Die Stadt Schweinfurt will Flüchtlingen ab sofort mit Piktogrammen vermitteln, nach welchen Regeln das Zusammenleben in Deutschland funktioniert. "Genauso, wie wir Verhaltenshinweise erhalten, wenn wir uns in einem fremden Land aufhalten, müssen wir den Flüchtlingen Hinweise geben, welche Regeln und Gesetze in Deutschland gelten", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Piktogramme erscheinen auf Plakaten und Flyern in der Erstaufnahmeeinrichtung, aber auch online beim WLAN-Zugang oder im Internetcafé.
Die Zeichen behandeln beispielsweise die geltende Nachtruhe ab 22 Uhr, die Mülltrennung oder unsere geltenden Verkehrsregeln. Nicht zuletzt wird klargemacht, dass die deutsche Sprache Voraussetzung und Schlüssel zur Integration ist. "Aber auch schwierige und deshalb umso wichtigere Themen wie die Geschlechterrolle werden behandelt", so die Mitteilung.
Deutsche Gepflogenheiten sind fremd
Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, fänden sich zumeist in einer völlig neuen Welt wieder. Sie kennen viele deutsche Gepflogenheiten nicht, unser Rechts- oder Verkehrssystem sei ihnen oft ebenso fremd, wie ihnen das Vertrauen auf staatliche Stellen wie der Polizei fehle, schreibt die Stadt.
Selbst alltägliche Verrichtungen müssten sie hier neu lernen, wie zum Beispiel die Benutzung von Toiletten, die sich baulich von denen ihrer Heimat unterscheiden; ebenso das System der Mülltrennung.
Die Stadt Schweinfurt wirbt daher einerseits um Verständnis in der hiesigen Bevölkerung. Integration und Anpassung geschehen nicht von heute auf morgen. Andererseits bedarf es aber auch einer umfangreichen und deutlichen Information der Flüchtlinge über die Regeln hierzulande.
Appell von OB Remelé: Fördern und fordern
"Es ist mir wichtig, dass wir die Flüchtlinge unterstützen und Verständnis haben für ihre Ausnahmesituation“, wird Oberbürgermeister Sebastian Remelé zitiert. „Wir helfen und fördern, so gut es möglich ist. Wir fordern aber auch: die Einhaltung unserer Gesetze, Regeln und Gebräuche, das Erlernen unserer Sprache. Integration mit Perspektive bedeutet in erster Linie einmal Anpassung an die lokalen Bedingungen.“
Zusätzlich zu den Piktogrammen mit Kurztexten produzieren Schüler der Alfons-Goppel-Berufsschule im Auftrag der Diakonie und mit Unterstützung der Stabstelle „gerne daheim in Schweinfurt“ diverse Kurzfilm-Frequenzen zur Darstellung auch der genannten Themen.
Es haben sich bereits weitere Gruppen bereiterklärt, bei der Vermittlung zu helfen. Asylbewerber mit muttersprachlichen Kenntnissen und der Aussicht auf Bleiberecht geben allgemeine Verhaltensregeln und deutsche Grundwerte während der Deutschkurse des IBF weiter, die Asylsozialberatung der Diakonie tut dies bei allen Beratungsgesprächen.
Darüber hinaus werden die Imame der Schweinfurter Moscheegemeinden im Rahmen der gemeinsamen Freitagsgebete (an denen auch Flüchtlinge teilnehmen) informieren und die erarbeiteten Themen übermitteln.