Schweinfurt Man liebt ihn oder man hasst ihn – auf jeden Fall kennt man ihn: den Song „3 Tage wach“ von Tobias Lützenkirchen. Am Freitag, 26. September, legt der DJ im Suzie Wong in Schweinfurt auf. Der 32-Jährige im Interview über den Erfolg der Single und Gründe, warum man Drogen nicht legalisieren sollte.
„3 Tage wach“ hört man zurzeit überall, in Clubs, Discos und auf Festivals. Wie kam es überhaupt zu dem Song?
Mein bester Freund und ich waren im Harry Klein Club in München und sind am Vormittag danach gleich ins Studio gegangen. Wir waren beide recht gut beieinander und ich bin auf die Idee gekommen aus Zitaten, die ich mir mal bei unseren privaten Afterhours aufgeschrieben habe, einen Track zu basteln. Eigentlich nur ein Spaßding, das nie veröffentlicht werden sollte.
Ist es aber doch und war richtig erfolgreich. Hat dich das überrascht?
Es hat uns alle überrascht. Die Platte ist zuerst auf Oliver Koletzkis Label „Stil vor Talent“ erschienen, der mich am Anfang sogar noch überreden musste, die Platte überhaupt zu machen. Realisiert haben wir das Potenzial, als das Video bei YouTube in den ersten Tagen 11 000 Mal geklickt wurde. Ein, zwei Wochen später standen sämtliche Majorlabels aus Deutschland auf der Matte.
Was hat sich in deinem Leben seit dem „3 Tage wach“-Release verändert?
Eigentlich gar nichts. Als der Song hier in Deutschland durch die Decke ging, war ich im Ausland und habe davon eigentlich gar nichts mitbekommen. Am besten finde ich, dass viele Leute auf mich aufmerksam geworden sind, die mich vorher nicht kannten und zum Teil vorher nichts mit Techno am Hut hatten. Perfekt ist auch das Timing: Passend zum Release meines neuen Albums „Pandora Electronica“ – ich glaube das erste Techno-Album seit den 90ern, das in Deutschland in die Charts kam. Das ist schon eine coole Sache.
Man spricht immer wieder von Flatrate Partys. Wie stehst du zu diesen Massenbesäufnissen und After-Hour-Party-Exzessen?
Da muss man unterscheiden: Saufgelage im Ballermann-Stil kann man nicht mit After Hours vergleichen. Beides ist gerade populär, aber After-Hour-Partys sind an den musikalischen Aspekt geknüpft, an Electro-Techno-Sound, und haben nicht so ein Breitbandspektrum wie Flatrate-Partys. Allgemein denke ich, man sollte bei dem ganzen Feierkram wissen, was man tut. Da wo ich spiele, liegen keine besoffenen Jugendlichen vor der Tür. Die Leute, die zu meinen Sets kommen, sind meist etwas älter und mit der Musik der Minimal-Club-Szene verwachsen.
Dir wird in Bezug auf „3 Tage wach“ Drogenverherrlichung vorgeworfen.
Klar wollten die Leute wissen, wie der Track gemeint ist, ob das der erhobene Zeigefinger sein soll oder ein Aufruf zum Drogenkonsum. Ich sage: Alles völliger Quatsch. Der Sinn des Songs ist, dass es keinen Sinn gibt (lacht). Es ist eine Spaßnummer. Ich weiß aber auch: Hätte die Nummer von Anfang an nicht so polarisiert, wäre sie sicher auch nie so bekannt geworden.
Gehören Technomusik und Drogen deiner Meinung nach zusammen?
Definitiv. Ich kenne allerdings keinen DJ, der nur spielt, wenn er druff ist. Im Gegenteil: Viele trinken nur Wasser, weil das Auflegen superanstrengend ist. Ab einem gewissen Professionalitätsgrad geht's auch nicht mehr anders. Natürlich gehe ich ab und zu immer noch gerne feiern und sage nicht ständig zu allem Nein. Es ist wie damals Woodstock, Reggae oder HipHop – Drogen sind und waren mit Musik schon immer ganz eng verbunden.
Zur Person
Tobias Lützenkirchen aus München arbeitet als DJ und Produzent, ist Gründer und Labelmanager von Plattform B Recordings. Sein Debüt-Album „Pandora Electronica“ erschien im Mai 2008. Durch die Partyhymne „3 Tage wach“, die in diesem Jahr offizielle Hymne des Melt-Festivals wurde, ist Lützenkirchen in ganz Deutschland bekannt geworden.