Da war man im Staatlichen Bauamt in Bamberg dann doch etwas zu optimistisch und voreilig, als man verkündete, dass der Verkehr auf der seit Juni wegen der Erneuerung der Stützmauer an der Klosterkirche komplett gesperrten Ortsdurchfahrt in Ebrach im Laufe der 38. Kalenderwoche zumindest halbseitig wieder frei geben werden könnte. Das wäre der Zeitraum von Montag, 17., bis Freitag, 24. September, gewesen. „Wir bauen für Sie bis September“ steht so auch auf der großen Hinweistafel an der Absperrung vor dem Bamberger Tor. Die Sperrung wird auch noch eine Zeit lang anhalten, wie das Staatliche Bauamt auf Anfrage dieser Redaktion einräumen muss.
Die Trag- und Binderschichten des Straßenbelages sind zwar inzwischen eingebaut, die oberste Deckschicht kann allerdings erst Ende Oktober aufgebracht werden, so Sachbearbeiterin Ute Becker. Ein wesentlicher Grund für die Verzögerung und den zähen Baufortschritt sind die Vorgaben des Denkmalschutzes. Sie erfordern einen hohen manuellen Aufwand. So müssen die Natursteine einzeln per Hand aus- und eingebaut werden. Ute Becker: „Wir wollen diesen Vorgaben natürlich gerecht werden. Die Arbeiten gehen deshalb jedoch nur langsam voran.“
Weiterhin seien begleitende und die spätere Sanierung der Michaelskapelle vorbereitende Maßnahmen in diesem Bereich im Gange. Auch CD-Aufnahmen in der Klosterkirche behindern zu einem gewissen Grad den Baufortschritt, ist zu hören. Hier geht es um Einspielungen im Hinblick auf die einst für 750 000 Euro restaurierten beiden Chororgeln durch den Bamberger Domorganisten, Professor Markus Willinger, und den preisgekrönten Absolventen der Musikhochschule Würzburg, Martin Sturm, die in der Regel morgens von sechs bis sieben Uhr und abends nach 17 Uhr erfolgen. Störender Baulärm würde den Aufnahmen nicht bekommen. Sie sind auch der Grund, weshalb in dieser Zeit zusätzlich die Straße vom Marktplatz bis zur Baustelle in Höhe der Einmündung in die Bauernhofstraße gesperrt wird. Die Restaurierung der Orgeln hatte Ende 2012 ihren Abschluss gefunden.
Um die Arbeiten aus den genannten verschiedenen Gründen nicht noch zusätzlich zu verzögern, wurde die Vollsperrung der Bundesstraße aufrechterhalten. Im Staatlichen Bauamt rechnet man nun mit der Fertigstellung der Baumaßnahme im November.
Seit Juni laufen in Ebrach inzwischen die Arbeiten zur Instandsetzung der buchstäblich aus den Fugen geratenen Kirchenmauer entlang von Michaelskapelle und Kräutergarten an der Bundesstraße 22. Wegen der Sperrung des Teilstücks zwischen dem Bamberger Tor und der Einmündung in die Bauernhofstraße im Anschluss an die Metzgerei Mayer in Höhe der Klosterkirche ist es nicht mehr möglich, direkt durch den Ort zu fahren.
Der Schwerlastverkehr, sprich Fahrzeuge über 2,8 Tonnen, werden großräumig über Füttersee und Aschbach umgeleitet. Pkw und Motorräder werden innerörtlich um die Baustelle herumgeführt, indem sie die zwischen der Neudorfer Straße und dem Hotel Klosterbräu nördlich im rückwärtigen Bereich der B 22 verlaufende Lagerhausstraße als Ausweichstrecke benutzen können.
Das weit über 100 Jahre alte Stützbauwerk entlang der Bundesstraße war schon länger nicht mehr standsicher und muss daher erneuert werden. Damit die Mauer künftig in vollem Umfang den auf sie einwirkenden Kräften und Lasten standhält, wurde hinter der historischen Stützwand im Bereich des Gehsteigs eine Tragkonstruktion mittels zwölf Meter tiefer Bohrpfähle ins Erdreich getrieben.
Die Natursteinwand selbst wird dabei in Bereichen ausreichender Standfestigkeit erhalten. In den anderen Bereichen wird sie mit vorhandenem Material neu aufgebaut. Die Brüstung wird aufgrund mangelnder Höhe durch ein Geländer ergänzt. Ebenso werden im Zuge der Instandsetzung der Klostermauer die Auffüllungen teilweise entfernt, bevor die erwähnte Deckschicht aufgezogen werden kann. Alle Arbeiten erfolgen in enger Zusammenarbeit mit Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Bevor heuer die Baggerarbeiten im Kräutergarten angelaufen sind, war die Bamberger Straße bereits zwei Jahre lang aus Sicherheitsgründen zwischen dem Rathaus und der Metzgerei Mayer wegen der Einsturzgefahr der Mauer halbseitig gesperrt.
Was die Kosten für die Mauersanierung anbelangt, so geht das Staatliche Bauamt Bamberg im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin der Bundesstraße in finanzielle Vorleistung, um die Maßnahme überhaupt zu ermöglichen. Nach wie vor ungeklärt ist nämlich aufgrund der schwierigen Rechtsverhältnisse, nach welchem Schlüssel die Kosten letztendlich aufgeteilt werden. Die Klostermauer befindet sich zu zwei Dritteln im Besitz der katholischen Kirchenstiftung, und zu einem Drittel, entlang des Kräutergartens, im Besitz der Marktgemeinde. Dazu kommt als dritte Partei der Bund als Baulastträger für die Bundesstraße 22. Teilweise sitzen auf engstem Raum alle drei genannten Grundstücksbesitzer mit im Boot. Sollte es zu keiner Einigung kommen, werden wohl die Gerichte entschieden müssen.
Die Kosten waren ursprünglich mit rund 600 000 Euro veranschlagt. Inzwischen geht man im Staatlichen Bauamt davon aus, etwas günstiger zu kommen, da in Abweichung von der ursprünglichen Planung mehr von der Mauer erhalten werden kann, als man zunächst angenommen hatte.
Parallel dazu wird ebenfalls im Auftrag des Staatlichen Bauamtes Bamberg bekanntlich das Dach der an die Abteikirche angebauten Michaelskapelle für insgesamt 320 000 Euro neu gedeckt. Hier gilt es zum einen Schäden am Dachstuhl und dessen Gebälk zu beseitigen. Zum anderen geht es um die Bekämpfung des Hausschwamms. Der Holzkiller hat sich vor allem im westlichen Bereich im Holz eingenistet.