Warum schon wieder ein neues Programm? Eckhard Hinte vom Amt für ländliche Entwicklung in Würzburg stellte die Bedeutung von ILE für den dörflichen Raum vor. Dort sei in der Vergangenheit ein Verlust an Eigenständigkeit, Arbeitsplätzen, Dienstleistungen und nicht zuletzt auch an Bausubstanz eingetreten.
ILE sei nun eine Strategie zur Stärkung des ländlichen Raums, aber nicht punktuell, sondern strukturell. Das heißt, Gemeinden müssten zusammenarbeiten. Das gelte auch für die eine Stadt und die elf Gemeinden in der Region Main-Steigerwald.
Konkret gemeint ist mit ILE die Siedlungsentwicklung im Nahbereich, die Grund- und Nahversorgung, Freizeit, Tourismus, Erholung und Kultur. Vor allem die Innenentwicklung der immer mehr verödenden Ortskerne ist wichtig. Auch Landnutzung, Gewässer-, Hochwasser- und Trinkwasserschutz stehen auf der Tagesordnung.
„Natürlich soll das alles freiwillig und gleichberechtigt geschehen und Chemie und Vertrauen zwischen den Partnern müssen stimmen“, formulierte Hinte.
70 Prozent Zuschuss
Zu einer Vorplanung für ILE gibt es 70 Prozent Zuschuss, allerdings höchstens 75 000 Euro im Jahr und das höchstens fünf Jahre lang. Auf alle zwölf Gemeinden in der Main-Steigerwald-Region kämen damit eigene Kosten von zusammen nur etwa 15 000 Euro zu, auf Gerolzhofen selbst 3500 Euro. „Das ist nicht viel für einen großen Schritt in die Zukunft“, warb Hinte.
Auf die Frage von Bürgermeisterin Irmgard Krammer, ob in ILE nicht auch die Arbeit aus dem Programm Soziale Stadt einfließen könnte, meinte Hinte, die beiden Programme stehen keineswegs in einem Konkurrenzverhältnis. Krammer sagte auch, dass ILE kein Förderprogramm, sondern ein Instrument zur Aufdeckung von Defiziten sei.
„Gerolzhofen ist eine Landstadt, die von ihrer Umgebung lebt“, signalisierte Horst Gandziarowski die Zustimmung der SPD zu ILE. Als Mittelzentrum müsse die Stadt zeigen, dass sie gewillt sei, mit dem Umland an einem Strick zu ziehen.
Eva Maria Ott (CSU) dagegen fragte, was nach der Konzeption an Folgekosten auf die Stadt zukomme. Ähnlich wie bei der Sozialen Stadt müsste dann eine Kraft eingestellt werden, die das Konzept begleitet. ILE sei auch nicht mit Programm Leader++ zu vergleichen, weil es sich nur auf einen begrenzten Raum bezieht, erfuhr ebenfalls Eva Maria Ott.
„Was ist, wenn nicht alle Gemeinden mitmachen?“, wollte Werner Ach (CSU) wissen. Hintergrund der Frage war die zögerliche Haltung der Marktgemeinde Oberschwarzach. Das wäre sehr bedauerlich, meinte Eckhard Hinte. Bürgermeisterin Irmgard Krammer zitierte ihren Dingolshäuser Kollegen Lothar Zachmann: „Entweder sind alle dabei oder das Vorhaben ist gescheitert.“
Überlastung der Ehrenamtlichen?
Thomas Vizl (geo-net) bezeichnete sich als Verfechter von Kooperation. Nicht alle Umlandgemeinden beteiligten sich am Programm der Dorferneuerung; deshalb sei ILE eine Chance für sie. Sorgen macht Vizl, dass auch hier ehrenamtliche Mitarbeit vom Bürger erwartet wird. „In Gerolzhofen wird das bei den vielen Konzepten immer schwerer.“ Das sah auch Thorsten Wozniak (Die Jungen) so. „Auf Dauer werden die Leute demotiviert.“
„Gerolzhofen ist der Hauptzahler und hat am wenigsten davon. 3500 Euro sind viel Geld“, begründete Thomas Zink seine spätere Ablehnung in der Abstimmung, mit der er allerdings alleine stand.