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SCHWEINFURT: Spionagearsenal wie bei James Bond

SCHWEINFURT

Spionagearsenal wie bei James Bond

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    Eindrucksvoll demonstrierte Christian Schülke vor Wirtschaftsvertretern des Landkreises Schweinfurt, wie Kriminelle an Firmendaten gelangen. Weil es technisch nicht allzu schwierig ist und viele Unternehmen mit diesem Thema nachlässig umgehen.
    Eindrucksvoll demonstrierte Christian Schülke vor Wirtschaftsvertretern des Landkreises Schweinfurt, wie Kriminelle an Firmendaten gelangen. Weil es technisch nicht allzu schwierig ist und viele Unternehmen mit diesem Thema nachlässig umgehen. Foto: Foto: Josef Schäfer

    Mit gestohlenen Daten lassen sich Millionen verdienen. Weltweit mehr als mit illegalem Drogenhandel. Christian Schülke zeigte im Landratsamt vor Wirtschaftsvertretern, wie trickreich Cyberkriminelle vorgehen und wie einfach es ihnen oft gemacht wird. Seine Botschaft: Der Datenklau lauert überall. Für Privatleute und Unternehmen gleichermaßen.

    Datenklau an der Hotelbar

    Alles andere als ein konstruierter Fall: Ein Geschäftsmann auf Dienstreise lässt seine Schlüsselkarte für das Zimmer offen an der Hotelbar liegen. Mit einem darüber gehaltenen Lesegerät zapft ein Ganove die Daten blitzschnell ab und lädt sie auf eine andere Chipkarte. Ein Komplize verwickelt das Opfer beim Feierabendbier in ein Gespräch, während der Datendieb ins Zimmer geht und dort den Laptop knackt, Daten kopiert oder eine Spionagesoftware installiert. Der Geschäftsmann wird davon nichts bemerken.

    Das handliche Lesegerät ist nur eines von vielen Utensilien, die Schülke im vom Landratsamt organisierten Vortrag zeigt. Die meisten, so versichert er, seien ganz legal zu kaufen. Meistens für deutlich weniger als 100 Euro. Wie ein Abhörgerät im Miniformat, das als Babyfon im Handel angeboten wird. Manch anderes wirkt, als sei es vor Jahrzehnten der Spionage-Werkstatt für James Bond entsprungen: eine schicke Armbanduhr mit Kamera und Mikrofon zum Beispiel.

    Ein „Kabel“, das man anrufen kann

    Schülkes Prachtstück: ein Handyladekabel, das gar keines ist. Es ist ein Telefon, das man anrufen kann. Und schon hört der Anrufer alles in der womöglich höchst vertraulichen Konferenz mit. Bei einem eingestöpselten Ladekabel wird niemand Verdacht schöpfen.

    PCs kann man relativ einfach ausspionieren. Etwa durch eine Software, die an eine unscheinbare pdf-Datei – etwa für eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier – angehängt ist. Öffnet man die Datei, installiert sich ein Zugangsprogramm. Immer dann, wenn der PC online ist, kann ein Krimineller extern auf das Gerät zugreifen – trotz Passwörtern. Der Nutzer merkt davon gar nichts.

    Firmen zahlen hohe Lösegelder

    Für Firmen geht es darum, ihre wichtigsten Daten wie Geschäftszahlen oder Entwicklungspläne zu sichern. Selbst für Mittelständler kann es schnell um Millionenbeträge gehen. Etwa durch Erpressung, wenn Netzwerke lahmgelegt oder Daten gelöscht werden. Es würden hohe Lösegelder gezahlt, versichert Schülke, um noch größeren Schaden zu vermeiden.

    Auch Privatleute sind nach Schülkes Schilderungen nicht gefeit. Eine blockierte Festplatte sind manchem 300 Euro „Gebühr“ wert, wenn er dadurch wieder Zugriff auf den Datenspeicher und damit auf geliebte Urlaubsbilder hat, die er vorher nicht gesichert hatte. Mit dieser Masche würden Millionen verdient – pro Monat.

    Schülke: Datenschutz ernst nehmen

    „Ich kann nur raten, das Thema ernst zu nehmen“, sagte Schülke. Die Aktualisierung der Virenscanner und Daten-Backups sind das Minimum. Nutzer sollten hellhörig werden, wenn am PC plötzliches „etwas anders“ ist. Apps fürs Smartphone sollte man nur aus den gängigen Stores laden.

    Unternehmen, die in ihre Datensicherheit investieren, bekommen unter gewissen Umständen staatliche Unterstützung. Georg Schanz von der Regierung von Unterfranken stellte den „Digitalbonus“ vor. Allerdings ist das Förderprogramm auf 500 Anträge pro Monat gedeckelt und entsprechend schnell ausgebucht. Ein Umstand, den Landrat Florian Töpper (SPD) kritisierte. In einem Flächenland wie Bayern müssten vor allem Firmen im ländlichen Raum zum Zuge kommen, sagte er.

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