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OBERWERRN: Starke Gefühle in den Gezeiten der Trauer

OBERWERRN

Starke Gefühle in den Gezeiten der Trauer

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    Wie die Trauer gestalten, die Phasen des Abschiednehmens durchleben? Ein Ort der Erinnerung an einem Grab, wie hier auf unserem Symbolbild, ist die eine Seite, ganz persönliche Trauerarbeit die andere.
    Wie die Trauer gestalten, die Phasen des Abschiednehmens durchleben? Ein Ort der Erinnerung an einem Grab, wie hier auf unserem Symbolbild, ist die eine Seite, ganz persönliche Trauerarbeit die andere. Foto: Foto: Axel Heimken/dpa

    Abschiede, nicht nur von lieb gewordenen Menschen, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Leben. Menschen verabschieden sich von ihren Kinderschuhen, dem Elternhaus, Lebensabschnitten, ihrer Heimat, Arbeitsplätzen, Freunden oder ganz einfach von Träumen und Hoffnungen. Eine unumkehrbare Form des Abschieds ist der Tod eines nahestehenden Menschen, denn der reißt ein tiefes Loch in das eigene Dasein.

    Es beginnt eine Zeit der Trauer, die mal früher mal später, mal schubweise und dann wieder auf leisen Sohlen daherkommt – fest steht nur, dass sie kommt. Wie man mit diesen „Gezeiten der Trauer“ umgeht und es schließlich schafft, den Aufbruch in ein neues, wenn auch anderes Leben, zu schaffen, war Thema eine Nachmittages im Pfarrheim Oberwerrn, zu dem der Kranken- und Seniorenbesuchsdienst der Region Schweinfurt eingeladen hatte.

    Mit der Kur- und Klinikseelsorgerin Maria Platz, die am Rhön-Klinikum in Bad Neustadt tätig ist, hatte man eine Referentin gewonnen, die sich auskennt mit dem Abschied nehmen im Leben und – nicht minder wichtig – dem Zurückfinden in eine neue Lebenswirklichkeit. Helga Dietz, Leiterin des Kranken- und Seniorenbesuchsdienstes, begrüßte die Referentin aus dem Nachbarlandkreis.

    Es geht nicht um Vergessen, sondern um Veränderung

    „Es geht nie darum einen Menschen zu vergessen, sondern eher darum zuzulassen, dass die Beziehung sich verändert“. Mit Sätzen wie diesen machte sie den Gästen im voll besetzten Pfarrheim Mut, eine Verbundenheit zum Verstorbenen über den Tod hinaus zuzulassen, denn „alle Kulturen kennen das“.

    Die Zeit der Trauer lasse sich grob in fünf Phasen, wie sie von der Holländerin Ruthmarijke Smeding beschrieben wurden, aufteilen. „Schleusenzeit“, das sind die ersten Tage nach dem Tod. Wie für ein Schiff in der Schleuse gibt es keine Möglichkeit der Umkehr mehr, das Unfassbare ist geschehen. „Da muss man durch, gut wenn man einen Lotsen hat.“ Rituale des Abschieds werden gestaltet, das Nötige wird getan, für Trauer bleibt kaum Zeit.

    Spuren des gemeinsamen Lebens

    Die setzt in der „Janus-Zeit“ ein. Wie der darin beschriebene Gott hat auch diese Zeit zwei Gesichter. Einerseits ist der Verstorbene noch sehr präsent – der Mantel hängt noch an der Garderobe, manchmal glaubt man die vertraute Stimme zu hören. Gleichzeitig sind da Schmerz, Leere und die Notwendigkeit, den Alltag zu organisieren. Diese Zeit der zwei Gesichter koste viel Kraft, so Platz, denn der Trauernde pendelt förmlich zwischen „nicht wahrhaben wollen, was geschehen ist“ und den Bemühungen, selbst zurück ins Leben zu finden.

    Es geht weiter – weiterleben lernen mit dem Verlust. Das prägt die dritte Phase, die „Labyrinth Zeit“. Wie in einem Labyrinth begreift man, dass es ein Ziel gibt, wenn auch der Weg dahin auf seinen verschlungenen Pfaden noch nicht so klar ist. „Wie in einem echten Labyrinth wäre der einzig echte Fehler in dieser Zeit, einfach stehen zu bleiben“, so Platz.

    Das tiefe Loch wird langsam kleiner

    Auch wieder einmal fröhlich sein, im Leben nicht nur den Regen, sondern auch wieder die Sonne zu sehen, sind Charakteristika der „Regenbogen-Zeit“. Auch für den Regenbogen braucht es Sonne und Regen. Das tiefe Loch des Verlustes steht nicht mehr im Mittelpunkt, das eigene Leben bekommt wieder Farbe. Die Verbundenheit zum Verstorbenen verändert sich, bekommt oft eine neue Qualität.

    Wie eine sich öffnende Spirale, sie beschreibt die fünfte Phase der Trauer, öffnet sich der Trauernde für das Leben, ohne das Bisherige zu leugnen. „Immer wieder kreisen die Gedanken um den Verstorbenen, kann wieder Trauer aufbrechen“, so Maria Platz. Dennoch ist alles anders, das Grundgefühl des Regenbogens mit Sonne und Regen herrscht vor.

    Zwischen „funktionieren müssen“ und loslassen

    „Trauer braucht Zeit, was wann kommt, ist schwer zu steuern“, so Maria Platz. Oft verhindern Schutzmechanismen und das Gefühl, „funktionieren zu müssen“, den Einstieg in die Trauerarbeit. Getan werden muss sie dennoch, denn ohne Trauer und Loslassen wird es schwer mit dem Neustart in ein neues Kapitel des eigenen Lebens.

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