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SCHWEINFURT: Stadt will Heeresstraße nicht geschenkt

SCHWEINFURT

Stadt will Heeresstraße nicht geschenkt

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    Von einer halben Million bis zu fünf Millionen könnte der Ausbau der Heeresstraße kosten. In beiden Fällen zu viel, so die Stadt.
    Von einer halben Million bis zu fünf Millionen könnte der Ausbau der Heeresstraße kosten. In beiden Fällen zu viel, so die Stadt. Foto: Horst Breunig

    Der Landrat hat schon abgewunken, der Oberbürgermeister spricht gar von einem Danaer-Geschenk: Es sieht nicht so aus, als ob die Heeresstraße bald für den Verkehr geöffnet wird. Wie berichtet, hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BImA der Stadt die einstmals von der US Army genutzte Asphaltpiste kostenfrei angeboten. Doch die Stadt ist nicht sonderlich erpicht darauf – weder auf die Kosten einer Ertüchtigung, noch auf den zusätzlichen Verkehrsweg selbst.

    Mit zwei Anträgen zum Thema hatten sich nun am Dienstag Bau- und Umweltausschuss sowie Haupt- und Finanzausschuss in einer gemeinsamen Sitzung zu befassen: Die CSU hatte beantragt, eine Anbindung der Heeresstraße an die B 286 zu prüfen und ein Verkehrskonzept zu erarbeiten. Die SPD wiederum wollte, dass die Stadt Haushaltsmittel für eine öffentliche Freigabe bereitstellt. Stadtrat Peter Hofmann zog den Antrag allerdings gleich zu Beginn der Diskussion zurück, er habe sich „in dieser Form erledigt“. Dennoch fühle er, Hofmann, sich nicht wohl, wenn eine Übernahme der Heeresstraße komplett abgelehnt werde.

    Bohrungen und Schürfungen haben ergeben, dass der Unterbau der Straße zu dünn und zu weich ist, und dass der – ebenfalls zu dünne – Asphaltbelag pechhaltig, an einer Stelle sogar „gefährlich pechhaltig“ ist.

    Wollte man die Straße so bald wie möglich freigeben und ginge man dabei von etwa 1000 Autos unter 3,5 Tonnen pro Tag aus, würde das bedeuten: Die Tragfähigkeit müsste erhöht, die belasteten Materialien müssten entsorgt und ersetzt werden. Kosten: rund 280 000 Euro.

    Hinzu kämen 70 000 Euro für Markierung und Beschilderung. Und die Kosten für den Gewässerschutz in den Trinkwasserschutzzonen, die die Heeresstraße durchquert. Diese sind aber erst zu beziffern, wenn entschieden ist, wie die Straße künftig klassifiziert werden soll – das Spektrum könne von „gering bis erheblich“ reichen.

    Da stelle sich die Frage nach dem Nutzen, so Baureferent Ralf Brettin: „Welchen Zweck soll die Heeresstraße haben?“ Schweinfurt sei über Bundesstraßen und Autobahnen gut erreichbar. „Eine Öffnung würde bestimmte Probleme auf Schweinfurter Gemarkung nicht lösen.“ Der Kohlendioxid-Ausstoß finde dann eben an anderer Stelle statt.

    Brettin stellte mehrere verkehrsplanerische Einschätzungen vor. Demnach würden auf einer direkten Verbindung zwischen B 286 und Niederwerrner Straße gut 4000 Autos pro 24 Stunden rollen, was zwar Benno-Merkle-/Rhönstraße, Maibacher Straße, Paul-Gerhardt-Straße und Richard-Wagner-Straße um bis zu 2000 Autos entlasten, der Florian-Geyer-Straße aber ein Plus von 1700 Autos bescheren würde. Eine Abzweigung auf halbem Weg Richtung Hainig/Niederwerrn würde 6000 Autos anziehen und neben einigen Entlastungen für bis zu 2600 Autos mehr in der Maibacher Straße nördlich des Theuerbrünnleinswegs und in der Gretel-Baumbach-Straße sorgen.

    Brettins Fazit: Es sei mit Kosten von mindestens einer halben Million Euro zu rechnen, um 3000 bis 4000 Fahrzeuge umzuleiten. Dabei sei die Heeresstraße nicht mehr als „eine gedachte Linie zwischen A und B“. Will sagen: Ein im Grunde unumgänglicher Neubau wäre mit kompletter Neuplanung, Grunderwerb und der Verbreiterung einer Unterführung verbunden. „Und da sind Sie dann schnell bei 5 Millionen Euro.“

    Sinan Öztürk (Die Linke) zeigte sich überzeugt: „Ich erkenne den Vorteil für die Stadt Schweinfurt nicht.“ Reginhard von Hirschhausen (Grüne) sähe die Straße dennoch gerne in der „Verfügungsgewalt“ der Stadt: „Was spricht dagegen, sie sich schenken zu lassen und nichts damit zu machen?“ Baureferent Brettin warnte: Das werde nicht durchhaltbar sein. Oder, wie es Oberbürgermeister Sebastian Remelé formulierte: „Der öffentliche Druck würde sich dann ausschließlich gegen die Stadt Schweinfurt richten.“

    Ralf Hofmann (SPD): „Es ist offenbar in der DNA des Schweinfurters verankert, dass uns die Heeresstraße mindestens 90 Prozent unserer Probleme löst.“ Er riet deshalb, mit dem Thema offensiv in die Öffentlichkeit zu gehen: „Es würden keine Lösungen, sondern Probleme geschaffen werden.“

    Verständnis herrschte für das Anliegen der Gemeinde Dittelbrunn, aus der Heeresstraße eine Ortsumgehungzu machen. Der Abschnitt zwischen Ortsrand und B 286 liegt aber noch auf städtischer Germarkung. CSU-Fraktionschef Stefan Funk regte deshalb im Sinne der interkommunalen Zusammenarbeit an, im Gespräch zu bleiben. So sah denn auch – nach etlichen Umformulierungen – der Beschluss aus: Falls Dittelbrunn auf eigene Kosten den städtischen Abschnitt ausbauen will, ist die Stadt zu Verhandlungen bereit. Den gesamten Abschnitt der Heeresstraße auf ihrer Gemarkung aber will sie – „derzeit“ – nicht geschenkt haben.

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