Die Blaskapelle spielt sich schon mal warm. Der Gerupfte ist geschmiert. 400 Tische sind in der Dr.-Maria-Probst-Halle festlich gedeckt. „Die Ortsverbände waren da vielleicht etwas zu optimistisch“, ahnt Anja Weisgerber, dass sich trotz des hochkarätigen Zugpferds für ihren Bundestagswahlkampf der Saal wohl nicht ganz füllen wird.
Als Staatsminister Markus Söder dann eine Stunde später in schwarzer Limousine vorfährt, wird er von rund 250 begeisterten Anhängern im Saal klatschend zum Frankenlied-Marsch empfangen. Im Gleichschritt geleitet ihn die Schwebheimer Bundestagsabgeordnete mit der lokalen CSU-Prominenz zur Bühne. Dann schallt es aus allen Kehlen „Wohlauf die Luft geht frisch und rein“.
Frische Luft muss man sich an diesem Abend allerdings zufächern. Der letzte heiße Sommertag im August bringt alle kräftig ins Schwitzen. Vor allem die Aktiven der vier CSU-Ortsverbände der Großgemeinde Wasserlosen, die diese Kundgebung vorbereitet haben. „Das habt ihr toll gemacht“, lobt Weisgerber und prompt streikt das Mikrofon. Aber Ersatz ist sofort parat.
„Du bist hier in der schwarzen Ecke Bayerns“, begrüßt Weisgerber den Ehrengast und verweist stolz auf die Bundestagswahl 2013, bei der sie in der Großgemeinde Wasserlosen 66,7 Prozent der Erststimmen geholt hat und in einigen Ortsteilen sogar CSU-Ergebnisse von bis zu 78 Prozent eingefahren wurden.
1,3 Milliarden Euro weniger Länderfinanzausgleich
„Bei uns ist halt die Welt noch in Ordnung“, klärt Dominik Zeißner auf, der stellvertretend für die vier Ortsverbände den Gast aus München willkommen heißt und sich artig bedankt, dass die Kommunen in Bayern „die beste finanzielle Ausstattung in ganz Deutschland haben“. Und dass Bayern dank der neuen Regelung beim Länderfinanzausgleich künftig 1,3 Milliarden Euro weniger zahlen muss, das „ist auch dein Verdienst“, schiebt Weisgerber hinterher.
Für Söder ist das Feld bereitet. Die Musikkapelle spielt nochmal auf, dann schreitet der Minister zum Mikrofon. „Die lobenden Worte sind angemessen“, stellt er fest und hat die Lacher gleich auf seiner Seite. Er weiß, was das Volk hören will. Dass München schön ist, aber Franken viel schöner. Dass das Geld nicht nur im Süden ausgegeben werden darf, sondern vor allem im ländlichen Raum, denn „da liegt Bayerns Zukunft“.
Und dass es Parteifreunde gibt, aber die echten Freunde halt hier in Franken sind. Da brandet der Beifall auf.
Nach den Schmeicheleien geht's ans Eingemachte: Dass Europa noch halbwegs funktioniere, das liege an der Stabilität Deutschlands. Und dass Deutschland so stabil sei, das sei Bayern und Franken zu verdanken, sagt Söder. Das Volk klatscht.
Söder: "Seine Schulden muss jeder selbst bezahlen"
Dann ein Seitenhieb an den politischen Gegner. Wenn SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz Eurobonds einführen wolle, dann bedeute das, dass Deutschland die Schulden anderer Länder zahlen müsse. „Wir helfen anderen gerne, aber seine Schulden muss jeder selbst zahlen.“ Das kommt an. Genauso wie Söders Forderungen nach Steuersenkungen für alle, Abschaffung des Solis, Abbruch der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei und ein Ende der doppelten Staatsbürgerschaft.
Scharf analysiert Söder die Ausländer- und Flüchtlingspolitik. Nicht jeder könne in Deutschland eine Heimat finden, deshalb brauche es eine Begrenzung der Zuwanderung und dauerhafte Grenzkontrollen. Und wer hier leben wolle, der „muss Deutsch sprechen, Bayerisch verstehen und besonders Begabte auch noch Fränkisch“. Söder setzt noch eins drauf mit Blick auf die hitzige Debatte in den vergangenen Wochen, ob Flüchtlinge in ihrem Heimatland Urlaub machen dürfen. „Wer Urlaub vom Asyl machen will, kann gleich daheim bleiben.“ Wieder brandet Beifall auf.
Leitkultur definieren
Und eins steht für Söder auch außer Frage: „Ich will die kulturelle DNA unseres Landes nicht verändert haben.“ Deshalb müsse eine Leitkultur definiert werden.
Zum Schluss noch ein Lob für „Anja“, eine der fleißigsten Abgeordneten in Berlin. Das Schönste an Berlin ist für Söder aber die Fahrt zurück nach Franken. Deshalb will er lieber in Bayern bleiben – „und Ministerpräsident werden“, raunt ein Zuhörer am Nachbartisch.
Standing Ovations für den Minister. Von der Wasserlöser CSU-Ortsvorsitzenden Erika Roth gibt es einen großen Präsentkorb mit regionalen Spezialitäten und für die Bundestagsabgeordnete Weisgerber einen Blumenstrauß, farblich passend zur rosafarbenen Schürze ihres Dirndls. Gemeinsam wird dann die Bayernhymne gesungen.
Bereitwillig erfüllt Söder noch alle Fotowünsche, schüttelt Hände, gibt Autogramme und lässt sich mit Marschmusik wieder hinaus geleiten. Schnell noch ein Gang in die Küche zu den Helfern im Hintergrund, die dem Minister ein Brot mit dem Gerupften als Wegzehrung mitgeben. Dann entschwindet er in seiner schwarzen Limousine.