„Das war sensationell.“ Diese Einschätzung von Schulleiterin Kerstin Weber teilten wohl alle Gäste, wenn man den lang anhaltenden Applaus betrachtet. Weber im Dirndl signalisierte bereits bei der Begrüßung, dass es diesmal in die Welt der Berge ging, und der Schülerchor jodelte die Besucher gleich in die richtige Stimmung.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte der kleinen Heidi, mit der der Schweizer Autorin Johanna Spyri schon Ende des 19. Jahrhunderts ein Bestseller gelang. Eine Geschichte von Einsamkeit, Freundschaft und dem Glück, ein Zuhause zu haben. Eine Erzählung beileibe nicht nur für Kinder.
Heidi (Julia Niklaus und Anna Benkert), die endlich bei ihrem Großvater, dem Alm-Öhi (David Schmidt), ein Zuhause gefunden hat, wir wieder herausgerissen und nach Frankfurt verpflanzt. Dort findet sie in der gelähmten Klara (Maja Hümmer und Jette Feser) zwar eine Freundin, kämpft aber auch mit den Benimm-Vorstellungen von Fräulein Rottenmeier und gegen das Heimweh. Luisa Kuck schien ihre Rolle als Fräulein Rottenmeier auf den Leib geschneidert, sie spielte die unterkühlte Gouvernante hervorragend.
Die jungen Schauspieler übertrafen sich wieder einmal selbst. Nicht nur, dass sie für rund zwei Stunden reine Aufführungszeit ihren Texte beherrschten, die Hauptdarsteller bewiesen auch gesangliches Talent. Sie sangen mit und ohne Unterstützung des Schulchors und hatten keine Probleme, ihre Stimme zu halten.
Herzerfrischend auch die Gespräche vor allem des Geißenpeter (Thomas Neidhardt) mit Gott. So geht beten. Und wenn ein Satz fehlt, dann strahlt man das Publikum an und sagt: „Jetzt hab ich einen Fehler gemacht“ und beginnt von vorne. Die Zuschauer quittieren die Einsicht mit viel Applaus und herzhaftem Lachen.
Schüler verkauften CDs
In diesem Jahr waren die Schüler auch so selbstbewusst, dass sie in der Pause erstmals CDs von ihrer Aufführung und den Liedern verkauften. Diese gingen weg wie die berüchtigten warmen Semmeln.
Als Heide krank wird vor Heimweh, darf sie zurück in die Berge. Auch wenn Heidi es schafft, den schrulligen und eigenbrötlerischen Großvater in einen liebevollen Opa zu verwandeln, ihren Freund den Geißenpeter zum Schulbesuch zu überreden und Klara am Ende sogar wieder laufen kann, war das Stück keineswegs nur rührselig. Für die witzigen und amüsanten Einschübe sorgte in erster Linie Diener Sebastian (Mika Kabel). Ihm scheint das komödiantische Talent in die Wiege gelegt. Immer wieder einen Sonderapplaus kassierte er für seine buchstäblich tragende Rolle, dann nämlich wenn er Klara oder Heide auf seinen Armen von der Bühne trug.
Steffen Schreiner, der seit Jahren mit seiner Arbeitsgemeinschaft Musik und dem Schulchor Musicals präsentiert, kassierte nicht nur das Lob des Publikums. Auch seine Schüler applaudierten laut und strahlten ihren Lehrer an, als der am Schluss die Bühne betrat. Er hatte es geschafft, alles aus den Kindern herauszuholen und gleichzeitig dafür gesorgt, dass es diesen auch noch jede Menge Spaß machte.
Immer wieder faszinierend ist dabei die Zusammenarbeit mit den Kindern der Julius-Kardinal-Döpfner-Schule, die bei der Gestaltung der Kulissen, im Chor und auf der Bühne mit von der Partie waren. So geht Integration.