Als der 13-stöckige Verwaltungsbau der SKF 1961 errichtet wurde, stellte sich die Frage, wie das Gebäude werbefördernd präsentiert werden könne. Gunnar Wester, damaliger Vorsitzender der Geschäftsführung, favorisierte eine klassische Lösung: riesige Neonbuchstaben, ähnlich wie bei den Konkurrenten Kugelfischer und Sachs, sollten auf dem Dach aufgestellt werden.
Die UNO lieferte die Idee
Doch das SKF-Logo sollte vom Schweinfurter Kreuz aus gut sichtbar sein, das damals gerade geplant wurde – die Buchstaben hätten über vier Meter hoch sein müssen. So groß, dass das schmale Dach extra hätte gesichert werden müssen – viel zu teuer also, erzählt Hans Hofmann, damaliger Leiter der Abteilung „Werbung und Verkaufsförderung“.
Also musste eine Alternativlösung her. Inspiriert wurden Hofmann und seine Mitarbeiter vom UNO-Gebäude in New York, auf dessen Fassade zur Weihnachtszeit ein riesiger Christbaum zu sehen war. Also ließen sie schwarze und weiße Jalousien mitsamt Neonbeleuchtung in den neuen Schweinfurter Büros installieren. Fertig war das SKF-Logo in Übergröße, das seither bei Nacht leuchtet. Hofmann wundert sich bis heute über die genaue Umsetzung des Logos: „Es war Zufall, dass das Gebäude breit genug für das Logo war. Es sind ja nicht irgendwelche Buchstaben, sondern ganz charakteristische.“
Hofmanns Frau wurde, nachdem Jalousien und Beleuchtung angebracht worden waren, auf dem Gelände des heutigen Schweinfurter Kreuz abgesetzt – damals eine Wiese. Der Schweinfurter Hafen existierte noch gar nicht. Mit einem Fernglas ausgerüstet, gab sie per Funk dann durch, an welchem Fenster in welchem Stock Jalousien heruntergelassen werden mussten, welche Lampen an- oder ausgeschaltet werden mussten.
Der Nachtpförtner prüfte nach
Für die Mitarbeiter wurde das allabendliche Herunterlassen der Jalousien mit der Zeit zur Routine – „wie wenn man jeden Abend das Licht ausmacht“, so Hofmann. Doch zur Sicherheit überprüfte früher noch einmal der Nachtpförtner, ob jede Neon-Lampe vorschriftsgemäß leuchtete, jede Jalousie heruntergelassen war.
Quasi über Nacht wurde so das Stadtbild Schweinfurts geprägt. Die Stadt freute sich über den Wiedererkennungswert der Schweinfurter Skyline. Nur die Konkurrenz grollte noch lange über diesen Werbecoup. Bezeichnenderweise wird das SKF-Logo erst von weitem richtig sichtbar – die Heimat erkennt man also erst aus der Entfernung.