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Schweinfurt: SPD will Zeichen setzen - für barrierefreie "Stadt der Zukunft"

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SPD will Zeichen setzen - für barrierefreie "Stadt der Zukunft"

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    Kommunikation ist alles: In diesem Fall ging es um die richtige Kamera - auch sonst drehte sich der Informationsabend mit der Schweinfurter SPD-Chefin Marietta Eder, den Bundestagsabgeordneten Markus Hümpfer und Heike Heubach sowie Jochen Gräf, Vorsitzender des Gehörlosenvereins (von links), ums "Zeichensetzen".
    Kommunikation ist alles: In diesem Fall ging es um die richtige Kamera - auch sonst drehte sich der Informationsabend mit der Schweinfurter SPD-Chefin Marietta Eder, den Bundestagsabgeordneten Markus Hümpfer und Heike Heubach sowie Jochen Gräf, Vorsitzender des Gehörlosenvereins (von links), ums "Zeichensetzen". Foto: Uwe Eichler

    Das Wort für "Wohnungsbaugenossenschaft" scheint schwierig zu sein, in Gebärdensprache. Zumindest kamen die beiden Dolmetscherinnen da kurz ins Stocken. Im Pfarrsaal von Christkönig ging es um Kommunikation – bei einer Veranstaltung "Barrierefreiheit und Inklusion: Fördermöglichkeiten und Chancen für eine inklusive Stadtentwicklung", zu der MdB Markus Hümpfer und die Stadt-SPD eingeladen hatten. Mit eingeladen hatte auch der Gehörlosenverein, Ehrengast war Heike Heubach. Die Augsburger Sozialdemokratin ist 2024 als Nachrückerin in den Bundestag eingezogen, als erste gehörlose Bundestagsabgeordnete überhaupt.

    In der Welt erzwungener Stille bedeutet Händewedeln Klatschen. Das wurde bei rund 50 Besucherinnen und Besuchern deutlich, viele von ihnen selbst gehörlos. "Barrierefreiheit geht uns am Ende alle an", sagte Hümpfer, der daran erinnerte, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Betroffenen mit der Behinderung geboren werde. Mit Amtskollegin Heubach hat er den Sitz des Gehörlosenvereins in der Klingenbrunnstraße 20 besucht, die "Begegnungsstätte für Gebärdensprachfreunde".

    Auch die Barrierefreiheit der Stadt wurde unter die Lupe genommen: Auf einer Skala von 1 bis 10 gab Heubach Schweinfurt eine Fünf, im Saal selbst war die Begeisterung über die alltägliche Inklusion etwas verhaltener. Es gibt noch Problemzonen, etwa auf dem Marktplatz. Erleichterungen baulicher Art brächten nicht "die" Barrierefreiheit schlechthin, stellte Markus Hümpfer fest. Schon eine für jeden nutzbare Webseite oder verständliche Behördensprache könnten Schwellen senken.

    Heubach verband in ihrer Rede das Thema Barrierefreiheit mit Umweltschutz und Klimaanpassung in den Städten der Zukunft. Das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich habe die Ampel, in Teuerungs- und Krisenzeiten, zwar nicht erreicht, so die Parlamentarierin. Aber doch Tempo aufgenommen mit knapp 300.000 Wohnungen jährlich. Heubach verwies auf gezielte Förderungen und Verbesserungen bei bezahlbarem, barrierefreiem Wohnraum für Jung und Alt. Gleichzeitig brauche es grün-blaue Städte, in Anpassung an den Klimawandel, mit Begrünung und Wasserrückhaltung in der "Schwammstadt".

    An der Podiumsrunde nahmen dann die Schweinfurter SPD-Vorsitzende Marietta Eder und Jochen Gräf, Vorsitzender des Gehörlosenvereins, teil. Gefordert wurde ein Bewusstseinswandel. Schon Kita-Kinder oder Schüler sollten Gebärdensprache lernen können, so Heubach. Und sie sollten lernen, was es heißt, blind oder auf einen Rollstuhl angewiesen sein. Schön wäre es, wenn es beim Baurecht bundesweit ein Regelwerk geben würde, fand die Abgeordnete. Wenn Kommunen, Land und Bund sich abstimmen würden. Wie man "Behinderte" korrekt nennt, erscheint Heubach eher zweitrangig, wichtiger sei es, nicht von der Gesellschaft "behindert" zu werden. Inklusion sollte für alle selbstverständlich sein.

    Marietta Eder berichtete von Baumpflanzungen, Grün- oder PV-Dächern in der Stadt, im Rahmen des Stadtrat-Möglichen. Schweinfurt mache schon kleine, gute Schritte in Richtung Barrierefreiheit, sagte Jochen Gräf. Bei medizinischen Notfällen oder bei der Polizei würden aber Gebärdendolmetscher fehlen. Eine Alarmierungs-App sei noch ausbaufähig. Immerhin gebe es diese nun mit Standortübermittlung, wusste ein Besucher. Heubach verwies auf Technik mit Videoübertragung.

    In der Debatte kamen viele Alltagssorgen zur Sprache: Firmen, die auf Telefonate statt Mailverkehr pochen, oder Tücken mit Treppen im Wohnhaus, an die Elmar Rachle erinnerte. Tanja Scheuring, Inklusionsberaterin der EAA, der "Einheitlichen Ansprechstellen" der bayerischen Arbeitgeber, bot Hilfe an. Ralf Hofmann sah als Aufsichtsratschef des Bauvereins die Notwendigkeit, Bausubstanz zu erhalten, statt neu zu bauen, und Bestehendes klimafreundlich anzupassen. Das Vorbild Wien zeige, dass barrierefreier und günstiger Wohnraum möglich sei.

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