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Gernach: Spannende Einblicke in Zeils wechselvolle Geschichte

Gernach

Spannende Einblicke in Zeils wechselvolle Geschichte

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    Zu Gast in Zeil: Der Katholische Frauenbund Gernach auf dem Marktplatz. In der Mitte Stadtführer Martin Schlegelmilch, links die Vorsitzende des Frauenbundes Gernach, Gaby Berchtold.
    Zu Gast in Zeil: Der Katholische Frauenbund Gernach auf dem Marktplatz. In der Mitte Stadtführer Martin Schlegelmilch, links die Vorsitzende des Frauenbundes Gernach, Gaby Berchtold. Foto: Erhard Scholl

    25 Personen, darunter auch einige Männer, hatten auf Einladung des Frauenbundes Gernach an der Stadtführung durch Zeil teilgenommen. Stadtführer Martin Schlegelmilch zeigte den Besucherinnen und Besuchern aus Gernach wichtige Sehenswürdigkeiten der Stadt und gab einen spannenden und kenntnisreichen Einblick in die wechselvolle Geschichte der Stadt Zeil.

    Die Führung begann am Marktplatz, der "Guten Stube der Stadt Zeil". Über lange Zeit war die Stadt ein Zankapfel zwischen den Hochstiften Bamberg und Würzburg. Im vergangenen Jahr konnte die Stadt ihr 1000-jähriges Bestehen feiern. Ein Höhepunkt dieser Feier war die Einlösung der Wette, dass 1000 Sängerinnen und Sänger zusammenkommen würden, um ein eigens zum Stadtjubiläum komponiertes Lied gemeinsam zu singen.

    "Fachwerk – Frohsinn – Frankenwein" so lautet ein weiteres Motto der Stadt Zeil, die jeweils am 1. Sonntag im August ihr Weinfest feiert. Nach dem zweiten Weltkrieg habe man etwa 1000 Sudetendeutsche aufgenommen, die auch wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt nach dem zweiten Weltkrieg beigetragen haben. Ein Fundament des wirtschaftlichen Aufschwungs war die Ansiedlung der Zuckerfabrik im Jahr 1959. Die Aufgabe des Standortes im Jahr 2004 bedeutete einen herben Einschnitt für die Stadt, da die Steuereinnahmen dadurch einbrachen. Auch der Bankrott der Firma Almilmö im Jahr 1996 war für viele Bürgerinnen in Zeil und Umgebung ein schwerer Schlag: etwa 1600 Arbeitsplätze gingen verloren.

    Rathaus vielseitig genutzt

    Urkundlich erwähnt wurde die Stadt in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Heinrich II. Dass Zeil zur Stadt erhoben wurde, obwohl es zur Zeit der Stadterhebung nur vergleichweise wenige Einwohner hatte, war der Absicht des Bamberger Bischofs geschuldet, Zeil als Grenzort zum Hochstift Würzburg stark befestigen zu können.

    Mit Blick auf das stattliche Rathaus erläuterte Martin Schlegelmilch, dass das erste Rathaus, circa 1350 erbaut, wesentlich kleiner war. Es wurde vermutlich nach einem Brand im Jahr 1540 erneut wesentlich größer wieder aufgebaut. Neben den Verwaltungsräumen nahm der Ratssaal, der als großer Veranstaltungsraum für Feste und Feiern von den Bürgern eifrig genutzt wurde, waren im Erdgeschoss eine Metzgerei und eine Bäckerei untergebracht. Das Dachgeschoss wurde als Getreidespeicher genutzt. Dort wurde das Getreide als Vorrat für Notzeiten aufbewahrt. Weiterhin wurde das Gebäude als Schule und auch als Gefängnis genutzt.

    Dunkles Kapitel: Die Hexenverbrennungen

    Glanzstück der St. Michaels-Kirche, die in den Jahren 1713 bis 1732 erbaut wurde, ist das Deckengemälde von Johann-Peter Herrlein. Es zeigt die leidende, die streitende und die triumphierende Kirche. Das dunkelste Kapitel in der Stadtgeschichte von Zeil sind die Hexenverbrennungen, die auf Veranlassung des Bamberger Bischofs geschahen:  430 Personen, zu etwa 70 Prozent Frauen, wurden in der Zeit von 1616 bis 1631 verbrannt, weil sie angeblich mit dem Teufel im Bunde waren.

    Auslöser für diese Hinrichtungen war die Notlage, die durch die strengen Fröste im Jahr 1616 entstanden. Zeiler Bürger forderten den Bamberger Bischof auf, etwas zu unternehmen gegen die Unholde, die das schlechte Wetter machen. So machte man sich auf die Suche nach diesen Personen, wurde "fündig" vor allem bei Frauen, die besonders hübsch oder hässlich waren, die über besonderes Wissen, etwa über Heilkräuter verfügten.

    Wenn zwei Zeugen aussagten, dass jemand mit dem Teufel im Bund stand, wurden diese Personen der "Malefizkommission" vorgeführt, einem örtlichen Gericht speziell für diese Art von Anklagen. Geständnisse, etwa dass man mit dem Teufel Geschlechtsverkehr hatte, wurden durch Folter erpresst, die Kosten für die Hinrichtung mussten die Angehörigen übernehmen.

    Im Hexenturm sind die Namen der Opfer der Hexenverbrennung festgehalten – eine späte Wiedergutmachung für das schlimme Leid, das diesen Familien zugefügt wurde. Erst durch den Einmarsch der Schweden 1631 in Bamberg fanden die Hexenverbrennungen ein Ende.

    Eine Bereicherung für die Stadt waren die Erlöserschwestern, die in den Jahren 1932 bis 1982 eine Niederlassung in Zeil hatten. Sie waren als Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen tätig und betreuten viele notleidende Personen durch Hausbesuche.

    Zum Abschluss der Stadtführung bedankte sich die Vorsitzende Gaby Berchtold bei Martin Schlegelmilch für seine spannende Stadführung und überreichte ein kleines Präsent. Danach traf man sich in der Gaststube "Zeiler Esszimmer" zu gemütlichem Beisammensein, um die Erlebnisse der Stadtführung noch nachklingen zu lassen.

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