und Messen, für die dokumentierte Qualität. Ein Kompetenzzentrum für lineare Bewegungstechnik, in dem 52 Ingenieure und Techniker in der Entwicklung, Fertigung, in der Beratung und im Verkauf ihr Wissen und Können bündeln. "Der Erfolg fußt auf dem Engineering, der heutzutage immer wichtiger werdenden Ingenieurs- und Serviceleistung," so Geschäftsführer Harald Betsch.
Betsch arbeitet seit 1968 für die SKF. Linearlager werden bei dieser erst seit 1976 produziert. 1985 wurden die Lineartechnik-Aktivitäten in die SKF Linearsysteme GmbH ausgegründet. Die Fertigung kam an die Hans-Böckler-Straße. Der Platz dort ist nun von Arbeitsplätzen bei Fresenius besetzt.
Organisatorisch gehört die SKF Linearsysteme GmbH in der SKF Gruppe zum Bereich Linear Motion & Precision Technologies (LM & PT), der mit 1846 Beschäftigten zuletzt rund 275 Millionen Umsatz erzielt hat.
Die SKF Linearsysteme GmbH beschäftigt 251 Mitarbeiter, davon 160 am Firmensitz Schweinfurt sowie 91 im Werk Meckesheim bei Heidelberg. Die Gesellschaft ist weltweit verantwortlich für die Entwicklung und Produktion von Linearführungen und Positioniersystemen sowie für den Vertrieb der Linear Motion Produkte in Deutschland und Österreich. Der Vertrieb ist schon 1995 von Frankfurt nach Schweinfurt umgesiedelt worden.
Bei unserem Besuch im Werk lobte die versammelte Führungsrunde (nur der zweite Geschäftsführer Manfred Angermüller war verreist) die unbürokratische Hilfe der Stadt (Baugenehmigung nur sechs Wochen) beim Zustandekommen dieses vergleichsweise auch für die Mitarbeiter günstigen Standorts (Werneck war auch untersucht worden). Sie bedauerte aber auch die noch immer nicht abgestellten Belästigungen (Schmutz, Lärm, Gestank) durch das Auffüll-Unternehmen im Maintal, den "Riesendreckhaufen" in der Nachbarschaft.
Die Zukunft des Unternehmens sieht Betsch optimistisch. Es werde wachsen und mit ihm die Zahl seiner Arbeitsplätze.
Die umweltbewusste SKF hat ihren Neubau an die Fernwärme angeschlossen. Darüber hinaus heizt und kühlt sie das Gebäude über Luft-Wärme-Tauscher. Das Wasser für die Toiletten und die Grünanlagen wird vom Dach aufgefangen. Kleine Innenhöfe lockern das Gebäudekomplex auf und vermitteln Ruhe, ein japanischer Garten besondere. Das wohltuende Plätschern seines Brunnens höre man sogar bei den Besprechungen in den oberen Etagen, hieß es bei unserem Besuch.
Zur Eröffnung hat sich auch Konzernchef Tom Johnstone angesagt. Für die Beschäftigten wird aus Anlass der Inbetriebnahme im Juni ein großes Gartenfest veranstaltet.