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MICHELAU: Stämme und Getreide

MICHELAU

Stämme und Getreide

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    Das Mühlengehöft um 1930: Bis heute haben sich die Gebäude teils stark verändert.
    Das Mühlengehöft um 1930: Bis heute haben sich die Gebäude teils stark verändert.

    Eingerahmt von Wiesen, hohen Bäumen und dem schlängelnden Lauf der Volkach liegt die Haudersmühle. Bis zur Dorfmitte von Michelau ist es ein gutes Stück zu Fuß. Idylle und Friedlichkeit liegen über dem einsam gelegenen Gehöft, auf dem zwei Hunde herumtollen und eine Schar Hühner neugierig Ausschau nach Besuchern hält. Heute dient die Haudersmühle einzig und allein als Wohnstätte der Familie Finster. Dreht man aber das Zeitrad um 50 Jahre zurück, taucht man in eine kleine Welt ein, in der noch Mühlengeklapper und malmende Mühlsteine zu hören waren.

    Auf der Suche nach dieser Zeit muss man die Augen gut offenhalten, denn an den Mühlenbetrieb vergangener Zeiten erinnert auf dem 17 000 Quadratmeter großen Mühlengrund heute nicht mehr viel. Zumindest auf den ersten Blick. Lediglich zwei in eine Mauer eingelassene Mühlsteine verraten eine geschäftige Mühlenvergangenheit. Der Mühlbach, der einst von der Volkach abzweigte und das etwa vier Meter hohe Mühlrad bewegte, existiert nicht mehr. Auch das Rad ist verschwunden.

    Doch Ferdinand Finster, das älteste noch auf dem Gehöft lebende Familienmitglied, kennt ein Fleckchen, an dem noch ein Hauch von Mühle in der Luft liegt. Behutsam öffnet er die Tür zu einem kleinen Gebäude auf dem Gehöft und tritt mit seiner Frau Doris ins dämmrige Innere. Leises Plätschern ist da zu hören, und tatsächlich stößt man nach wenigen Schritten auf ein Wassersammelbecken, das sich am linken Ende zu einem dunklen Schacht verjüngt.

    „Hier stand früher das Mühlrad“, erzählt Ferdinand Finster, als er auf halber Raumlänge stehen bleibt. Von der einen Seite kam früher der Mühlbach an, auf der anderen Seite floss das Wasser wieder in dem heute noch sichtbaren Kanal in Richtung Volkach ab. Während der Mühlbach allerdings verschwunden ist, existiert der verrohrte Volkach-Zufluss noch. Und das hat einen ganz einfachen Grund: Unter dem ehemaligen Mühlengebäude entspringen Quellen, die stets für neuen Wasserzufluss sorgen. Und der muss wieder abgeleitet werden.

    Im 14. Jahrhundert erwähnt

    Wie viele Jahrhunderte die Mühle geklappert hat, ist ungewiss. Urkundlich, so berichtet Doris Finster, sei sie jedoch zum ersten Mal im 14. Jahrhundert erwähnt. 1856 kam die Mühle schließlich in den Besitz der Familie Finster. Über drei Generationen hinweg funktionierte der Mühlenbetrieb reibungslos. Ferdinand Finsters Großvater übergab den Betrieb an seinen Sohn, und der legte das Geschäft wiederum in die Hände des Sohnes Ferdinand.

    Dass die Mühle immer „Haudersmühle“ genannt wurde, lag an ihrer Nutzung. Im Gegensatz zu solchen Mühlen, die ausschließlich zum Mahlen von Getreide oder Rinde genutzt wurden, bewegte die Wasserkraft der Haudersmühle neben Mahlsteinen zum Herstellen von Mehl und Schrot auch ein Sägegatter zum Zerkleinern von Baumstämmen. Die Stämme wurden seit jeher von der Familie aus den Wäldern „gehaudert“, das heißt mit Pferden heraustransportiert.

    Ende des Sägebetriebs

    Natürlich gab es über die Jahre hinweg hier und da Veränderungen. Die Pferde zum Holzschleppen wurden durch Traktoren ersetzt und das Holzgeschäft auf dem Familiengehöft eingestellt. 1956 schließlich legten die Finsters die Mühle still, denn das Sägeblatt in der Haudersmühle konnte den Ansprüchen der schnelllebigen Zeit nicht mehr gerecht werden. Eine Modernisierung hätte zu viel Aufwand bedeutet. Außerdem bekam Ferdinands Bruder ein modernes Sägewerk an der Hauptstraße – und da war der Mühlenbetrieb überflüssig.

    Mit dem Ende des Sägebetriebs ging eine Ära in der Haudersmühle zu Ende. Verschwunden sind die Bilder von Baumstämmen, die am Mühlbach liegen, und Menschen, die ihre Getreidesäcke auf den Hof bringen. Was bleibt, sind die Erinnerungen und der Name der Mühle. Nach wie vor werden die Finsters in Michelau nicht bei ihrem richtigen Nachnamen genannt. Man nennt sie immer noch liebevoll nur die „Haudersmüller“.

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