Warum ist die Zahl der erwerbstätigen Hilfebedürftigen in Schweinfurt im vergangenen Jahr nicht ähnlich spürbar zurück gegangen wie in anderen Kommunen und Kreisen? Warum beträgt dieser Rückgang in der Stadt Aschaffenburg, mit der sich Schweinfurt gerne vergleicht, 22 Prozent, in den Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge um die 15 Prozent – in Schweinfurt aber nur 3,2 Prozent?
In Kissingen gibt's auch Alte
Theo Hergenröther, Stadtrat, Ausschussmitglied und Arbeitsmarktexperte hat diese Frage mit großem Nachdruck im Ausschuss für Beschäftigung und Soziales an den Leiter der Stabsstelle, Roland Kotsch gestellt, der den Jahresbericht 2007 der städtischen Hartz IV-Stelle vorgetragen hatte. Kotsch argumentierte mit der ungünstigen Schweinfurter Altersstruktur, sprach von einer schwierigeren Klientel in der Stadt und dem Zuzug von außen.
Hergenröther erwiderte, in Kissingen seien die Alten ähnlich zahlreich wie in Schweinfurt. „Welcher Zuzug?“, fragte Marianne Firsching, „die Bevölkerung nimmt doch ab.“ Der Bürgermeister und Sitzungsleiter Otto Wirth sagte: „Eines nehmen Sie zur Kenntnis, der Bodensatz (er meinte die Sockelarbeitslosigkeit) ist in Schweinfurt höher als woanders.“
Hergenröther, Leiter der ARGE Bad Kissingen, überzeugten die pauschalen demographischen und Zuzugs-Argumente nicht. „Die Unterschiede sind erheblich, da muss man sich Gedanken machen.“ Jeder erwerbslose Hilfebedürftige weniger bedeute Einsparung von Bundesmitteln (Arbeitslosengeld II) und städtischem Geld (für Unterkunft und Heizung). Wenn die erwerbslosen Hilfebedürftigen nicht jetzt in einer Zeit guter Konjunktur deutlich reduziert werden könnten, wann dann, gab der SPD-Stadtrat zu bedenken.
Immer mehr „Aufstocker“
Marianne Firsching verwahrte sich gegen Wirths „Bodensatz, das sind auch Menschen“ und wies auf das Problem schlecht bezahlter Arbeitsverhältnisse hin: „Wenn einer, der von der Stabsstelle 1000 Euro bezogen hat, in Arbeit kommt, heißt das doch nicht mehr 1000 Euro weniger für die Stabsstelle, sondern vielleicht nur 500 Euro weniger, weil der Job miserabel bezahlt ist.“ Die Zahl dieser „Aufstocker“, die Hartz IV-Geld zusätzlich zum nicht auskömmlichen Arbeitslohn brauchen, nimmt in der Tat stetig zu: 2006 waren es laut Jahresbericht noch knapp 23 Prozent der erwerbstätigen Hilfsbedürftigen, im vergangenen Jahr bereits 25 Prozent.
Ein Vergleich etwa der Schweinfurter Eingliederungszahlen mit denen anderer Optionskommunen sei nicht möglich, sagte Kotsch. Es gebe keine Vergleichszahlen.