(hh) Vor acht Monaten hat Margareta Siffel noch in ihrem Zuhause gelebt. Dann machten die Beine nicht mehr mit, weshalb sie ihren 100. Geburtstag am Ostermontag im Wilhelm-Löhe-Heim feiern musste.
Besonders gefreut hat sich die in der Feldgasse aufgewachsene Schweinfurterin über die Glückwünsche der drei alten Weggefährten aus der von ihrem Mann Georg wieder gegründeten Wintersportabteilung der Naturfreunde: Kurt und Marga Sauerteig sowie Heinz Möhring.
Überhaupt die Naturfreunde und der Wintersport. Wenn Margareta davon erzählt, leuchten ihre Augen. Mit 73 Jahren stand sie noch auf den Skiern, berichtet sie. Ski zu fahren war damals mehr als Leidenschaft, sonst hätte man die Strapazen nicht auf sich genommen. Zu Fuß zum Bahnhof in Schweinfurt mit den Skiern auf dem Buckel, dann mit dem Zug bis Haselbach. Von dort weiter mit dem Bus zum Lieblingsberg Arnsberg. Zweimal hochmarschieren, zweimal abfahren.
80 Jahre ist das Geburtstagskind Mitglied bei den Naturfreunden, deren Stadtheim in der Friedrich-Ebert-Straße die Jubilarin ebenso mit aufgebaut hat wie das Haus an der Hohen Wann. Neben dem Skifahren war natürlich das Wandern ihre Leidenschaft, in der Rhön, aber auch im Allgäu.
Ihren Mann Georg, der 1979 im 74. Lebensjahr starb, hat Margareta 1929 kennengelernt. 1931 heiratete das Paar, das aber mehr oder mehr zwangsweise. Der Meister bei SKF, wo Georg als Dreher arbeitete, hatte dazu geraten, um die drohende Entlassung zu vermeiden. Tatsächlich lebte das Ehepaar dann noch drei Jahre getrennt, was aber mehr damit zu tun hatte, „weil die Wohnungen damals so teuer waren“, berichtet die 100-Jährige. 1936 wurde das Häuschen bezogen, das erste an der Eselshöhe, erinnert sich Sohn Roland Siffel. Er erinnert auch an das Motorrad, eine Viktoria, mit Vater Georg als Fahrer und der Mutter hinten drauf als Sozia. Die Glückwünsche der Stadt übermittelte Bürgermeister Otto Wirth. Warum sie denn fast grimmig dreingeschaut habe? Sie sei früher bei der Arbeiterjugend aktiv gewesen, sei mit Georg Wichtermann nicht nur in die Ludwigsschule gegangen, sondern auch mit ihm befreundet gewesen und habe immer SPD gewählt. Den Regierungswechsel in Schweinfurt zur CSU finde sie nicht so gut. Neben den Schwestern und der Heimleitung gratulierten drei Enkel – darunter die sie betreuende Silvia Strätz – und fünf Urenkel.